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Objektführer Zeche Zollern II/IV


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Innenraum Maschinenhalle. Foto 1999

 

 

 

 

mauerwerk 2
Mauerwerk vor der Instandsetzung. Foto 1995

 

 

 

Objektführer / Route der Industriekultur / Bergbau / Zollern Gesamtanlage

 

Dortmund_Zeche Zollern_Maschinenhaus



Texte
Benedikt Neumann / Stephan Schürmann: Zechen Zollern II / IV. Semesterarbeit RWTH Aachen, Lehrgebiet Denkmalpflege WS 2011/12

 

 

gesamt
Maschinenhalle. Foto 1995

Benedikt Neumann / Stephan Schürmann
Die Maschinenhalle der Zeche Zollern II / IV


Die Maschinenhalle bildet sowohl durch ihre Funktion als auch durch ihre Lage das Zentrum von Zollern. Sie liegt genau auf der zentralen Achse, welche durch Ehrenhof und Verwaltungsgebäude schon zu Beginn definiert und durch das alte Kesselhaus und die Ammoniakfabrik vervollständigt wird.

Der Charakter der Maschinenhalle wird vor allem durch das Zusammenspiel der klaren Grundstruktur einer Stahlfachwerkkonstruktion und Gestaltungsformen des Jugendstils geprägt. In der Gegenüberstellung zu den neugotischen Gebäuden der Zeche Zollern bildet die Maschinenhalle durch ihre Konstruktion einen „reizvollen Kontrast“ (Parent, T.1986, S. 157). Allein durch dieses Gebäude wurde die Zeche Zollern II / IV zu einer „architektonischen Novität in einer Region, die um die Jahrhundertwende nur wenig Modernes aufweisen konnte“. (Gärtner, U., Kift, D., S. 19)

Ursprünglich sollte - wie die gesamte Anlage - auch die Maschinenhalle von Paul Knobbe als Massivbau realisiert werden, der durch seinen historischen Stil das Konzept der Gesamtanlage verfolgte. Doch „wegen der konventionellen Mauerarchitektur“ stellte dieser Entwurf „bereits einen Anachronismus“ dar(Drebusch, G., 1976, S. 66 f).

Der realisierte Entwurf ist der erste moderne Industriebau Westdeutschlands und wurde durch den Pavillon der Gute-Hoffnungs-Hütte auf der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeausstellung inspiriert, welcher im Jahre 1902 von dem Ingenieur Reinhold Krohn und dem Architekten Bruno Möhring erbaut wurde. Da dieses Gebäude wegen der Umsetzung modernster Technik für Hallenkonstruktionen Begeisterung bei der GBAG hervorrief, erhielten Krohn und Möhring im selben Jahr den Auftrag für den Bau der Maschinenhalle.

Die Stahl-Fachwerkkonstruktion aus Schwarz-Grün gestrichenem Flussstahl ist zum Teil mit rotem Vormauerziegel ausgefacht, wodurch der Stahl, im Gegensatz zum hellen Ziegel, eine gewisse Schwere erhalten sollte. Dies erbrachten Nachprüfungen an der Maschinenhalle. Als der Ziegel später durch Witterungseinflüsse abdunkelte, wurde der Stahlbau farblich aufgehellt, um den Kontrast weiterhin beizubehalten. Doch ein Großteil der Fläche (etwa ein Drittel der Gesamtfläche, vgl. Neumann, E.G., 1977, S. 245) der äußeren Haut wird von den „aus der Stahlkonstruktion hervorgehenden großen Stichbogenfenstern“(Drebusch, G., 1976, S. 155) mit grünlich weißem Glas dominiert, wodurch der großzügige und stützenfreie, überspannte Innenraum mit Gesamtmaßen von ca. 25m x 100m mit Tageslicht durchflutet wird.

Sowohl für den grünen Anstrich der Stahlkonstruktion als auch für das muschelförmig auskragende Vordach, wie es sich in der Ursprungsform des Gebäudes darstellte, orientierte sich Möhring an Bauten des Pariser Architekten Hector Guimard, der für seine Metrostationen im Jugendstil bekannt geworden ist. Die grüne Farbe sollte später für viele Industriebauten im Ruhrgebiet als Vorbild dienen (Vgl. Neumann, E.G., S. 121).

Das Vordach musste zwar aufgrund Korrosionsschäden frühzeitig abgetragen werden, doch war das Hauptportal mit seinen Jugendstilelementen das ausschlaggebende Kriterium, weshalb die Maschinenhalle 1969 unter Denkmalschutz gestellt und somit die gesamte Anlage vor dem Abriss bewahrt wurde. Andere verwendete Materialien sind nach der Zeit schwarz verfärbter Ruhrsandstein für Wangen und Pfeiler am Eingang, sowie Granit für die Flächen zwischen den Treppenstufen und rote Tonziegelplatten, die für die Fläche zwischen der Portaltür und den gesamten Fußboden im Innenraum verwendet wurden (Vgl. Neumann, E.G., 1977, S. 245).

portal
Portal nach Entfernung des Vordachs. Foto 1999

Der lichtdurchflutete Innenraum besticht durch seine eindrucksvolle Großzügigkeit, die Wahl von hochwertigen Materialien und die erneute Anwendung dekorativer Jugendstilelemente nach französischem Vorbild. Der repräsentative Charakter der Anlage konnte so im Innenraum der Maschinenhalle fortgesetzt werden. Die 19m lange marmorne Schalttafel liegt nicht nur axial zum Hauptportal, sondern ist auch auf ein erhöhtes Podest gestellt. Diese Lage garantierte einen guten Überblick über die Halle, bildet für die repräsentative Schalttafel zum anderen auch eine Bühne auf welcher sie Besuchern „präsentiert“ werden konnte.

Allerdings wollte man nicht allein durch Jugendstilelemente die Öffentlichkeit und die Konkurrenz beeindrucken. Ein großer Wert wurde auch auf die technische Ausstattung gelegt. Architektur und Ausstattung sollten zugleich den modernsten Ansprüchen entsprechen. Die Energieversorgung wurde auf Zeche Zollern zum ersten Mal in einer einzigen Halle zentralisiert mit der ersten elektrischen Fördermaschine der Welt (vgl. Drebusch, G., 1976, S. 155). Während bisher die Zechen durch eine Vielzahl von Dampfmaschinen geprägt wurden, wurden auf Zollern erstmals alle Maschinen ohne Ausnahme mit elektrischem Strom angetrieben, den man mithilfe von zwei in der Halle untergebrachten Dampfmaschinen erzeugte.

Heute ist die Maschinenhalle fester Bestandteil des Konzepts und Ausstellungsstück des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur. Die ursprüngliche Ausstattung ist nahezu komplett erhalten. Lediglich die Generatoren wurden im Laufe der Zeit häufig modernisiert, ausgetauscht und letztendlich entfernt. Heute finden an dieser Stelle Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und Feste statt (Vgl. Kift, D., 1999). Eine der beiden Fördermaschinen ist auch heute noch in Betrieb und kann dem Besucher ihre Funktion verdeutlichen.

Eingriffe in Substanz und Erscheinungsbild
Momentan befindet sich die Maschinenhalle in einem aufwendigen Sanierungsprozess. Sie ist sanierungsbedürftiger als die Gebäude in Massivbauweise, da ihr Stahlskelett nicht so robust ist. Schließlich ist auch davon auszugehen, dass „im deutschen Industriebau bei fortschreitender Moderne immer billiger und damit pflegeaufwendiger gebaut wurde“ (Parent, T., 1986, S. 161).

mauerwerk
Instandsetzung Mauerwerk. Foto 2011

Die roten Vormauerziegel der Gefache müssen partiell ausgetauscht werden und auch das Fachwerk wird aufgrund von Korrosionsschäden saniert. Für die Neuausfachung werden neue Ziegelsteine verwendet, um der ursprünglichen Bauidee nachzukommen und nicht einen Zustand des Ziegelmauerwerks, das durch die Witterung beeinflusst wurde, zu zeigen. Ein Neuanstrich soll hier die Stahlkonstruktion vor weiteren Schäden schützen. Hier orientiert man sich an der nachgewiesenen schwarz-grünen Farbgebung, da dies ebenfalls der ursprünglichen Bauidee entsprach. Das Dach muss teilweise neu abgedichtet werden und die Dachaufbauten erhalten eine neue Verkleidung. Die Verglasung, anfangs als ornamentierte Buntverglasung ausgeführt, dann aber Mitte der 50er Jahre mit Klarglas ersetzt, wird ebenfalls komplett erneuert. Derzeit finden Untersuchungen per Fotoanalysen statt, um die ursprüngliche Unterteilung und Ornamentierung der Verglasung nachempfinden zu können. An Originalsubstanz der Ausfachungen sind derzeit durch das Ersetzen von Ziegeln noch ca. 2/3 erhalten. Der Stahlbau enthält noch ca. 75% Ursprungssubstanz.

Bilanz
Die Maschinenhalle stellt sich von ihrem Erscheinungsbild heute so für Besucher dar, wie sie sich auch schon Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände präsentierte. Die Wahl der Materialien und Farbgebungen, wird sich auch nach der Sanierung nicht verändert haben. Die ursprüngliche Substanz kann aufgrund der anfälligen Stahlskelettbauweise nicht vollständig erhalten bleiben. Da der partielle Austausch von Substanz für den Erhalt der Maschinenhalle also notwendig ist und das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht oder nur sehr geringfügig beeinträchtigt wird, sind die Maßnahmen aus denkmalpflegerischer Sicht vertretbar. Außerdem soll bei dem Sanierungsprozess „so viel Originalsubstanz wie möglich“ erhalten bleiben. „Denkmalpflege und Museumsnutzung bedeutet immer einen Kompromiss. Die Denkmalpflege wird diesmal allerdings Vorrang haben“, so Dirk Zache( in: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/zollern/ort/maschinenhalle, 04.02.2012). Auch die Nutzung, wie sie heute stattfindet, ist für diesen Ort und die Bedeutung der Maschinenhalle angemessen.


Erneuerung und Sanierung Stahlkonstruktion. Foto 2011

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