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sortenturm
Sortenturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

schnitt
Schnitt durch die Kompressorenhalle mit den Kompressoren B und C / D

 

 

 

Objektführer / Route der Industriekultur / Bergbau

 

Dortmund_Kokerei Hansa



Texte
Anne Dercks / Debora Strupat. Seminararbeit RWTH Aachen / Lehrgebiet Denkmalpflege, WS 2007/08(gekürzte und für das Internet bearbeitete Fassung

 

 


Gesamtanlage. Lageplan 1928

schaubild27
Vorstudie zur Kokerei Hansa. Schaubild 1927

Anne Dercks / Debora Strupat.
Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde


Die Zentralkokerei Hansa ist die letzte erhaltene von 17 Kokereien, die während der gewaltigen Rationalisierungsanstrengungen in den 20er Jahren im Ruhrgebiet entstanden.

Gründe für den Bau der Kokerei Hansa waren die veraltete Technik der vier kleineren Kokereien in Dortmund, der Standort der Zeche Hansa sowie schließlich und hauptursächlich die Rationalisierungsbemühungen in den 1920er Jahren.

Als Zentralkokerei war die Kokerei Hansa Teil eines Produktionsverbundes von Bergwerk, Kokerei und Hüttenwerk. Da die Zentralkokerei einen Kokskohlendurchsatz besitzt, der über die Erzeugungsmöglichkeit einer einzelnen Schachtanlage hinausgeht, und daher Kohle verschiedener Schachtanlagen verarbeiten muss, ist sie mit Kohlenmischanlagen ausgerüstet.

Die 1928 in Betrieb genommene Großkokerei in Dortmund bezog die Steinkohle aus den benachbarten Zechen und lieferte Koks und Kokereigas an die Dortmunder Hüttenwerke. Der Koks diente zur Erzeugung von Roheisen. Das Koksofengas wurde als Energie für die Stahlöfen genutzt und war wichtiger Grundstoff für die chemische Industrie.

In den 1930er Jahren war die Kokerei Hansa mit einer Kapazität von 4800 Tagestonnen die größte Kokerei im Ruhrgebiet. Wegen erheblicher Kriegsschäden erfolgte 1945 die vorläufige Stilllegung. Doch schon 1946 wurden erste Anlagenteile wieder in Betrieb genommen. Die Kokerei wurde 1955 und 1958 weiter ausgebaut und bot etwa 800 Menschen einen Arbeitsplatz. Mit der Stilllegung der Kokerei in Dortmund-Hörde 1964 wurde die Kapazität der Kokerei Hansa noch einmal gesteigert: 1957 erreichte sie mit 5200 Tagestonnen ihren Höchststand.

Die Kokerei besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden und technischen Anlagen, von einer Ringstraße umgeben und durch ein Wegenetz aus Brücken, Stegen und Treppen miteinander verbunden. Der Architekt Helmuth von Stegemann und Stein hatte die Gebäude und technischen Einrichtungen streng nach dem Produktionsverlauf auf dem Gelände angeordnet und die Anlage insgesamt ausbaufähig gestaltet. Damit erfüllte er wichtige Anforderungen an den Industriebau der Moderne.

Seit 1998 stehen die wichtigsten Produktionsbereiche der Kokerei unter Denkmalschutz. Die Anlage befindet sich in der Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Kokerei ihre Geschäftsstelle betreibt.

eingang
Ehemaliger Werkseingang. Links die Kaue mit dem heutigem Infobereich. Hinter dem Tor: Kompressorenhalle. Foto 2012

Chronik der Kokerei
1927
Baubeginn der Großkokerei Hansa mit Nebenproduktengewinnung auf einem eigenen Terrain nördlich des Zechengeländes.

1928
Produktionsbeginn der Großkokerei mit zwei Koksofenbatterien.
Die Öfen produzierten täglich bis zu 2200 t Koks.

1930
Beginn der Versorgung der Dortmunder Union mit Kokereigas.

1931/32
Abschluss der ersten Bauphase der Kokerei. Beginn der Kokereigasabgabe an das Ruhrgasnetz.

1938-1941
Erweiterung der Kokerei um die Batterien III und IV mit dann 290 Koksöfen. Zu diesem Zeitpunkt ist Hansa die größte Kokerei im Ruhrgebiet.

schaubild38
Kokerei Hansa. Schaubild zur Erweiterung 1938

1945
Die Batterien I und II wurden vor dem Kriegsende so stark beschädigt, dass der
Kokereibetrieb kurzzeitig eingestellt wird.

1946
Wieder Inbetriebnahme erster Anlagenteile.

1949
Bau einer Kohlenbandbrücke von der Zeche zur Kokerei zur Rationalisierung der Transportwege.

1951
Die erneuerte Batterie II wird wieder in Betrieb genommen.
1955
Wieder Inbetriebnahme der Koksbatterie I. Hansa ist eine der größten Kokereien in Europa.

1957
Die Großkokerei erreicht in diesem Jahr mit rund 1.864.000 Tonnen Koks und einer Belegschaft von 782 Mann ihre Höchstproduktion.

1968
Letzte Erweiterung der Anlage mit der Batterie 0 (30 Öfen).

1969
Trennung der Kokerei von der Zeche.

1976
Errichtung Löschgleishalle für die Batterien 0 und 1.

1980
Stilllegung der Zeche Hansa nach 110jähriger Förderzeit. Die Kokerei wird mit der Eisenbahn von anderen Zechen versorgt.

1983
Errichtung der Kokstrockenkühlanlage (KTK).

1986
Stilllegung von zwei Koksbatterien.

1991
Das ehemalige Werkstättengebäude (,‚Alte Schmiede“) der Zeche Hansa aus dem Jahr 1903 wird unter Denkmalschutz gestellt.

1992
Endgültige Stilllegung der Kokerei(15. Dezember).

1995
Das Denkmal Kokerei Hansa wird zum Besitz der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

1997
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur richtet im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Kokerei ihre Geschäftsstelle ein.

1998 - 2002
Die meisten Anlagenteile der Kokerei werden unter Denkmalschutz gestellt. Der Erlebnispfad “Natur und Technik wird zwischen 1998 — 2002 errichtet. In drei Bauabschnitten konnte das Gelände in den wesentlichen Produktionsbereichen durch ein neu angelegtes Wegesystem aus begehbaren Bandbrücken, Rohrbrücken und Stegen erschlossen werden.

2001-02
Umbau und Sanierung des Verwaltungsgebäudes.

2005
Eröffnung der restaurierten Kompressorenhalle. Abriss des Gasometers(Dezember).

Kokserzeugung: die schwarze Seite
Die Koksofenbatterien sind das Herzstück der Kokerei.

Jede Batterie besteht aus vielen sehr schmalen, hohen Kammern, in denen die Steinkohle bei über 1000 Grad Celsius in einem bis zu 20 Stunden währenden Prozess zu Koks “gegart“ wurde. Auf dem Ofen fährt ein Füllwagen, der die Kammern laufend mit Kohle befüllt. Wenn der Koks fertig ist, wird die Kammertür geöffnet und der Koks in bereitstehende Waggons ausgedrückt. Durch das Luftsauerstoffverhältnis würde der Koks jetzt sofort anfangen zu brennen und muss deshalb direkt mit Wasser gelöscht werden. Diesem vom Koks und Kohlenstaub beherrschenden Produktionsabschnitt verdankt die Schwarze Straße ihren Namen.

koksöfen
Koksöfen. Die Bandbrücke rechts dient heute als Aufgang zum Sortenturm. Foto 1995


Nebenprodukte: die weiße Seite
An der westlichen Achse, der „weißen Straße“, liegen die Gebäude und verschlungenen Anlagen der Kohlechemie. Bei der Verkokung entsteht ein Gas, aus dem die so genannten “Nebenprodukte“ (oder Kohlenwertstoffe) gewonnen werden.

Die Kohlenwertstoffanlage(KW-A) (Nebenanlage, Weiße Seite) einer Kokerei hat die Aufgabe aus dem Rohgas von die Kohlenwertstoffe zu gewinnen. Die Kohlenwertstoffanlagen der Kokereien sind Chemiebetrieben vergleichbar.

Die wichtigsten Kohlenwertstoffe sind: Rohteer, Rohbenzol, Ammoniak / Stickstoff, Schwefelwasserstoff / Schwefel. Diese Produkte waren über viele Jahrzehnte wichtige Grundstoffe für die chemische Industrie.

In den Kohlenwertstoffanlagen (KW-A) werden physikalische und chemische Verfahren angewandt, um die Kohlenwertstoffe zu gewinnen und durch die damit erfolgte Gasreinigung die erforderliche Gasqualität zur Nutzung des Kokereigases zu gezielen.

Das Kokereigas wurde von Gassaugern durch die Wäscher und Elektrofilter der Niederdruckgasreinigung gesogen. Die Niederdruckgasreinigung besteht im Wesentlichen aus: Gaskühlern, Teerabscheidern, Elektrofilter, Ammoniakwäscher, H­2S-Wäscher und Benzolwäschern.

vorkuehler
Vorkühler und Ammoniakwäscher. Foto 2012

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Kokereistraße mit Benzolwascher. Foto 2012

Das teilgereinigte Gas wurde teilweise zur Unterfeuerung der Koksofenbatterie verwendet. Da das teilgereinigte Gas noch einen erheblichen Teil schädlicher Bestandteile enthält, musste eine Feinreinigung nachgeschaltet werden. Diese besteht aus: Nachkühlern, Feinfiltern mit Raseneisenerzbett zur Bindung des noch enthaltenen Schwefelwasserstoffs, Hochdruckbenzolwäscher und einem Kältetrockner.

Das vollständig gereinigte Kokereigas wurde in das öffentliche Gasnetz und in das Ferngasnetz der Ruhrgas AG eingespeist. Dazu wurde das Gas Hochdruckverdichtern zugeführt und auf 7 - 10 bar verdichtet. Die Verdichtung erfolgte durch Hochdruckkolbenverdichter.

Seit Ende 1992 wurde auf der Kokerei Hansa kein Koks mehr produziert. Dem stillgelegten Werk drohte der Abriss. Politik und Gesellschaft konnte den Abriss verhindern. 1998 wurden Teile der Kokerei in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen. Denkmalwürdig ist die Anlagen aus mehreren Gründen: Eine Besonderheit besteht darin, dass sie heute noch den Stand der damals hochmodernen Technik der 1920er und 1930er weitgehend authentisch dokumentiert. Die klare architektonische Gestaltung der Gebäude im Stil der 20er Jahre blieb trotz mehrerer Modernisierungsphasen bestehen. Wichtig ist außerdem, dass Hansa als letzte erhaltene Zentralkokerei jener Zeit planvoll in den Produktionsverbund von Bergwerk, Kokerei, Hüttenwerk und Ferngasnetz eingebunden war und damit die in den 1920er Jahren zur Entfaltung gebrachte Verbundwirtschaft dokumentiert. Neben technikhistorischen und architektonischen Aspekten ist auch die städtebauliche Bedeutung der Industrieanlage für die Entwicklung des Stadtteils Huckarde bestimmend für den Denkmalwert.

Heute ist die Kokerei Hansa Sitz der Geschäftsstelle der Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur des Landes Nordrhein Westfalen. Die Konzeption der Stiftung sieht vor, die Kokerei als Denkmal zu erhalten, die vorhandene Vegetation zu pflegen, die Kokerei als begehbare Großskulptur erfahrbar zu machen und die Gebäude gewerblich oder kulturell zu nutzen. Nach einer längeren Sicherungsphase hat man schließlich 1998-2002 einen Erlebnispfad eröffnet, auf dem die Besucher die Kokerei zu Fuß erleben können und die Funktionsweise der Kokerei kennen lernen. Man geht über ein neu angelegtes Wegesystem, welches einen über die alten Rohrbrücken, Bandbrücken und Stege führt.

Im Zuge weiterer Sicherungsmaßnahmen wurden Dächer und die Fassaden an drei Turmbauten saniert und die Fenster nach historischem Vorbild erneuert. Für eindrucksvolle Erlebnisse wurden ganze Wände verglast und Panoramafenster im Kohlenturm eingebaut mit einem großartigen Blick über die Gesamtanlage. Mit einer faszinierenden Treppenanlage wurde der Kohlenbunker erschlossen.

Auch das Verwaltungs- und Waschkauengebäude wurde von Grund auf saniert. Die dann mögliche Nutzung der Waschkaue als Mietobjekt für Veranstaltungen von Institutionen, Firmen oder Privatpersonen soll dazu beitragen, den Standort Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde voranzubringen. Dazu trägt auch der neu gestaltete Empfangsbereich der Kokerei bei. Wo früher die Arbeitszeiten der Koker erfasst wurden, können Touristen Führungen buchen und Informationen rund um die Industriekultur im Revier erhalten.

Ein weiteres Bespiel ist die nun fertig umgebaute und sanierte Kompressorenhalle
Ziel der Baumaßnahme war es, die Halle als Kernstück des Erlebnispfades Natur und Technik“ instand zu setzen und als Veranstaltungsraum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Maßnahme umfasst die Dach- und Fachsanierung sowie die Restaurierung der maschinellen Ausstattung.

Pfad Natur und Technik
Auf der Kokerei Hansa bilden Denkmal und Natur ein einzigartiges und faszinierendes Miteinander. Im Nordosten der Kokerei sind einige Bereiche als Industriewaldflächen ausgewiesen, die im Auftrag der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur vom Projekt Industriewald Ruhrgebiet betreut werden. Die Natur kann sich hier weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen entfalten. Industrienatur und Artenvielfalt ist nun eine Attraktion des Standortes.


Ammoniakwascher. Foto 2012

Eine Besonderheit der Kokerei besteht in dem kontrastreichen und faszinierenden Gegenüber von historischer Technik und Industrienatur. In Pflasterritzen, auf Schotterflächen und sogar auf der unwirtlichen Ofendecke erschließt sich das Grün immer größere Gebiete. Selbst vom Aussterben bedrohte heimische Pflanzen und exotische Gewächse sind hier zu finden. Die verschiedenen Arten der Pflanzen haben sich mittlerweile als „Spezialisten“ ihrem Lebensraum angepasst. Auch Tiere, besonders Vögel finden auf dem Gelände Ruhe und Schutzzonen.

Die Kokerei Hansa zählt zu den prominenten Ankerpunkten auf der „Route der Industriekultur“ und kann auf dem Weg „Natur und Technik“ oder auch „Pfad C“ erkundet werden.

Der Weg führt über eine verglaste Bandbrücke hoch hinauf auf den Sortenturm, in dem früher Kohlen verschiedener Qualitäten gebunkert, gemischt und gemahlen wurden. Die Bandbrücke wurde zu Betriebszeiten dazu genutzt, die angelieferte Kohle in den Sortenturm zu transportieren. Dieser Weg ist nun zu begehen und bietet durch die seitliche Verglasung faszinierende Ausblicke auf das Gelände der Kokerei. Die großen Glasflächen haben das Aussehen der Bandbrücke verändert. Im Inneren aber ist alles im Ursprungszustand erhalten geblieben.

Über eine horizontale Becherwerksbrücke gelangen die Besucher in den Kohlenturm. Hier konnten insgesamt 4.000 t Kohle für die Koksproduktion bereitgehalten werden. Einer der Kohlenbunker ist heute begehbar und bietet faszinierende Ausblicke über das Gelände. Aber auch im Inneren des Gebäudes gibt es mit der Treppenanlage ein architektonisches Highlight. Durch das große Panoramafenster hat man einen hervorragenden Blick über die gesamte Anlage.

sortenturm
Sortenturm mit Panoramafenster. Foto 1995

Dem Weg der Kohle folgend gelangt nun auf die Koksofenbatterien, um nachzuvollziehen wie die so genannte Einsatzkohle in die Koksöfen gefüllt wurde. Hier hat sich im Laufe der Zeit nach der Stilllegung der Kokerei ein kleines Birkenwäldchen entwickelt, durch das jetzt der Besucherweg auf einem Steg führt.

Von der schwarzen Seite geht es auf die weiße Seite mit den chemischen Anlagen. Auch in diesem Teilstück des Pfades wird man über Stege geleitet. Auf der weißen Seite jedoch liegen die Stege entweder auf den alten Rohren und Anlageteilen auf einer Höhe von ca. 5 Meter.

Am nördlichen Ende des Kokereigeländes steigt man von den Stegen wieder herunter und geht über die Straße zurück in Richtung Eingang. Abschluss und Highlight des Erlebnispfads „Natur und Technik“ ist die Kompressorenhalle.

Kompressorenhalle
Die Halle wurde 1928 als lang gestreckter kubischer Baukörper mit flach geneigtem Dach nach Entwürfen des Architekten Helmuth von Stegemann und Stein errichtet. Hochrechteckige Stahlsprossenfenster gliedern die schlichten Backsteinfassaden. Mit Vergrößerung des Maschinenbestandes erhielt das Gebäude 1937/38 eine - vermutlich von Fritz Schupp entworfene - südliche Erweiterung um drei Fensterachsen.


Kompressorenhalle. Foto 2012

1930 nahm man auf Hansa den ersten Gaskolbenkompressor in Betrieb. Dieser Kompressor existiert heute nicht mehr. Ab 1932 waren dann drei zweizylindrige Kompressoren aus dem Jahr 1928 betriebsbereit. Einen dieser drei Kompressoren ersetzte man 1936 durch einen von der Großkokerei Minister Stein übernommenen Kompressor (ebenfalls Baujahr 1928). Neben diesen drei Kompressoren existieren in der Halle noch zwei jüngere aus den Jahren 1938/39. Sie wurden im Rahmen der Kokereierweiterung aufgestellt und waren ab 1942 betriebsbereit. Erhalten ist im Innern auch eine Kranbahn für Reparaturen und Auswechslungsmaßnahmen.


Kompressorenhalle mit vier Kompressoren nach einer Publikation 1930. A = Einstufiger Dampfgaskompressor 8000 cbm/h B = Dampfgaskompressor 20.000 cbm/h C und D = zweistufige Dampfkompressoren 25.000 cbm/h

kompressoren
Meßtafel Kompressoren. DEMAG 1928

schwungrad
Kompressoren. Schwungräder

Bis auf einzelne Sicherungsarbeiten und notwendigen Reparaturen während der Betriebszeit wurde seit der Stilllegung im Jahre 1992 nichts mehr am Gebäude getan. Die Sanierung war dringend erforderlich und ist die erste im denkmalpflegerischen Sinne. Ziel war es, das Gebäude weitestgehend in Substanz und Erscheinungsbild zu erhalten, durch Korrosionsschutz, Austausch von Verglasung, Auftragung leichter Sanierputze und verschiedene Maler- und Holzarbeiten.

Die Fassaden wurden im substanzschonenen Dampfstrahlverfahren gereinigt. Da durch dieses Verfahren kein Material abgetragen wird, bleiben starke und „versteinerte“ Verschmutzungen bestehen und zeugen so von der der langen Standzeit des Gebäudes.

Besonders intensive Handarbeit forderte die Restaurierung der bis zu 10 m hohen Fensterflächen mit ihren insgesamt 2000 Scheiben. Die rund ums Gebäude laufenden Stahl-Glas-Sprossenfenster wurden zunächst komplett entglast und entkittet. Sämtliche Fensterprofile wurden von Hand bis auf den Untergrund entrostet und allzu verbogene oder verrostete Teile ausgetauscht. Zum Abschluss erhielten alle Fensterprofile einen Schutzanstrich. Die vorhandene Zwangsentlüftung wurde repariert und die drehbaren Fensterflügel wieder gangbar gemacht.

Des Weiteren wurden im Außenbereich der Kompressorenhalle die alten, rundum verlaufenden Geländer in ihrem Urzustand belassen, jedoch aus Sicherheitsgründen erhöht. Außerdem entstand ein neuer, behindertengerechter Eingang.

Auch das Dach wurde vollständig saniert. Wie erwähnt, wurde das Gebäude aufgrund der Vergrößerung des Maschinenbestandes 1937/38 um drei Fensterachsen in südliche Richtung erweitert. Durch diesen Anbau gibt es nun zwei verschiedene Dachkonstruktionen: das alte Betondach im nördlichen Teil und das mit Ziegeln gedeckte Dach der Erweiterung. Für beide Dachteile wurde  das substanzschonende Dampfstrahlverfahren angewandt. Schutzanstriche sollen dem Dach nun wieder eine längere Lebensdauer geben. Da das Gebäude ein Flachdach hat, kann man außen keinerlei Veränderungen am Erscheinungsbild sehen.

Im Inneren jedoch nimmt man bei genauer Betrachtung eine leichte Veränderung wahr. Das alte, brüchige Betondach war eine Gefahr für Besucher. Die Architekten entschieden sich für eine Gitternetzlösung, die unter die Betondecke angehängt wurde. Diese Lösung ist sehr unscheinbar und mit flüchtigem Blick kaum zu erkennen. Durch dieses Gitter konnte der alte Beton bestehen bleiben und musste nicht ausgetauscht werden. Schließlich erhielt die Decke noch einen zweischichtigen Anstrich mit Silikatfarbe.

Auch die Innenwände sind im Dampfstrahlverfahren gereinigt worden und wurden mit Silikatfarbe weiß gestrichen. Der Sockelbereich bis ca. 2 Meter Höhe ist nach Befund mit grauer Farbe gestrichen. Beim Strahlen des Sockelbereichs sind fast 20 Farbschichten freigelegt worden. An den Giebelseiten sind zwei Fenster in ihrem ursprünglichen Zustand belassen worden.

Auch die Tür an der Nordfassade wurde in ihrem Urzustand belassen. Es wurde lediglich die Farbe etwas aufgefrischt. Die Haupteingangstür an der Südfassade wurde komplett ausgetauscht, aber dem Stil der Fenster angepasst und auch mit dem „Zollverein-Rot-Ton“ (RAL 8012) gestrichen.

Die Einbauten in der Halle, z. B. Kontrollhäuschen, sind nur gereinigt worden. Sie sehen heute noch so aus, wie während der Betriebszeit der Kokerei einschließlich der Abplatzungen von Farbe und Putz. Um auch hier die Geschichte der Halle und deren Einbauten nicht erlebbar zu machen, hat man sich entschieden, sie in ihrem vorgefundenen Zustand zu belassen.

Auch Bodenbeläge verblieben in ihrem Urzustand: Holz, Flisen und Betonwerkstein mit Estrich. An vielen Stellen sieht man noch die Reparaturen aus der Betriebszeit.

Sämtliche Stahlprofile wurden mit einem mehrschichtigen Korrosionsschutzsystem aus Grundanstrich, Kantenschutzbeschichtung und zweifachem Deckanstrich versehen. So wurde auch die Kranbahn behandelt, die jedoch einen anderen Farbton erhielt. Ihr früheres Gelb ist einem metallfarbenen Grau gewichen.

Die am Ursprungsort verbliebenen Kompressoren wurden von einem Restaurator behutsam mit rotierenden Drahtbürsten gereinigt und mit Wachs konserviert. Einer der Kompressoren ist wieder in Gang gebracht worden, wobei der Antrieb jedoch nicht mit Dampf, sondern mit Strom und Druckluft erfolgt. Für öffentliche Veranstaltungen wurde in der Halle eine Fläche mit allen notwendigen Voraussetzungen für Bestuhlung und Technik ausgestattet. So können nun Musikabende, Theaterabende, Veranstaltungen aller Art stattfinden. Die insgesamt 1,27 Mio Euro erfordernden Arbeiten wurden 2004 abgeschlossen.

Verwaltungs- und Kauengebäude
Das Verwaltungsgebäude wurde in den Jahren der Nutzung immer wieder verändert, bzw. erweitert. Der ursprüngliche Zustand wurde im Rahmen der Sanierungsmaßnahme wieder hergestellt.

Das Gebäude dient heute als Infopunkt und Anmeldestelle für Führungen. Ausstellungsräumlichkeiten, Versammlungsraum sowie Seminarräume und Büros sind ebenfalls dort zu vorzufinden.

Der ursprüngliche Eingang zur Kaue war früher ein überdachter Arkadengang, der später mit Glasbausteinen geschlossen als Markenkontrolle diente. Nun wurde der Arkadengang wieder erkennbar gemacht mit einer Verglasung zwischen den Pfeilern. Als man bei den Sanierungsarbeiten im Bereich des Arkadengangs unter dem Gussasphalt Kopfsteinpflaster fand, wurde dieser wieder hergestellt.

kaue
Kaue mit den teilrekonstuierten Arkadengang. Foto 2012

Im Inneren der Waschkaue wurden in der Kantine die ursprünglichen Sprossenfenster zur Abteilung von Eß- und Küchenbereich durch großflächige Fenster ersetzt. Die Kantine wird heute als „Lounge“ für Besprechungen und Seminare verwendet, ebenso wie der dahinter liegende Raum des Betriebsrates.
Da die Räume heute als Aufenthaltsräume dienen wurden die alten Fenster – meist in ursprünglicher Form - durch neue zu ersetzen. Ebenso wurden die Türen erneuert. Im Inneren des Gebäudes findet man auch noch die alten Fliesen als Wandbekleidung.

Bei den Veränderungen des Gebäudes wurden die Standards des Schallschutz und Brandschutzmaßnahmen unter Beachtung des Denkmalschutzes eingehalten.

Literatur
von Stegemann und Stein, Helmuth: Ingenieurbauten über Tage, in: Der Industriebau 20 (4), 1929, S. 126-135

drs.: Ingenieurbauten im Bergbau über und unter Tage, in: VDI-Zeitschrift, 72, 1928, S. 1821-1827

Vereinigte Stahlwerke (Hg): Die Steinkohlenbergwerke der Vereingiten Stahlwerke AG. Hansa, 1932

Pfeifer, Marita / Strunk, Eike: Kokerei Hansa. Die Geschichte eines Industriedenkmals, Dortmund o. J.

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