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Fördergerüst Schacht 2. Foto Burkhard Kelberlau 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Fördergerüst Schacht 1. Foto 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Erhaltenes Fragment der Fördermaschine. Foto 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Fördergerüst Schacht 2. Foto 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Dinslaken / Bergbau / Route Industriekultur

Dinslaken_Zeche Lohberg
Hünxer Straße

Links
Ralf Schreiber: Türkei will Fördertürme, in: Rheinische Post 22.11.2008
Sebastian Mühleis: Hände weg von Lohbergs Wahrzeichen, in: Rheinische Post 22.11.2008
Jörg Werner: Politik sauer auf Verwaltung, in: Rheinische Post 3.12.2008
Jörg Werner: Fördertürme: Kaum Hoffnung, in: Rheinische Post 9.12.2008
Jörg Werner: Verwirrung um Fördertürme, in: Rheinische Post 10.12.2008

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Zeche Lohberg in Dinslaken

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Zeche Lohberg. Schacht 1. Foto um 1930

 

Walter Buschmann
Zeche Lohberg in Dinslaken

Geschichte
Die Firma Thyssen hatte bis zum Beginn des Ersten Welkriegs das größte Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets geschaffen. Die Zeche Lohberg (Gründungsanlage 1906-15) ist als einzige Gesamtanlage aus diesem riesigen Bergbau-Imperium überliefert mit zahlreichen erhaltenen Gebäuden aus der Gründerzeit. Besonders bemerkenswert sind die Fördergerüste mit einem Zschetsche-Gerüst von 1910/11über Schacht 1 und einem Schupp-Gerüst von 1955/56 über Schacht 2

In Wechselbeziehung zum Ausbau der von August Thyssen begründeten eisen- und stahlindustrieellen Werke in Duisburg-Hamborn, Duisburg-Meiderich, Mülheim/Ruhr und Dinslaken entstand in den Jahrzehnten an der Wende zum 20. Jahrhundert durch den Thyssen-Konzern ein Netz bergbaulicher Anlagen zur Versorgung der eigenen Eisen- und Stahlwerke mit Steinkohle. Erste Gespräche und Planungen zum Bau der Zeche Lohberg nördlich von Duisburg gab es in den Jahren 1900 und 1901. Auf der Grundlage von Mutungsbohrungen wurde der Standort an der Landstraße Dinslaken - Hünxe festgelegt, weil die Steinkohle hier in verhältnismäßig geringer Teufe anstand und im darüber lagernden Deckgebirge keine dem Abteufen hinderlichen Schwimmsandschichten zu erwarten waren. 1902 wurden die Grundstücke zum Bau der Übertageanlagen und der schon damals geplanten Siedlungen erworben, in den Jahren 1903/1904 die Grubenfelder verliehen. 1905 erfolgte die Gründung der Gewerkschaft Lohberg, deren Vorstand August, Josef und Fritz Thyssen bildeten, sowie Bergassessor Arthur Jacob, der für Planung und Aufbau der Zeche zuständig war und 1904 bis 1918 leitender Direktor des Thyssen-Bergbaus war. Später trat noch Julius Thyssen in den Vorstand ein.

Der 1906 vorgelegte Betriebsplan sah eine Doppelschachtanlage mit Aufbereitung, Kokerei und Ringofenziegelei vor. Die beiden Schächte waren in einem Abstand von 130 Metern zueinander und in einer Entfernung von 160 bis 170 Metern zur vorbeiführenden Hünxer Straße geplant. Dieser Plan wurde in seiner grundlegenden Disposition verwirklicht. Die Wäsche entstand allerdings erst nach dem 1. Weltkrieg 1925-27. Die geplante Kokerei wurde wohl im Hinblick auf die großen Produktionskapazitäten der Thyssen-Kokereien in Duisburg nicht gebaut.

1906 begannen die vorbereitenden Arbeiten zum Abteufen der Schächte im Gefrierver­fahren, 1909 war der eigentliche Abteufbeginn und 1910 wurde die Steinkohle bei 477 m (Schacht 1, d= 6,3 m) und 481 m (Schacht 2) erreicht. Für Schacht 1 waren 1913 die Teufarbeiten bei 771 m und Schacht 2 bei 666 m abgeschlossen. 1914 wurde die regelmäßige Förderung aufgenommen. In den Jahren 1906-15 entstanden im wesentlichen die Übertageanlagen der ersten Entwicklungsphase des Bergwerks. Alle Bauanträge und Zeichnungen zwischen 1906 und 1918 waren unterzeichnet von dem Bergwerksdirektor Arthur Jacob und für die Bauausführung von Hesse.

Das Bergwerk Lohberg hatte seine Förderleistung von anfänglich (1915) 475.501 t bis Mitte der 1920er Jahre auf einen vorläufigen Spitzenwert von 829.000 t steigern können. Die Tagesleistung war von 2500 t auf 3500 t gestiegen und die Zahl der Bergleute lag 1925 bei knapp 3000.

Zur Unterbringung der Belegschaft entfaltete der Thyssen - Bergbau eine rege Wohnbautätigkeit. Direkt gegenüber dem Zechentor entstand ab 1907, mit Höhepunkten  1911 und 1914, eine der größten Siedlungen des Ruhrbergbaus mit 1016 Wohneinheiten. Die Siedlung ist nach einem einheitlichen Bebauungsplan angelegt worden und bietet auf einem zusammenhängenden Areal Wohnraum für Beamte und Arbeiter. Zur Siedlung gehören ein Ledigenheim und Versorgungseinrichtungen. Im Mittelpunkt liegt der Johannesplatz, auf den sich sternförmig ein System überwiegend leicht gekrümmter Straßen bezieht. Am Rand der Siedlung liegt das Casino, das mit dem 1922/23 gestalteten Platz vor dem Zechentor, ein wichtiger zentraler Ort der Gesamtanlage ist.

1926 wurde Schacht 1 bis zur 4. Sohle (= 852 m) und 1929-31 Schacht 2 bis zur 3. Sohle (=734m) abgeteuft. Lohberg erreichte 1939 den Leistungsstand einer Großschachtanlage mit einer Jahresförderung von knapp 1,3 Mio t.

Nach dem Krieg wurde durch ein umfangreiches Ausbauprogramm (Arch. Fritz Schupp) 1955-60 die Tagesleistung von 4500 t auf 8500 t gesteigert. Die Zahl der Beschäftigten lag bei knapp 5000. 1975/76 konnte noch einmal eine gewaltige Leistungssteigerung von 10. 000 auf 13.000 Tagestonnen erreicht werden. Lohberg förderte 1979 mehr als 3,1 Mio t Kohle mit 4528 Beschäftigten. Das Bergwerk war 1960-66 mit dem Wetterschacht 3 und 1982-87 mit dem Wetterschacht Hünxe ausgestattet worden. Die Zeche ist noch in Betrieb.

Die Gesamtanlage
Das ursprüngliche, 1906 vorgelegte Konzept der Übertageanlage ordnet die Gebäude in drei nord-südlich ausgerichtete Reihen parallel zur vorbeiführenden Landstraße. Im Zentrum der ersten Reihe liegt das Verwaltungs- und Kauengebäude, flankiert von den Fördermaschinenhäusern. In Änderung des Planes wurde später zwischen Kaue und Fördermaschinenhaus von Schacht 1 das Kesselhaus gelegt. Das Zentralmaschinenhaus fügt sich nördlich und das Werkstattgebäude mit Magazin südlich an. Alle diese Gebäude waren am Zechenplatz entlang einer geraden Fluchtlinie angeordnet. Die zweite Reihe bilden jenseits der Zechenstraße die beiden Fördergerüste mit zugehörigen Schachthallen. Dem Schacht 1 ist die Separation in einer großzügig ausgebildeten Stahlfachwerkhalle zugeordnet. Daran schließt sich nördlich die Wäsche an. Schacht 2 ist nach seiner Erneuerung (1955-60) ein relativ eigenständiger Komplex mit Fördergerüst, Schachthalle und den beiden Fördermaschinenhäusern. Die zweite Reihe wird im Süden ergänzt durch Lüftergebäude, Elektrowerkstatt und Schalthaus. In der dritten Reihe, östlich der Gleisanlagen des Zechenbahnhofes, lag die heute nicht mehr erhaltene Ringofenziegelei, an deren Stelle sich heute die große Misch- und Lagerhalle befindet.

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Ansicht von Nordwesten. Im Vordergrund die Wäsche, dominant dahinter das Fördergerüst von Schacht 2. Schacht 1 ist auf diesem Bild durch die Wäsche verdeckt. Foto Burkhard Kelberlau 2006

In Ergänzug zur Nord-Süd-Ausrichtung der Gebäude gibt es eine quer dazu verlaufende Erschließungsachse, die sich vom Tor zum Zechenplatz erstreckt. Den Auftakt dieser Erschließungsachse bildet von dem Zechentor eine Platzanlage, die in ihrer Wirkung bis auf das jenseits der Hünxer Straße liegende Casino berechnet ist. Im Zechengelände wird dieser Platz begrenzet durch das winkelförmig ausgebildete Verwaltungsgebäude und das mit einem kleinen Turmbau versehene Sozialgebäude. Die leider untergegangene Gestaltung der Außenanlagen vor dem Tor, wie auch die riegelartig wirkenden Anbauten an das Pförtnerhaus (Auto- und Fahrradunterstand von 1937/39) beeinträchtigen diese Platzanlage, die auch ein optisch-/städtebauliches Bindeglied zwischen Zeche und Siedlung darstellt.

Von der Schachtanlage sind die Bauten der Gründungsanlage (1906-15) ein Beispiel für die inzwischen selten gewordene Gesamtdisposition eines Bergwerkes der Jahrhundertwende (vgl. Niederberg 1/2 in Neukirchen-Vluyn, Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort, Rheinpreußen 4 in Moers). Dazu kommt der 1955-60 erneuerte Schacht 2 als Zeugnis der berg­baulichen Boomzeit nach dem Krieg und Dokument herausragender Industriearchitek­tur.

Fördergerüst Schacht 1 (1), 1910/11
Eingeschossiges deutsches Strebengerüst mit vier nebeneinan­derliegenden Seilscheiben (d= 6,0 m). Höhe bis zu den Seilscheibenträgern 37,0 m. Die beiden Streben sind als kastenför­mige Fachwerkkonstruktionen ausgeführt, entwickeln sich punkt­förmig aus den Fundamenten und werden unterhalb der Seilscheibenbühne durch Vollwand­träger verbunden. Zur Seilscheibenbühne vermitteln kurze Stummelstützen. Über den Seilscheiben ist die Kranbahn zur Auswechslung der Seilscheiben mit einer Well­blechüberdachung erhalten. Das Führungsgerüst ist in allen Gefachen mit kreuzförmig angeordneten Diagonalstäben ausgesteift. Auf Höhe der Hängebank sind die Schachttore, die Si­gnalanlage des Anschlägers und die Aufschiebevorrichtung für die Förderwagen erhalten. Die vieretagigen Förderkörbe für je zwei hintereinander stehende Förderwagen pro Etage oder 68 Mann bei Seilfahrt, mußten zur Entladung oder Beschickung dreimal umgesetzt werden. Hölzerne Spurlatten, Prellböcke und Fangvorrichtung sind im Führungsgerüst erhalten. Die zur Seilscheibenbühne führende Treppe ist umlaufend um das Führungsgerüst ausgebildet.

Das Fördergerüst von Schacht 1 der Zeche Lohberg ist noch der von dem Ingenieur Promnitz 1874/75 entwickelten Konstruktionsart zuzurechnen, nimmt aber in der Strebenausbildung Konstruk­tionsideen von Zschetsche (1899) und Klönne (1903) auf. Nach Abbruch der Fördergerüste der Zechen Emil Mayrisch 1 in Alden­hoven und Eduardschacht der Grube Anna in Alsdorf gibt es vergleichbare Konstruktionen in Westdeutschland nur noch auf der Zeche Westfalen in Aalen. Weitere Beispiele dieser Bauart finden sich dann nur noch im Saarland.

Schachthalle und Sieberei, Schacht 1(2), 1910/1927/1955
Im Kern wurde die Anlage etwa zeitgleich mit dem Fördergerüst 1910/11 erbaut.  Die von der Firma Baum/Herne gelieferte Sieberei hatte eine Verarbeitungskapazität von 4000 t Rohkohle in 14 Stunden. Nach dem Bau der Wäsche 1925-27 hatte die Sieberei nur noch 30 % der Förderung zu verarbeiten. 1927 und 1955 wurde die Doppelhalle zur Zechenstraße mit Flachdachhallen erweitert.

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Schacht 1 mit Schachthalle/Sieberei, Wäsche(rechts) und Fördermaschinenhäusern. Foto um 1930

Das zur Gründungsanlage zählende Bauwerk ist eine Stahlfachwerkdoppelhalle mit tonnenförmigen Dächern. Im Firstbereich befinden sich Belichtungs- und Belüftungsraupen. Die Doppelhalle ist über den Gleisanlagen des Zechenbahnhofs mit einer Subkonstruktion aus genieteten Stahlstützen angeordnet, so daß sie von Eisenbahnwaggons zur Verladung der Kohle unter­fahren werden konnte. Oberhalb dieser Stützen erhebt sich eine Tragkonstruktion aus Bogenbindern mit Strebenfachwerk. In den mit Ziegeln ausgemauerten Stahlfachwerkfassaden sind Segmentbogen- und Rechteckfenster mit Metallsprossen eingefügt. Die Fenster werden mittig durch Stiele und zuweilen zusätzlich durch Riegel geteilt. Schlankhochrechteckige Ausbildung der Gefache. Die Dachdeckung besteht aus Wellblech. Eine andere Formensprache zeigen die Erweiterungen der Schachthalle von 1927 und 1955 zur Zechenstraße mit vorgehängten Stahlfachwerkfassaden, Fensterbändern und Flachdächern.

Auf Hängebankebene befindet sich der Wagenumlauf mit ursprüng­lich fünf, heute zwei Kreiselwippern (Wipperhalle). Von hier aus gelangte die geförderte Rohkohle auf die Schwingsiebe und fünf Lesebänder in der darunter liegenden Lesehalle. Schwingsiebe und Lesebänder sind nicht erhalten.

Fördermaschinenhäuser Schacht 1 (3), 1911/1921
Backsteindoppelhalle über Sockelgeschoß mit Satteldächern über genieteten Stahlbindern (Ständerfachwerk). Die Belichtungsraupen sind bis in die Giebel hineingezogen und geben ihnen eine treppenförmige Stufung. Gliederung der Außenfassaden mit Backsteinlisenen, die in den Giebeln stützpfeilerartig mit weich geschwungenen Stützpfeilerabdeckungen ausgebildet sind. Segment­bogenfenster mit Metallsprossen. Über dem Kämpferbereich der Fenster sind die zurückliegenden Wandfelder der Trauffassaden verputzt mit abschließenden Konsolfriesen unter der Traufe. Die Giebelfassaden tragen über den Fenstern eine lebhafte Gliederung aus Backsteinlisenen und schmalen Putzstreifen. Die zur Zechenstraße gelegenen Zugänge sind portalartig ausgebildet mit schlicht gestalteten Pilastern, Architravbalken und gestelztem Giebeldreieck.

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Fördermaschine. Foto um 1930

Ausstattung: Auf die Ebene der Fördermaschinen führen hinter den Zugängen Steintreppen mit Metallstabgeländern und Holzhandläufen. Fliesenbelag und Fliesenauskleidung im Sockelbereich teilweise aus der Bauzeit erhalten. Die Träger der Kranbahn sind pilasterartig ausgebildet. Die aufwendige Ausmalung zwischen den Pilastern, ist heute nicht mehr sichtbar. Über den Kranbahnen Doppelbrückenkräne von 1911 (nördl. Förderung) und 1920 (südl. Förderung). In der Doppelhalle stand je eine Dampffördermaschine. Beide Maschinen wurden 1993 gegen Elektrofördermaschinen ausgetauscht und verschrottet. Die Dampfördermaschinen hatten folgende Daten:

Südliche Förderung: Zwillings-Tandem-Dampfförderma­schine der Maschinenfabrik Thyssen & Co von 1921 (Zy­linderdurchmesser 1249 mm Hochdruck und 801 mm Niedrigdruck, Kolbenhub 1100 mm, Leistung 3000 PS, Fördergeschwindigkeit 8 m/s Personen und 18 m/s Pro­dukte). Koepe-Treibscheibe mit einem Durchmesser von 7,0 m. Der Teufenstandszeiger wurde 1928 von der Fa. Eisenhütte Prinz Rudolph (ERP) Dülmen AG geliefert. Steuerstand des Fördermaschinisten mit Druck- und Temperaturanzeige war erhalten.

Nördliche Förderung: Zwillings-Tandem-Dampffördermaschine der Maschinenfabrik Thyssen & Co von 1911. (Techn. Daten wie südl. Fördermaschine). Koepe-Treibscheibe mit einem Durchmesser von 7,0 m. Teufenstandszeiger von Eisenhütte Prinz Rudolph Dülmen AG, Bauart Iversen. Steuerstand des Fördermaschinisten mit Druck- und Temperaturanzeiger aus der Bauzeit der Maschine war erhalten.

Fördergerüst Schacht 2 (4), 1955/56/1975; Arch.: Fritz Schupp, Hersteller: Dortmunder Union
Der Schacht 2 wurde in zwei Bauabschnitten erneuert. 1955/56 wurde über dem alten Fördergerüst von 1915 (gleiche Konstruktion wie das Fördergerüst von Schacht 1) das von Fritz Schupp entworfene Doppelstrebengerüst erbaut. Es wurde zunächst nur auf der nördlichen Seite für die Gefäßförderung mit 18 t Skips in Betrieb genommen. Das alte Fördergerüst blieb unter dem neuen Gerüst bis 1975 bestehen und bediente die Gestellförderung in den südlichen Trummen. 1975 wurde es abgebrochen und das neue Fördergerüst mit dem jetzt erst er­bauten südlichen Fördermaschinengebäude übernahm auch die südliche Förderung.

Das neue Fördergerüst von 1955/56365 ist ein Doppelstrebengerüst in geschweißter Vollwandbauweise­. Mit einer Höhe von 70,5 m (obere Seilscheibenbühne 61,0 m) war es zur Bauzeit das höchste Fördergerüst im Ruhrbergbau. Die Streben laufen bis zur Kranbahn in ungebrochener Linienführung durch. Die Seilscheibenbühnen sind hinter den Streben zurückliegend angeordnet, so daß die Aufwärtsbewegung der Streben kaum unterbrochen wird und die enorme Höhe des Bauwerks zur vollen Entfaltung kommt. Die Streben sind untereinander mit K-Verbänden ausgesteift. Das unterhalb der unteren Seilscheibenbühne endende Führungsgerüst ist statisch vom Strebengerüst unabhängig, so daß die Belastung der besonders von Korrosion beanspruchten Schachtträger erheblich verringert ist. Die vier Seilscheiben haben einen Durchmesser von 8,0 m. Das Gerüst für Lohberg 2 wurde gegen den Trend der damaligen Zeit, der zum Bau von Turmförderanlagen mit Mehr­seilförderung ging, realisiert. Um die hohen Lasten aus der Skipförderung zu bewältigen, wurde ein 74 mm starkes Förderseil (Flachlitzenseil mit Alueinlage) verwendet. Das Fördergerüst wird deutlich von der Gestaltungsabsicht des entwerfenden Architekten geprägt und weicht im Erscheinungsbild prägnant vom anderen Doppelstrebengerüst in Vollwandbauweise ab. Der Prüfbericht zur Statik in der Bauakte von 1955 (StDiBa) erlaubte sich die Bemerkung: "Die Bauweise ist neuartig und primär durch architektonische Rück­sichten bestimmt". Nach den schlech­ten Erfah­run­gen, die Schupp mit den seiner Meinung nach weniger gut gelungenen Nachbauten des Fördergerüstes von Zollverein 12 gemacht hatte, wollte er für das neue Gerüst in Dinslaken Patentschutz beantragen und suchte daher nach einer originellen, bisher noch nicht verwirklichten Form. Ein Patent wurde ihm zwar verwehrt, doch kam es in der Folgezeit zu keinem Nachbau der Lohberger Konstruktion. Als Variante des Doppelstrebengerüstes ist es von architekturhistorischer Bedeutung. Die ästhetische Qualität wird klar in den Fotos von Josef Stoffels und Bernd und Hilla Becher deutlich.

Schachthalle und Fördermaschinenhäuser Schacht 2(5), 1957/1975; Arch.: Fritz Schupp
Stahlfachwerkhalle auf kreuzförmigem Grundriß mit Flachdächern. Die zentral unter dem Fördergerüst liegende Schachthalle ist gegenüber den als Flügelbau­ten ausgebildeten Förder­maschinenhäusern leicht überhöht ausgebildet. Die Hallen werden getragen von einer Primärkonstruktion aus Zweigelenkrah­men. Die Vorhangfassaden sind für Schachthalle und nördliches Fördermaschinenhaus in Stahlfachwerk ausgeführt. Horizontale Gefache wechseln mit schlank-hochrechteckigen Feldern in den Fassadenabschnitten, die direkt vor den Zweigelenkrahmen stehen. Die großen Fensterflächen sind überwiegend horizontal gelagert, mit Metallsprossen, die schmale, hochrechteckige Scheibenfor­mate ergeben.

Das südliche Fördermaschinenhaus von 1975 wurde entgegen den ursprünglichen Plänen nach dem Tod von Fritz Schupp (1974) mit einer Trapezblechverkleidung ausgeführt. Der Bau dieses Fördermaschinenhauses war erst nach Abbruch des alten Fördergerüstes, das bis dahin noch für die südliche Förderung diente, notwendig geworden. Erst jetzt erreichte die technische Kapazität des Bergwerkes 13.000 t pro Tag.

Die Schachthalle gliedert sich in zwei baulich und funktional unterschiedliche Bereiche. Über den Gleisanlagen des Zechenbahnhofs ist der östliche Hallenteil (Separation und Lesebandhalle) mit Stützen aufgeständert, so daß sie von Eisenbahnwaggons unterfahren werden kann. Dieser Teil der Halle ist auch deutlich breiter als der westliche Bereich der eigentlichen Schachthalle.

Neben der Schachthalle steht an der Zechenstraße der in Stahlfachwerk ausgeführte Materialaufzug. Er ist über eine geschlossene Brücke mit der Schachthalle verbunden.
Ausstattung: Fördergerüst und Schachthalle sind für Gestell- und Gefäßförderung eingerichtet. Die nördlichen Trume sind mit einer Skipanlage versehen. Die Skips faßten 18, heute 22 t. Austragebänder und Abstreichplattenbänder dienen zur Förderung der Rohkohle vom Schacht zur Brecher- und Lesebandhalle.

Die südliche Förderung erfolgte mit vieretagigen Förderkörben. Als Hängebank und Wagenumlauf dient die Bühne + 17,0 m. Der Wagenumlauf ist mit Spitzkehren ausgestattet (vgl. die Zechen Sophia Jacoba in Hückelhoven und Osterfeld in Oberhausen). Nachdem die Wagen Kohle- oder Bergewipper passiert haben, werden sie über zwei Kettenbahnen zum Schacht zurückgeführt. Wahlweise können Großraumwagen mit 3000 l oder kleine Förderwagen  mit 1100 l benutzt werden.

Über der Hängebank dienen drei weitere Bühnen als Zugang der Bergleute zu den Fördergestellen bei Nutzung der südlichen Förderung für Seilfahrt. In der Brecher- und Lesehalle befinden sich drei Kurbelsiebsysteme (0-150 mm) für Rohwaschkohle, eine Brechanlage mit zwei Walzenbrechern für Stückkohle (+150 mm) und drei Nachlesebänder. Im nördlichen Fördermaschinengebäude ist die Elektrofördermaschine (Fa. Siemens, 1953) mit Treibscheibe aus der Bauzeit erhalten.
Die Gesamtanlage der Schachtanlage 2 ist eine interessante Variante zu den seit den 1930er Jahren gebauten Turmgerüst­anlagen. Das Fördergerüst muß, mit seinen allerdings sehr steil gestellten Schrägstreben, noch als Doppelstrebengerüst verstanden werden. Die eng an das Gerüst herangerückten Fördermaschinenhäuser entsprechen der von den Turmgerüsten gewohnten Disposition.

Zentralmaschinenhaus (6) 1912/13, 1920
Giebelständig zur Zechenstraße orientierte Backstein­halle über Sockelgeschoß mit Satteldach. Hochrechteckfenster mit Metallsprossen. Fassadengliederung durch Wandvorlagen. Die Flächen über den Fenstern der Trauffassaden sind verputzt. Über den Fenstern der Giebelfassade wechseln schlanke Putzstreifen mit Backsteinpfeilern in rascher Folge. Im Inneren werden die Kranbahnen getragen von pilasterartig ausgebildeten Wandvorlagen. Stahlbinder mit Ständer­fachwerk unter dem Dach. Das Zentralmaschinenhaus diente zur Drucklufterzeugung. Die ehemals hier aufgestellten Hoch- und Niederdruckkompressoren von 1912, 1914, 1916 und 1922 sind nicht erhalten.

Wasserturm (7), 1916/17
Intzebehälter mit 500 m3 Fassungsvermögen über genieteter Stahlkonstruktion. Die Stahlkonstruktion erhebt sich über einem eingeschossigen Ziegelbau mit achteckigem Grundriß. Zwischen den Ständern der Tragkonstruktion dienen Andreaskreuze zur Aussteifung. Der Tragring unter dem Behälter wird durch stärker dimensioniertes K-Fachwerk unterstützt. Über dem Behälter befindet sich eine Laterne mit einfacher zylindrischer Grundform.

Werkstatt und Magazin (8), 1906, 1914, 1937
In der 1906 zunächst nur zur Hälfte errichteten Halle war provisorisch die Kaue untergebracht. Nach der Erweiterung von 1914 befanden sich in der Halle: Gezäheschmiede, Reparaturwerkstatt für Förderwagen, Stem­pelschmiede, Dreherei, Schlosserei. Auf den Emporen waren Klempnerei, Sattlerei und Elektrowerkstatt. Durch eine feste Wand von der Werkstatt ge­trennt, war am südlichen Ende der Halle die Schreinerei und ein Stall für Grubenpferde. Das nördliche Kopfende des Bauwerks ist zweigeschossig ausgebildet für das Magazin.

Langgestreckte Backsteinhalle mit Satteldach und Belichtungsraupe über dem First. Dachkonstruktion der Halle aus Stahlbindern (Ständerfachwerk). Die Außenfassaden gegliedert durch Wandvorlagen, die im unteren Bereich stützpfeilerartig verstärkt sind. Schräge Stützpfeilerabdeckungen, etwa auf Kämpferhöhe. Auf­wendig gestaltetes Traufgesims mit metopenartigem Fries. Segmentbogenfenster mit Metallsprossen. Schluß- und Klobensteine aus Kunststein. Im Inneren ist die Halle drei­schiffig ausgebildet, wobei die Seitenschiffe teilweise mit Emporen versehen sind.

Kauen- und Verwaltungsgebäude (9), 1914/1
Nachdem 1912 zunächst die Kaue für 5000 Bergleute entstanden war, wurde 1914/15 das zum Zecheneingang orientierte zweigeschossige Verwaltungsgebäude mit Lohnhalle angefügt. Die Kaue war ursprünglich als Doppelhalle mit Satteldächern ausgebildet. Sie wurde 1939 und 1957 zur Zechenstraße erweiert und durch jüngste Baumaßnahmen mit Verblendung der Fassaden durch Trapezbleche stark verändert.

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Verwaltungs- und Kauengebäude. Foto 2007

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Lohnhalle. Foto 2007

Das weitgehend erhaltene Verwaltungsgebäude ist ein zweiflügeliger Backsteinbau auf rechtwinkligem Grundriß. Im Winkel zwischen den beiden Flügeln befindet sich eine viertelkreisförmige Freitreppe mit darüber angeordnetem Balkon. Die Rechteckfenster sind mit Natursteinumrahmungen und Steinfensterbänken versehen. Die kleinteiligen Sprossenfenster wurden kürzlich erneuert. Über dem Winkelbau erhebt sich ein Mansarddach mit Gauben. In der Südfassade ist das Treppenhaus durch einen einachsigen Risalit betont. Über dem Traufgesims setzt sich der Risalit fort und wird bekrönt durch einen halbkreisförmigen Giebel. Profilierte Einfassung des Giebelfeldes. Im Zentrum des Gebäu­des befindet sich die zweigeschossige, mit Emporen versehene Lohnhalle. Die Lohnhalle, ursprünglich mit auf­wendig gestalteter Lichtdecke und großen Schalterfenstern, ist durch Umbaumaßnahmen verändert.

Sozialgebäude (10), 1911/ um 1935
Das unmittelbar am Zecheneingang gelegene Gebäude wurde er­richtet für den Milchausschank, Speisesaal, Verbandsstube und Fahrradraum. Der Fahrradraum (direkt links an den Portikus anschließend), wurde später um zwei Achsen erweitert und mit einer Backsteinfassade versehen.

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Zecheneingang, Sozialgebäude und Schacht 2. Foto um 1930

Eingeschossiger Backsteinbau auf winkelförmigem Grundriß mit Satteldächern. Der höhere Gebäudeflügel orientiert sich zum Platz vor dem Verwaltungsgebäude mit einem Portikus (Öffnungen zwischen den Pfeilern zugemauert) und wird bekrönt von einem Turm auf Achteckgrundriß mit schiefergedecktem Helm. Im Portikus tragen zwei Eck- und ursprünglich auch zwei Mittelpfeiler ein prismatisch geknicktes Giebelfeld, das von Ziegelstreifen umrahmt und zweifach vertikal geteilt wird. In den zurückliegenden Wandfeldern befinden sich im Giebelfeld ornamentale und emblemartige Darstellungen, vermutlich aus Terracotta. Die hohen Rechteckfenster sitzen in knapp zurückliegenden, verputzten Wandfeldern oder sind mit Umrahmungen und Sohlbänken aus Naturstein versehen.

Das Sozialgebäude ist zusammen mit dem Pförtnerhaus und dem Verwaltungsgebäude Teil einer originell gestalteten Torsituation und formt die zum Zechenplatz führende Erschließungsachse.

Pförtnerhaus (11), 1917/1939
Der Bau war 1917 errichtet worden, "da durch Ausgabe von Lebensmitteln an die Arbeiter sehr viele Arbeiterfrauen und Kinder den Zechenplatz betreten müssen und nur durch Anstellung einer Aufsichtsperson für Ordnung gesorgt und Unbefugte vom Zechenplatz ferngehalten werden können".  Der Bau wurde 1937/39 erneuert und um einen Auto-, Fahrrad- und Motorradunterstand ergänzt.

Eingeschossiger, pavillonartiger Backsteinbau mit gestuftem Zeltdach. Fenster und Türen mit scharriertem Naturstein umkleidet. Die zum Tor orientierte Fensteranlage durch Natursteinstöcke vertikal geteilt.

Casino, 1909, Arch.: Neuls
Direkt gegenüber dem Zechtor angeordneter dreigeschossiger, traufständiger Putzbau mit zwei- und dreiachsigen Seitenrisalite. Zwei Zugänge mit Eingangsvorbau an der Rückseite und Freitreppen mit Eingangsvorbau an der südlichen Seitenfassade. Im Inneren ist die ehemalige Grundrißgliederung mit Restaurant, Gesellschaftszimmer und Billiardzimmer im Erdgeschoß und Wohnräumen sowie Einzelzimmern in den Obergeschossen erhalten.

Bedeutung
Das Bergwerk Lohberg folgte in seiner Gesamtkonzeption einem zur Entstehungszeit weit verbreiteten Anlageschema mit den beiden auf einer Linie angeordneten Schächten, den daran angrenzenden Gleisen für den Zechenbahnhof  und den an einer Zechenstraße ausgerichteten Übertageanlagen. Lohberg ist daher mit seinem Baubestand ein aussagekräftiges, über den Einzelfall hinausgehendes Beispiel zum Bergbau der Jahrhundertwende.

Hervorzuheben ist die relativ unverfälschte Backsteinarchitektur der Gebäude mit dem zeittypischen Wechsel von Putz- und Backsteinflächen als Gestaltungsmotiv. Interessant ist die durchgängige Verwendung von Ständerfachwerk zur Überdeckung der Halle und die imposante Bogenbinderkonstruktion der Schachthalle mit Sieberei von Schacht 1. Nur ganz wenige Hallen dieser Art, die regelmäßig zu den weitest gespannten Konstruktionen auf den Zechen zählten, sind erhalten.

Ebenfalle eine allgemeine Tendenz im deutschen Steinkohlenbergbau nach dem Zweiten Weltkrieg repräsentiert der Ausbau einer älteren Doppelschachtanlage durch Erneuerung einer Fördereinrichtung. Die Gestaltgebung der Anlage durch Fritz Schupp, mit einer eigenwilligen Formgebung des Fördergerüstes und der technischen Anlehung an die Turmgerüstanlagen, macht den Schacht 2 zu einem architektur- und technikgeschichtlich bedeutenden Objekt.

Schließlich sei auf die städtebauliche Bedeutung einer gestalteten Einheit von Zeche und Siedlung hingewiesen, mit einer originellen Lösung für die Ausbildung der Nahtstelle zwischen Wohnen und Arbeiten. Das hohe Fördergerüst von Schacht 2 wirkt weit in das niederrheinische Landschaftsbild hinein und hat die Dominanz einer Landmarke.

 Literatur:
Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien-Gesellschaft (Hg.), 10 Jahre Steinkohlenbergbau der Vereinigte Stahlwerke AG1926-1936, o.O. o.J. (Essen1936)

Henning, Hans: Bergwerk Lohberg 1909-1984, maschinenschriftl. Manuskript

Kantor, Josef: 75 Jahre Steinkohlen-Bergwerk Lohberg 1909-1984, o.O. o.J. (um 1984)

Schulz-Marin, Joachim: Die Dampffördermaschinen des Berg­werks Lohberg, in: Jahrbuch Kreis Wesel 1991, S. 86-88.- 9. Thyssen Bergbau am Niederrhein 1871-1921, Duisburg-Hamborn 1922

VSt (Hg.), Die Steinkohlen­bergwerke der VSt. Die Schachtanlage Lohberg in Dinslaken, o.O., o.J., Essen 1935

Wehling, Hans-Werner u.a.: Werks- und Genossenschaftssiedlungen im Ruhrgebiet 1844-1939, Bd. 1 Kreis Wesel, Essen 1990.


Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text.
Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier.
Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998, S. 220-237

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