kopf

 
Home
News
Warum Industriekultur?
Veranstaltungen
Vereine, Museen, Archive
Projekte und Themen
Orte und Objekte
Impressum und Kontakt
Links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer Zeche Zollern II/IV

Maschinenhalle
Fördergerüste / Schachthalle / Separation
Kaue / Lohnhalle / Magazin
Verwaltung
Werkstätten/Pferdestall
Torhäuser/Markenkontrolle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

fensterOriginalfenster. Foto 1999

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Route der Industriekultur / Bergbau / Zollern Gesamtanlage

 

Dortmund_Zeche Zollern_Kaue



Texte
Ruth Langohr: Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen. Prüfungsmappe Lehrgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen (gekürzte und für das Internet bearbeitete Fassung

 

 

 

grundriss
Kaue, Magazin. Lageplan 1902

 

Ruth Langohr
Die Kaue der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen

Lohnhalle, Waschkaue und Magazin
Das auf der südlichen Seite des Zechenhofes gelegene Hallengebäude ist in drei Teile gegliedert. In der Mitte befindet sich mit die Lohnhalle, von der aus links die Waschkaue zu erreichen ist. Rechts befindet sich das Magazin.

lohnhalle
Lohnhalle, Kaue und Magazin. Foto 1999

Lohnhalle
Auch die Lohnhalle folgt in ihrer Gestaltung dem architektonischen Gesamtkonzept der Zechenanlage, weshalb auch hier von Beeindruckungsarchitektur gesprochen werden kann. Der zuerst etwas einfacher gehaltene Entwurf von Knobbe, wurde nach Wünschen der Bergwerksgesellschaft noch einmal geändert und mit einem noch reicher gestaltetem Giebel, zwei Ecktürmen mit Zwiebelhauben, einem vorgebauten dreiteiligen Portal und einem großen Rundbogenfenster ausgestattet. Der Innenraum der Lohnhalle beeindruckt besonders durch seine Größe von 13 m Breite und 15 m Höhe und dem offenen Dachstuhl. Hier erkennt man frei gespannte Holzbinder und Eisenzugstangen, die wiederum von geschnitzten Drachenköpfen gehalten werden. In den vier Ecken des Dachstuhls stehen Sinnsprüche: „Schaue vorwärts, nicht zurück“, „Frischer Mut bring neues Glück“, „Arbeit ist des Bürgers Zierde“ und „Segen ist der Mühe Preis“. Mit diesem Bau sollte wohl eher der Arbeiter beeindruckt werden und nicht die Geschäftspartner! In der Lohnhalle befand sich das Lohnbüro, von dem dreimal im Monat der Lohn ausgezahlt wurde.

entwurf
Entwurf Knobbe 1902

Im Inneren der Lohnhalle waren noch einige Türen aus den 50er Jahren erhalten. Dort, wo welche fehlten, wurden sie in dem gleichen Stil (50er!) ersetzt. Es wurde nicht versucht eine Tür aus der Ursprungszeit nachzubauen, was auch schwierig gewesen wäre, da es nur sehr wenige alte Fotos aus dieser Zeit gibt. Nach meiner Meinung war die Entscheidung die Türen aus den 50er Jahren nachzubauen, die beste Lösung, da sie unauffällig sind, sich in das Gesamtbild einordnen und zu den übrigen Türen passen. Durch Farbproben wurde festgestellt, dass die Flächen im Fries gelb waren und die Putzflächen zwischen den Türen grün. Sie wurden deshalb auch in diesen Farben nachgestrichen. Für die Flächen über dem Fries konnte keine ursprüngliche Farbe entdeckt werden. Man entschied sich deshalb für hellblau. Meiner Meinung nach hätte sie, wenn man alte Fotos vergleicht, aber ruhig noch etwas heller oder in einem sandfarbenen Farbton sein können.

An der Decke musste die gesamte schräg liegende Holzverschalung wegen Hausschwamms entfernt werden. Sie konnte aber in der gleichen Weise wieder ersetzt werden. Für die durch Beize verzierte Leisten rund um den oberen Abschluss der Wand wurde ein recht gute Lösung gefunden: Die gebeizte Verzierung ist nur noch schwach zu erkennen. Ein erneutes Beizen würde die alte Verzierung aber unwiederbringlich zerstören und zudem kann man nur dunkler beizen. So entschied man sich an den Leisten nicht zu ändern, sondern nur Strahler auf diese zu richten, damit sie besser zu erkennen sind. Diese Strahler sind eine Zusatzbeleuchtung zu den alten Hänge-Leuchtern.

Bei den großen Fenstern zum Hof und nach Süden, entschied man sich bei denen zu Hof einfaches, klares Glas zu nehmen. Bei denen zum Süden wurden noch einzelne Farbglasreste gefunden. Und anhand einer Entwurfszeichnung von der Fassade vom Hof wurden die Fenster mit farbigem Glas geschmückt. Ob sie wirklich so ausgesehen haben, weiß man nicht, sie sind jedenfalls ein schönes Beispiel wie sie vielleicht ausgesehen haben könnten.

Kaue / Lampenstube
Durch die Lohnhalle erreichte der Bergmann die Waschkaue, wo er sich umziehen und duschen konnte, Jugend- und Erwachsenenkaue waren voneinander getrennt. Es gab aber noch keine getrennte Weiß- und Schwarzkaue, so dass die Kleidung, Arbeiter- und Straßenkleidung nebeneinander hing und mittels einer Kette mit Haken an die Decke gezogen wurde.

Ein großer Nachteil der Kaue war auch, dass sie keine direkte Verbindung zur Schachthalle besaß. Die Bergleute mussten also, um in die Schachthalle zur Seilfahrt zu gelangen, erst wieder durch die Lohnhalle gehen, um dann außen herum zur Schachthalle zu gelangen. Dabei hatte man auf die Funktionalität der Lohnhalle durchaus geachtet, denn diese war im unteren Wandbereich mit glasierten Kacheln versehen, was die Reinigung der Halle erleichterte, die durch die Bergleute zwangsläufig immer wieder einer starken Schmutzbelastung ausgesetzt war.

Obwohl es schon vorher Bestrebungen zur Behebung dieser Nachteile gegeben hatte, wurde erst 1951 eine neue Lampenstube zwischen Waschkaue und Schachthalle gebaut, so dass der Bergmann jetzt direkt aus der Kaue in die Lampenstube und anschließend in die Schachthalle gelangen konnte. Zudem entstand 1960 ein Anbau für die Weißkaue, die alte Halle wurde dann als Schwarzkaue umgebaut.

Von 1966 bis ca. 1990 war die Waschkaue an einen Möbelgroßhändler vermietet.

Durch den Umbau der Kauen 1951 und eine Nutzung als Schreinerei waren auf dem Fußboden mehrere Schichten mit Estrich aufgebracht worden. Diese wurden zuerst entfernt. In einigen Teilen kam dann der ursprüngliche Fußboden wieder zum Vorschein. Da aber für die Statik im Fußboden noch eine Versteifung benötigt wurde und man für die Nutzung als Ausstellungshalle eine Fußbodenheizung vorsah, wurde wieder ein Estrich aufgebracht. An einer Stelle wurde jedoch der alte Fußboden als Beispiel sichtbar gehalten. Auch an den Wänden befanden sich mit einigen Lücken weiße Fliesen, die wahrscheinlich aus den 50er Jahren stammen. Sie wurden durch neue weiße Fliesen ergänzt. Bei Arbeiten an der Tür zu Lohnhalle und am Sockel wurde jedoch entdeckt, dass sich darunter noch die ursprünglichen Fliesen der Waschkaue befinden. Da man aber nicht weiß, ob sie noch überall vorhanden sind, wurden keine weißen Fliesen entfernt. Man hat also nicht überall versucht unbedingt den Zustand von 1902 wiederherzustellen!

Zudem sah der Statiker noch eine Aussteifung in Querrichtung vor. Dazu musste an den beiden kurzen Seiten Stahlgerüste nachgerüstet werden und das Dach und der Boden über die ganze Länge verstärkt werden!

Zur Veranschaulichung der Kaue wurden die alten Hängevorrichtungen für die Kleider wieder angebracht, in der Erwachsenenkaue gemischt diejenigen jüngeren Datums und in der Jugendkaue die älteren, was ein sehr schönes Bild ergibt.

Der Anbau von 1960 für die Weißkaue wurde zu Büroräumen für den Hauptsitz des Westfälischen Industriemuseums umgebaut. Man hatte sich entschlossen auch später hinzugefügte Anbauten stehen zu lassen, da es von diesen nicht so viele gibt und der Eindruck einer Zeche um die Jahrhundertwende noch gut zu erkennen ist. Ansonsten wären auch schwer zu entscheiden, wo die Grenze zu ziehen ist, was abgerissen wird und was stehen bleibt. Bei den Fenstern zum Hof entschied man jedoch Fenster im alten Stil neu herzustellen und die Fenster von ca. 1950 zu entfernen. Man wollte zum Hof einen einheitlichen Charakter schaffen, wie er auch ursprünglich vorhanden war. Meiner Meinung nach wäre dies jedoch auch mit den Fenstern aus den 50er Jahren möglich gewesen, die von ihrer Fenstereinteilung her sehr ähnlich mit den Fenstern vom 1902 waren.

Alte Lampenstube und Magazin
Über die Lohnhalle erreichte der Bergmann die Lampenstube. Der Lampenmeister mit seinen Mitarbeitern sorgte dafür, dass die Lampen immer funktionierten. Die Lampen gehörten nicht der Zechengesellschaft selbst, sondern waren von einer Lampenfirma geliehen. zunächst wurden Benzinlampen eingesetzt, bis 1924 der Wechsel zu elektrischen Grubenlampen vollzogen wurden.

Hier war auch der Ausgabeschalter des Magazins, in welchem alle für den Zechenbetrieb notwendigen Gerätschaften lagerten und aus dessen Beständen der Bergmann sein Gezähe und kleinere Materialien erhielt.

Das Innere des Magazins wird jetzt für Vorträge genutzt. Deshalb wurden hier weitere Wände hineingestellt, so dass von der ursprünglichen Gestalt nur noch wenig zu sehen ist. Die Deckenkonstruktion wurde freigelassen, dazu war jedoch eine Sprinkleranlage notwendig.


all Copyrights reserved / Alle Rechte der Texte und Bilder dieser Homepage
verbleiben beim Verfasser bzw. Hersteller:
©Rheinische Industriekultur e.V. 2004-2006