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lageplan1906
Lageplan 1906

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nassdienst
Nassdienst. Foto 1995

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Elektrische Zentrale. Foto 1995

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

werkstatt
Werkstatt, Foto 1995

 

 

kesselhaus
Kesselhaus, Foto 1995

 

 

 

 

 

 

Objektführer/ Frechen

Frechen_Brikettfabrik Carl

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Die Brikettfabrik Carl in Frechen

 

panorama1
Ansicht von Norden

Walter Buschmann: Die Brikettfabrik Carl in Frechen

Geschichte

Am 25. Juli 1867 erwarb Carl Sutor, Obersteiger der Frechener Klüttenkaulen, die Konzession für zwei große Abbaufelder im Staatsforst zwischen Frechen und Horrem. Den Feldern gab er seinen eigenen Vornamen „Carl“ und den Namen seines Bruders „Wilhelm“. Zusammen mit dem Tonwarenfabrikanten Heinrich Eduard Sticker gründete er 1869 die Gewerkschaft Vereinigte Carl. 1871 erhielt diese Gewerkschaft auch die Konzession für das Grubenfeld „Wachtberg“. Die Zeit für einen ertragreichen Abbau auf den Feldern war jedoch noch nicht reif.

1904 erwarb der später im Brikettgroßhandel erfolgreiche Heinrich Daelen aus Köln sowohl die Gewerkschaft Carl als auch das Bergwerk Bellerhammer, eine wertlose Eisensteinkonzession bei Elberfeld. Der Name der Gewerkschaft des Eisensteinwerks „Bellerhammer“ wurde jedoch der Name des neu gegründeten Unternehmens – einer 1.000‑teiligen Gewerkschaft. Mit einer 1905 aufgenommenen Obligationsanleihe von 600.000 Mark beim Bankhaus Deichmann & Co. in Köln konnten nun Grube und Brikettfabrik Carl entstehen. Neben Daelen saßen im Grubenvorstand der Niederländer Raymond Pierre als Vorsitzender, Johannes Colsmann aus Langenberg, Gustav Cremer aus Uerdingen, Willy Hammerstein aus Mülheim und Alfred Luyken aus Wesel.

Die 1905–07 erbaute Brikettfabrik Carl war mit sechs Pressen und sieben Röhrentrocknern auf 300t Tagesleistung ausgelegt. Während die Planung durch die Maschinenfabrik Buckau AG in Magdeburg erfolgte, war für die Ausführung die aus Helmstedt stammende Firma Döring & Lehrmann zuständig. Dasselbe Unternehmen begann 1905 mit der Anlage des Tagebaus durch Entfernung des Abraumes. Es entstanden zwei Abraumhalden östlich und nordwestlich der Fabrik. 1906 war Förderbeginn im Tagebau. Seit 1909 erfolgte der Kohlenabbau im nördlichen Teilfeld auch durch Tiefbau mit 4,5m tiefen Schächten. Die Kohle wurde über eine schiefe Ebene mittels einer Kettenbahn direkt in das Nasshaus der Brikettfabrik gefördert.

Bauabnahme und Betriebsbeginn waren 1907. Anfänglich arbeiteten in der Grube und in der Fabrik 230 Mann. Im ersten Produktionsjahr wurden 1908 außerhalb des Syndikats unter der Marke „Bellerhammer“ 103.240t Briketts produziert. 

Gründungsanlage
Dominierendes Gebäude der Gründungsanlage war (neben dem 65m hohen Kamin) das Trocken‑ und Pressenhaus mit den Röhrentrocknern und den von der Firma Buckau gelieferten Brikettpressen. Es waren Pressen der „üblichen Konstruktion“, wie es im Bauantrag hieß, also die damals gebräuchlichen Schubkurbel-Einstrangpressen. Der fünfgeschossige Backsteinbau mit segmentbogigen Öffnungen und Tonnendach enthielt im östlichen Teil auch den Nassdienst. Rechtwinklig an den Nassdienst anschließend entstand das Maschinenhaus mit drei Dampfmaschinen. Zwei Maschinen trieben über Transmissionen die Brikettpressen und Röhrentrockner sowie die Brechwalzwerke, Elevatoren und Schleudermühlen im Nassdienst an. Die dritte Maschine erzeugte mit einem Generator Strom. Gleich anschließend an das Maschinenhaus lag das Kesselhaus mit zehn Zweiflammrohrkesseln. Dem Kesselhaus vorgelagert war der 65m hohe Kamin. Parallel zum Kesselhaus wurde die Jalousiekühlanlage errichtet. In einem „Zechenhaus“ gab es eine Kantine mit Wohnung für den Kantinenwirt, einen Verlesesaal und einen Schlafraum für „weitab wohnende Arbeiter. In einer Halle mit Wellblechwänden waren Badehaus und Magazin untergebracht. Es gab 16 mit Drellvorhängen abgetrennte Einzelduschen, vier separate Duschen für jugendliche Arbeiter und zwei Räume mit Wannen für den Direktor und die Betriebsbeamten. Auch eine Arbeiterkaserne mit Aufseherhaus für die italienischen Arbeiter der Firma Döring & Lehrmann wurde errichtet. Der ohne Bauerlaubnis errichtet Backsteinbau „scheint seiner Bauart nach nicht zum dauerhaften Aufenthalt von Menschen geeignet zu sein, berichtete die Baupolizei. Der zur Sache vernommene Heinrich Daelen stellte klar, dass die Kaserne, von Döring & Lehrmann errichtet, nur während des Baus der Brikettfabrik genutzt werden sollte.

Erste Ausbauphase
Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurden Grube und Brikettfabrik Carl 1913 von einem der drei großen Braunkohlenunternehmen des Rheinlandes, der 1908 gegründeten „Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation“ (RAG), gepachtet und 1938 ganz übernommen. Die Förderung aus der Grube Carl wurde 1913 eingestellt und zur Versorgung der Brikettfabrik mit Rohkohle ein 1.250m langer, zweigleisiger Stollen zur Grube Grefrath angelegt. Der Kohletransport erfolgte mittels Kettenbahn.

Die Leistung der Brikettfabrik Carl sollte auf dieser Grundlage verdoppelt werden. Dazu wurde das Trocken‑ und Pressenhaus 1913 um vier Achsen nach Osten verlängert und mit weiteren drei Doppelbrikettpressen und drei Röhrentrocknern ausgestattet. Auch das Kesselhaus wurde um fünf neue Zweiflammrohrkessel erweitert und erhielt einen zweiten Kamin. Das vergrößerte Kühlhaus erhielt sechs neue Kühlelemente. Die Maschinen wurden erneut von Buckau geliefert. Den Erweiterungsbau plante der Architekt Wilhelm Hospelt aus Köln. Im Jahr der Erweiterung wurden 108.969t Briketts produziert.

1916 und 1918/19 wurden zwei zusätzliche Brikettpressen (Nr. 5 und 13) aufgestellt, so dass die Fabrik nun mit neun Pressen arbeitete. Bis 1918 konnte die Produktion gegenüber dem Vorkriegsstand auf 213.422t Briketts fast verdoppelt werden. Als Abschluss dieser Erweiterungsphase wurden das Kühlhaus und die Werkstatt 1918 nach Plänen von Wilhelm Paustenbach erweitert, wobei das Kühlhaus als Gebäudeabschluss einen turmartigen Gebäudekörper für einen Exhauster im Turmkopf erhielt.

Fabrik II
Die Versorgung der Fabrik mit Kohle erfolgte in den 1920er Jahren aus der Grube Grefrath, seit 1930 auch aus dem Feld „Sibylla“. Nach kurzzeitigem Rückgang der Produktion wurde 1922 mit 222.735t Briketts ein neuer Höchststand erreicht. Ein großzügiges Ausbauprogramm folgte in den Jahren 1928 und 1930.

Von grundsätzlicher Bedeutung für das rheinische Braunkohlenrevier war die Umstellung der Förderung auf Großraumwagen. Schon 1925 hatte man statt der 5,3-t-Wagen 16-t-Wagen eingeführt, 1933 ging man zu 25-t-Wagen über und seit 1939 wurden 60-t-Wagen verwendet. In der Folge mussten die Frechener Fabriken Clarenberg, Sibylla, Grefrath und Carl für die Belieferung mit Großraumwagen umgebaut werden.

Die Fabrik Carl wurde zugleich stark erweitert. Zunächst wurde 1928 an der Ostseite des Pressen‑ und Trockenhauses eine weitere Achse für eine zusätzliche Zwillingspresse mit Röhrentrockner von Buckau angefügt. Der bisher freie Zwischenraum zwischen Pressenhaus und Kühlhaus wurde geschlossen und der Zwischentrakt mit einem Nachwalzwerk ausgestattet.

Die Umstellung auf Großraumwagen bedeutete die Aufgabe der bis dahin zwischen dem Tagebau Grefrath und Nassdienst laufenden Kettenbahnförderung. Auf einem neuen Anschlussgleis wurde die Rohkohle nun (seit Ende 1931) mit Dampfspeicherloks in Großraumwaggons zu einem Tiefbunker für 1.300t Kohle gefahren, gelangte von dort über eine Schrägbandbrücke zum neuen Nassdienst und schließlich über eine weitere Bandbrücke in das nach Westen erweiterte Pressen‑ und Trockenhaus. Da der alte Nassdienst funktionslos geworden war, konnten hier 1930 drei weitere Dampfzwillingspressen und drei Röhrentrockner eingebaut werden. Westlich an den Nassdienst angrenzend entstand der Erweiterungsbau des Trocken- und Pressenhauses mit rechtwinklig nach Norden angefügtem Kühlhaus II. Vier Zwillingspressen mit Elektroantrieb der Firma Buckau R. Wolf und drei Röhrentrocknern wurden in der sog. Fabrik II montiert. Das alte Maschinenhaus mit seinen drei Dampfmaschinen wurde abgebrochen und es entstand eine elektrische Zentrale mit Umformerhaus. Weiterhin wurden ein neues Kesselhaus mit 110m hohem Kamin, das Kühlhaus II und eine Verladung gebaut. Die Wasserversorgung erfolgte seit 1930 aus dem Wassernetz der Stadt Frechen über den etwa 2km entfernten Wasserturm. Die Pläne für die Erweiterungs- und Neubauten entstanden im Baubüro der RAG unter Leitung von Wilhelm Paustenbach. Die Fabrik II war im Dezember 1930 fertig gestellt. Die Tagesleistung stieg von 600 auf 1.400t Briketts, die Jahresproduktion 1932 auf 327.825t. Fabrik Carl galt nun als die modernste Frechener Brikettfabrik.

1932 wurde noch einmal der Abbau im nordwestlichen Restfeld von Carl aufgenommen. Der Abraum wurde mit Lübecker Eimertiefbaggern beseitigt. Die Vorplanierung erfolgte mit Menck’schen Raupenlöffelbaggern und der Kohlenabbau mit Eimerhochbaggern. Für den Kohletransport wurden Großraumwaggons eingesetzt. Für die Wasserhaltung war ein System von Strecken angelegt worden.
 
Nach Ablauf des 25-jährigen Vertrags mit der RAG wurde die Gewerkschaft Bellerhammer 1938 aufgelöst und die Fabrik Carl wechselte endgültig ins Eigentum der größten Zechengesellschaft des Reviers. 213 Beschäftigte arbeiteten für die RAG in der Fabrik Carl und produzierten 1939 464.200t Briketts.

Wiederaufbau und Stilllegung
Im Krieg erlitt die Brikettfabrik Carl vergleichsweise geringe Schäden. Die erst 1935 erneuerte Kaue war schon 1942 zerstört worden. 1945 brannte ein Brikettschuppen nieder. Auch an Trockendienst, Verladung und Großraumbunker entstanden Schäden. Bis Ende 1945 war die Anlage wiederhergestellt und konnte im Dezember in vollem Umfang produzieren. Die Baumaßnahmen der Nachkriegszeit waren gegenüber den vorhergehenden Bauabschnitten relativ bedeutungslos. Die Kühlhäuser wurden mit Kühlsiebredlern ausgestattet. Die Innenentstaubung im Trocken- und Pressenhaus musste einer modernen Anlage weichen und die Betonbrüdenschlote wurden durch Blechschlote ersetzt. Kaue und Magazingebäude entstanden neu, eine Bündelhalle und Briketthallen wurden errichtet. Die technische Ausstattung der Kühlhäuser wurde modernisiert. 1950–60 wurden die alten Einfachpressen im Ursprungsbau ersetzt durch alte Doppelpressen, die aus anderen Werken stammten.

1965 wurde das alte und 1967 das neue Kesselhaus stillgelegt und die Kamine bis 1970 abgebrochen. Die Dampfversorgung erfolgt seither über eine Fernleitung von der Fabrik Wachtberg. Der zwischenzeitlich nachgerüstete Nassdienst wurde ebenfalls in dieser Zeit stillgelegt und die vorzerkleinerte Rohkohle seither von der Fabrik Wachtberg geliefert. Die Fabrik Carl hatte zuletzt mit 20 Brikettpressen eine Leistung von 2.300t, mehr als das Siebenfache der Gründungsanlage (300t). Im Zuge des kleinen Strukturwandels im Revier mit einem Zuwachs der Stromerzeugung und Rückgang der Brikettproduktion wurde die Fabrik Carl 1996 stillgelegt.

nachStilllegung
Blick auf das Trocken- und Pressenhaus und Nassdienst nach Stilllegung und Abbrüchen. Foto 2005

Von den zehn denkmalwerten Bauten und Objektgruppen der Fabrik Carl konnten nach langwierigen Verhandlungen und Bemühungen um eine zukünftige Nutzung sechs Objekte erhalten bleiben. Die nicht als erhaltungsfähig oder -würdig eingestuften Gebäude und Anlagen wurden im Rahmen des Abschlussbetriebsplans durch Rheinbraun (heute RWE Power) abgebrochen. Die historischen Gebäude werden zu Wohnungen, Büros und Läden für ein Wohngebiet mit 5.000 Einwohnern umgebaut. Die Hoffnung auf eine weitgehende Erhaltung der technischen Ausstattung ließ sich auf dieser Grundlage nicht erfüllen. Lediglich ein Verarbeitungsstrang im Trocken- und Pressenhaus ist erhalten und wird in der folgenden Beschreibung gewürdigt.

lageplan1995
Lageplan 1995 mit erhaltenswerten Gebäuden. 1 Trocken- und Pressenhaus 2 Kühlhaus I 3 Kühlhaus II 4 Rinnenfeld 5 Verladung 6 Bunker
7 Nassdienst 8 Hochdruckkesselhaus 9 Kesselhaus 10 Elektrische Zentrale

Gesamtanlage
Gelegen auf einem Höhenrücken ursprünglich am Endpunkt der aus dem Ort Frechen als Verlängerung der Kölner Straße hinausführenden Rosmarstraße, hatte die Fabrik Carl lange den Charakter einer Landmarke. Die Fabrik orientierte sich mit einer Schmalseite des hoch aufragenden Trocken- und Pressenhauses zum Ort mit dem Emblem des Bellerhammers im Giebelfeld.

Auch heute noch werden die historische Werksanlage wie auch der überwiegend nach 1945 entstandene Stadtteil geprägt durch das in Ost-West-Richtung erbaute Pressen- und Trockenhaus. Rechtwinklig nach Süden darauf ausgerichtet sind die Werkstatt, das Kühlhaus I, das Kesselhaus und die Elektrische Zentrale. Der Nassdienst ist als Solitär dem Trocken- und Pressenhaus vorgelagert und mit diesem durch eine Bandbrücke verbunden. Auch im Norden der Anlage bestand eine solche Struktur rechtwinklig an den Hauptbau anschließender Bauten und Funktionsteile. Die auf den Nassdienst zuführende Schrägbandbrücke deutet dies noch an.

Der so wichtige Eisenbahnanschluss ist durch Bauten oder geformte Landschaftselemente nicht mehr nachvollziehbar. An Stelle der Verbindung in die Tagebaue mit einer Brücke über die Dürener Straße ist westlich eine neue Erschließungsstraße für das neue Wohngebiet entstanden. Die Verbindung zur Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn, im weiten Bogen erst nach Norden führend, um dann in die zu den Quarzwerken führende Trasse zu münden, ist durch das nördlich anschließende Wohngebiet gekappt.

Topographisch noch gut nachvollziehbar ist das Abbaugebiet der Grube Carl westlich der Brikettfabrik jenseits der neuen zum Wohngebiet führenden Erschließungsstraße.

Pressen- und Trockenhaus, 1905–07/1913/1928/1930/1963
Arch.: Maschinenfabrik Buckau/Magdeburg, Wilhelm Hospelt/Köln, Wilhelm Paustenbach/Rheinbraun
Funktional zentrales und die Anlage dominierendes Gebäude war und ist das Pressen‑ und Trockenhaus. Der schmale, fünf- bis sechsgeschossige Baukörper in Backstein- und Stahlfachwerkarchitektur ist mit flach geneigten Satteldächern gedeckt. Wesentlich bedingt wurde die markante Gebäudehöhe des Pressen- und Trockenhauses durch die übereinander angeordneten Pressen und Röhrentrockner. Die ursprünglich die Gebäudesilhouette bestimmenden Brüdenschlote sind nur im Osttrakt erhalten. An dem in Höhe, Gebäudetiefe, Geschosshöhen und Fensterausbildungen verschiedenartig ausgebildeten Gebäudekörper sind die Bauabschnitte gut ablesbar.

Der zur Ursprungsanlage von 1905–07 gehörende Pressen- und Trockendienst wurde wie der westlich direkt anschließende, ehemalige Nassdienst von der Firma Döring & Lehrmann nach Plänen der Maschinenfabrik Buckau errichtet. Der neunachsige Backsteinbau für sieben Einfachpressen und Röhrentrockner ist etwa 40m lang und 15m tief. Der Gebäudekörper wird gegliedert durch die in den beiden unteren Geschossen stützpfeilerartig ausgebildeten Wandvorlagen. Die zurückspringenden Wandfelder mit jeweils einer Fensterachse werden unter der Traufe durch stufenweise zurückspringende Ziegelstreifen abgeschlossen. In den Segmentbogenöffnungen waren ursprünglich fast vollständig die kleinteiligen Metallsprossenfenster erhalten. Entsprechend den funktionalen Anforderungen sind die Fenster unterschiedlich groß ausgebildet mit kleineren Fenstern für den Schneckensaal und den Kohlenboden und größeren Öffnungen an der Nordseite für den Pressensaal.

pressenhaus1
Pressenhaus im Hintergrund. Vorne: Kühlhaus I und Werkstatt(rechts)

Die Innenkonstruktion besteht aus zwei Reihen Stahlstützen und Betondecken mit überwiegend längs zur Gebäuderichtung verlaufenden Doppel-T-Trägern. Zur weiteren Verstärkung dienen Unterzüge. Die Geschosse waren nicht durch Innenwände unterteilt. An den Außenachsen sind Treppen angeordnet, die teilweise zu geschlossenen Treppenhäusern abgeteilt waren.

Entsprechend ihrer Funktion sind die Geschosse unterschiedlich hoch ausgebildet: Pressensaal 4,5m, Schneckensaal 2,9m, Trocknergeschoss 4,1m, Bunkergeschoss 5m und Kohlenboden etwa 3m.

Westlich des ersten Pressen- und Trockenhauses schließt sich der vierachsige Bau des ehemaligen Nassdienstes an. Das Gebäude ist 17m lang und 15m breit. Der Nassdienst wurde mit der Westerweiterung 1930 umgebaut. Er überragt mit seinen fünfeinhalb Geschossen das Pressen- und Trockenhaus geringfügig, ist ebenfalls durch Wandpfeiler gegliedert, wird aber durch Rechtecköffnungen belichtet mit längsrechteckigen Fenstern für das oberste Geschoss. An Stelle der eingetieften Wandfelder und der Stufengesimse werden die deutlich unterhalb der Traufe endenden Wandpfeiler durch ein halbsteinstarkes Backsteinband miteinander verbunden. Auch auf die stützpfeilerartige Verstärkung der Wandpfeiler im Erdgeschossbereich wurde verzichtet. Der letzten Achse dieses Gebäudes ist eine Fluchttreppe in Stahlkonstruktion vorgelagert.

Der alte Nassdienst erhielt 1930 unter Aufgabe der ehemaligen Nutzung im Erdgeschoss drei Dampfzwillingspressen. In den oberen Geschossen wurden allerdings keine Röhrentrockner installiert.

Die Innenkonstruktion ist analog zum Pressen- und Trockenhaus mit Stahlstützen und Betondecken ausgeführt. Die ehemalige Trennwand zwischen den beiden ehemals unterschiedlichen Funktionsbereichen ist in allen Geschossen erhalten.

Der Erweiterungsbau von 1913/1928 schließt an den Ursprungsbau mit drei Achsen im Osten an und wurde 1928 noch einmal um eine Achse erweitert (vier Doppelpressen und Röhrentrockner). Entwurf und Ausführung stammen von dem Architekten Wilhelm Hospelt. Das 21m lange und 21m breite Backsteingebäude entspricht in Architektur und Innenaufteilung dem Ursprungsbau, überragt diesen aber um etwa 3,1m durch den etwas höheren Schneckensaal und das um 2,4m gestreckte Trocknergeschoss. Das höhere Trocknergeschoss war wegen der deutlich gesteigerten Leistungskraft der Trockner notwendig geworden. Die östlich abschließende Giebelseite in Stahlfachwerkbauweise mit Rechteckfenstern. Zusammen mit der Erweiterung wurde die östliche Achse des Ursprungsbaus auf die gleiche Gebäudehöhe mit dem Anbau gebracht und gestalterisch angepasst. Der letzten Gebäudeachse ist eine außen liegende Fluchttreppe in Stahlkonstruktion vorgelagert, mit einer Türöffnung pro Geschoss. Auf dem flach geneigten Satteldach sind die vier Brüdenschlote erhalten.

Die Erweiterung des Pressen- und Trockenhauses von 1930 im Westen wurde nach Entwurf des Werksbüros unter Leitung von Wilhelm Paustenbach angefügt. Ursprünglich nur dreiachsig mit niedrigerem Anbau, wurde dieser Anbau 1963 in der Länge auf eine Achse reduziert, aber diese Achse auf die volle Höhe des Hauptbaus aufgestockt. Der Erweiterungsbau von 1930/1963 ist 22m lang und 16m breit und rückt damit um 1m aus der Flucht des Altbaus nach Süden vor.

Abweichend von der bisherigen Architektur des Pressen- und Trockenhauses entstand die Erweiterung von 1930/1963 in einer Art reduzierter Stahlfachwerkbauweise. Zwischen den durchgehend gemauerten geschlossenen Wandpartien sind nur die zurückliegenden Fensterbahnen mit den Stahlprofilen gegliedert, indem ein durchlaufender Ständer die Rechteckfenster und Brüstungsfelder mittig teilt. Da auch Sohlbänke und Stürze der Fenster mit Stahlprofilen eingefasst sind, entsteht hier partiell eine Fassadenarchitektur, die entfernt an die klassisch-orthogonalen Gliederungen traditioneller Stahlfachwerkarchitekturen erinnert. Paustenbach kombinierte in der Südansicht die großen Fenster der Hauptgeschosse mit schmalen Horizontalfenstern im Obergeschoss. Auf der Nordseite wird dieses Obergeschoss durch dekorativ wirkende Rundfenster belichtet. Das überstehende Dach mit kräftigem Traufgesims und einfachen Gesimsbändern direkt über bzw. unter den kleinen Obergeschossfenstern gibt der straffen Vertikalordnung beider Hauptfassaden abschließende Horizontallinien. Die vier Brüdenschlote sind nicht erhalten.

Wie im übrigen Pressen- und Trockenhaus besteht die Konstruktion aus zwei Reihen Stahlstützen und Betondecken zwischen Doppel-T-Trägern. Auch bei diesem Anbau resultiert die größere Gebäudehöhe aus dem wesentlich höher ausgebildeten Bunkergeschoss (6,4m). Durch das ungleichhüftig ausgeführte Satteldach mit fast waagerechter Ausbildung zur Nordseite ist dort die Fassade sechsgeschossig ausgebildet. Als zusätzliches Geschoss ist für den Erweiterungsbau ein Keller zur Aufstellung der Elektromotoren der Brikettpressen ausgebildet.
 
Ausstattung: Die herausragende Bedeutung der Brikettfabrik Carl bestand nach Stilllegung insbesondere in der erhaltenen maschinellen Ausstattung mit 20 Pressen im Erdgeschoss, von denen zwölf noch bis zuletzt mit Dampf angetrieben wurden. Das Erdgeschoss bildete einen durchgängigen Pressensaal, der nur durch die Trennwand zwischen altem Nassdienst und dem ursprünglichen Pressen- und Trockenhaus unterbrochen war. Über dem Pressensaal befand sich ein niedrigeres Geschoss mit den Fördermitteln. Es handelte sich ursprünglich um Förderschnecken, mit denen die getrocknete Kohle in die Kühlhäuser und zurück in die Brikettpressen gefördert wurde. Später wurden die Förderschnecken durch Redleranlagen ersetzt. Im dritten Geschoss waren quer zur Längsachse des Gebäudes die aus der Bauzeit des jeweiligen Gebäudeteils stammenden 15 Röhrentrockner aufgestellt. Die Röhrentrockner von 1905–07 und 1913/1928 wurden mit Transmissionen durch die im Maschinenhaus aufgestellten Dampfmaschinen angetrieben. Diese Transmissionen befanden sich zusammen mit den Warmluftgebläsen und den Fördermitteln ebenfalls im zweiten Geschoss. Die Röhrentrockner von 1930/1963 wurden mittels Elektromotoren einzeln angetrieben. Im vierten Geschoss waren im Süden die Bunker mit insgesamt 15 Bunkertaschen und im Norden die Entstaubungsanlagen untergebracht. Über den Bunkern befand sich der Kohlenboden mit Aufgabebändern, von denen die Rohkohle mittels Abstreifer in die Bunkertaschen eingefüllt wurde. Die Rohkohle wurde über die westliche Schrägbandbrücke aus dem Nassdienst dem Verteilband des Kohlenbodens zugeführt.

Nach dem Umbau des Pressen- und Trockenhauses für eine gemischte Wohn-, Büro- und Ladennutzung ist nur die Brikettpresse 9 als Fragment erhalten. Es ist eine nachträglich mit Elektromotor ausgestattete Schubkurbel-Zwillingspresse der Firma Buckau aus der Zeit um 1930. Der Pressklotz trägt die Aufschrift „Maschinenfabrik Buckau Act. Ges. Magdeburg“. Den Motor lieferte Siemens-Schuckert (Typ „R 2672-10 B 3“, 500V, 685U/min). Der Antrieb erfolgte mittels Riemen von dem seitlich neben dem Motor angeordneten Vorgelege auf das östliche Schwungrad. Die Presse arbeitete mit 80 bis 84U/min. Die Eintrittsspannung betrug 11, die Austrittsspannung 5bar. Der Abdampf wurde zur Beheizung der Trockner benutzt.

Die Kurbelwellenlager sind mit Buckauer Ölumlaufschmierungen ausgestattet. Die Pumpen arbeiteten mit elektrischem Antrieb, die Schmierung erfolgte durch einen unter der Presse montierten 400-l-Ölbehälter. Für die Schmierölversorgung aller anderen Pressenlager und schmierbedürftigen Stellen dienten zwei Bosch-Öler (Maschinen- und Heißdampföl). Die Formen der Pressklötze und die Ölkühler werden mit getrennten Kühlwasserleitungen versorgt.

Die Entstaubung der Pressstem­pel erfolgte über im Boden verlegte Leitungen, welche in die hinter den Pressenrümpfen angebrachten zwei Zyklone münden, aus denen der feine Staub nach oben abgesaugt wird, während der gröbere über Zellenräder mit elektrischem Antrieb zurück in die Speisevorrichtungen fällt. Die Absaugrohre der Speisevorrichtungen münden kurz vor den Zyklonen in denen der Stempelentstaubung. Die Maulentstau­bung erfolgte über eine separate Anlage. Die zugehörigen Rohre mit den trichterförmigen Erweiterungen über den Pressenmäulern sind entfernt. 

Nassdienst und Schrägbandbrücken(2), 1930; Arch.: Wilhelm Paustenbach
Der Nassdienst entstand 1930/31 als Teil der Fabrik II, diente aber der Gesamtanlage zur Zerkleinerung und Klassierung der Rohkohle. Die grubenfeuchte Kohle kam aus dem nicht erhaltenen Großbunker über die von Norden in das Nassdienstgebäude hineinführende Schrägbandbrücke und wurde ebenfalls mittels Schrägbandbrücken nach der Aufbereitung auf den Kohlenboden des Pressen- und Trockenhauses und die Stückkohle in das nicht erhaltene Mitteldruckkesselhaus gefördert. Gebäude und Schrägbandbrücken wurden entworfen von dem RAG-Architekten Wilhelm Paustenbach und erstellt durch die Zeitzer Eisengießerei und Maschinenbau-AG (ZEMAG). Die ZEMAG lieferte auch die maschinelle Erstausstattung.

Der viergeschossige, annähernd kubische Backsteinbau hat einen Grundriss von 15m x 20m. Mittig über die ganze Länge ein schmalerer, eineinhalbgeschossiger Aufsatz mit eingezogenem Satteldach und einem abschließenden, noch einmal kleineren halbgeschossigen Aufsatz mit Zeltdach. Die längsrechteckigen Fenster sind in vertikale Bänder mit aus der Fassade zurückspringenden Betonbrüstungen eingefügt. Weit vorstehende Dachüberstände für alle drei aufeinandergestapelten Gebäudekuben mit eckig in Kunststein ausgebildeten Dachkanten und nach innen sich abstufenden Traufgesimsen ergänzen die Vertikalordnung der Fassadengliederung durch kräftige Horizontallinien. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster zum Zeitpunkt der Stilllegung der Brikettfabrik bereits weitgehend durch Glasbausteine ersetzt.

Der Nassdienst wurde als Stahlskelettbau mit Betondecken zwischen Doppel-T-Trägern erstellt. Die Rohkohle wurde auf den unterschiedlich hohen Geschossen in drei nebeneinander durch die Geschosse reichenden Verarbeitungssträngen zerkleinert und gesiebt. Von der Verteilerstation im sechsten und fünften Stock kommend wurde die Rohkohle in Brechwalzwerken und Grobsieb auf dem vierten Stock bearbeitet. Im dritten Stock befanden sich Feinsiebe und darunter Hammermühlen. Die Feinkohle gelangte dann über Bänder und Übergabestation auf das Schrägband zum Pressen- und Trockenhaus. Die Stückkohle mit Durchmessern über 40mm wurde schon auf der dritten Ebene dem zum Mitteldruckkesselhaus führenden Schrägband zugeführt.

Die beiden erhaltenen Schrägbandrücken sind Stahlkonstruktionen mit Böden aus Betonplatten zwischen Doppel-T-Trägern und Decken aus Bimsbeton. Die Seitenwände zwischen den Stahlständern etwa zweidrittelhoch mit Backstein ausgefacht, darüber Fensterbänder mit Drahtglas und schlanken, vertikalen Stahlsprossen.

Nach Stilllegung der Kesselhäuser 1965 und 1968 waren im Nassdienst zusätzliche Zerkleinerungsanlagen notwendig geworden, da nun auch die Stückkohle für die Brikettpressen aufbereitet wurde. Die Maschinen wurden teilweise in dafür errichteten Anbauten (nicht erhalten) eingebaut.

Der Nassdienst wurde schon Anfang der 1980er Jahre stillgelegt. Seitdem kam die zerkleinerte Rohkohle von der Fabrik Wachtberg, durchlief aber bis zur Stilllegung der Gesamtanlage 1996 den beschriebenen Weg vom Großbunker über Bandbrücken und Nassdienst auf den Kohlenboden des Pressen- und Trockenhauses. Die Zerkleinerungsmaschinen waren aber seither nicht mehr in Betrieb.

2004/05 wurde der Nassdienst in Wohnungen umgebaut. Die maschinelle Ausstattung wurde komplett entfernt, die Innenkonstruktion ausgebaut und neue Geschossdecken eingezogen. Die Fenster wurden erneuert und teilweise Balkone an den Fassaden angebracht.

Elektrische Zentrale, 1930; Arch.: Wilhelm Paustenbach 
Mit dem Bau der Elektrischen Zentrale war ein Wechsel vom Dampf- zum Elektroantrieb der Maschinen verbunden oder zumindest beabsichtigt. Mit Strom versorgt wurden die Elektropressen und Röhrentrockner in der Fabrik II und weitere auf Elektroantrieb umgestellte ehemalige Dampfpressen. Auch die bisher aus dem alten Maschinenhaus mittels Transmission angetriebenen Röhrentrockner erhielten nun einen Elektromotor. Der in der neuen Elektrischen Zentrale vorgesehene Turbosatz sollte mit hochgespanntem Dampf aus dem Mitteldruckkesselhaus (nicht erhalten) versorgt werden. Das Niederdruckkesselhaus diente fortan nur noch zur Versorgung der Röhrenkessel mit Dampf.

Die Elektrische Zentrale ist eine dreiteilige Backsteinanlage auf T‑förmigem Grundriss mit dominierendem Hallenbau für die Turbosätze und nach Osten vorgelagertem Flachdachtrakt für Schaltanlagen und Umformer. Im nördlichen Winkel zwischen Flachdachbau und Turbinenhalle liegt das turmartig betonte Treppenhaus mit Wasserbehälter im Turmkopf.

Die Turbinenhalle ist ein zweigeschossiger Hallenbau mit flachem Satteldach. In der Fassadenarchitektur wie beim benachbarten Nassdienst schlanke, vertikale Fensterbänder, die auf Höhe der Geschossdecke durch Brüstungsfelder aus Beton unterteilt sind. In den Öffnungen heute überwiegend Glasbausteine. Das Satteldach der Turbinenhalle allseitig mit verputzten Gesimsen vorkragend. In den mit geputzten Gesimsen umrahmten Giebeldreiecken befinden sich Lünettenfenster.

An die Turbinenhalle ist als langgestreckter dreigeschossiger Querbau das Schalthaus angefügt. Die Schmalseiten sind analog zur Turbinenhalle mit vertikalen Fensterbandelementen und Hochrechteckfenstern gegliedert. Aufwendig mit sieben gebäudehohen Stützpfeilern auf Dreiecksgrundriss ist die östliche Langseite gestaltet. In den Pfeilern liegen die Entlüftungsschächte für die im Erdgeschoss durch große Öffnungen angezeigten Trafozellen. Die Entlüftungsschächte enden über dem Dach des Schalthauses in würfelförmigen Aufsätzen mit Jalousieöffnungen und Zeltdächern. Das auch das Schalthaus umlaufende kantig in Kunststein ausgebildete Dachgesims unterstreicht an der Ostfassade noch einmal markant die von den Stützpfeilern vorgegebenen Dreiecksformen.

Der Treppenhausturm wird von der Ummauerung des Wasserbehälters bekrönt. Der mittig gelegene Aufsatz mit Zeltdach ist mit seinen Mauerwerksflächen, wie auch die in drei Feldern eingeteilte darunterliegende Fassadenpartie, durch Dreiecksprofile aus Kunststein in ein System annähernd quadratischer Flächen unterteilt. Dieses System der Fassadengestaltung umzieht den Turm auf allen drei freien Ansichtsseiten mit ebenfalls rundum angeordneten quadratischen Fenstern in den schachbrettartigen Fassadenfeldern.

Auch die Tragstruktur der Turbinenhalle besteht aus Stahlstützen, genieteten Dachbindern und einer Geschossdecke aus Betonkappen zwischen Doppel-T-Trägern. Die Geschossdecke ist vor dem Westgiebel durch eine große Montageöffnung unterbrochen, so dass von einem in den Erdgeschossbereich in die Turbinenhalle hineinführenden Gleis aus mittels Kran schwere Maschinenteile in die obere Halle gehoben werden konnten.

Ausstattung: Im Inneren der Turbinenhalle tragen pilasterartig geformte Wandvorlagen die Kranbahn für einen handbedienten Laufkran mit einer Kranbrücke in genieteter Stahlkonstruktion. Pilaster und Innenwände verputzt, Fußboden aus schachbrettartig verlegten weißen und roten Fliesen.

In der Halle befand sich ein Turbosatz der Siemens-Schuckert-Werke von 1963 und ein erhaltener denkmalwerter AEG-Turbosatz von 1938. Dieser von der Brikettfabrik Wachtberg verlegte und 1960 hier eingebaute Turbosatz ersetzte die Originalmaschine von 1930. Der AEG-Turbosatz hat bei 3.000U/min eine Höchstleistung von 6,6MW. Die Dampfeintrittsspannung betrug 35, die Austrittspannung 4atü. Der Abdampf der Turbine wurde den Trocknern zugeführt.

Der in der Turbinenhalle erzeugte Strom wurde im Trafo- und Schalthaus für Betriebszwecke mit neun Transformatoren auf 3kV und 380V heruntergespannt. Der Überschuss wurde ins 25-kV-REW-Netz eingespeist. Die Trafos dienten auch zur Entnahme von Strom aus dem REW-Netz und zur entsprechenden Umformung für Betriebszwecke.

Die Turbinen wurden mit dem Hochbehälter über dem Treppenhaus mit Kühlwasser versorgt. Es handelt sich um einen aus Blechen zusammengenieteten Flachbodenbehälter. Es gab keinen geschlossenen Kühlwasserkreislauf. Das Wasser wurde dem Stadtwassernetz aus dem benachbarten städtischen Hochbehälter entnommen und das Brauchwasser anschließend in die Brauchwasserbecken und die Kanalisation gepumpt.

Kühlhaus I, 1905–07/1913/1920/1932
Dem Pressen- und Trockenhaus südlich vorgelagert ist das Kühlhaus. Es war ursprünglich ein frei stehender, zwei‑ bis dreigeschossiger Backsteinbau mit Segmentbogenfenstern, gebäudehohen Stützpfeilern und gestuften Gesimsen unter der Traufe. 1913 erfolgte eine erste Erweiterung um zwei Achsen nach Süden durch den Kölner Architekten Wilhelm Hospelt, 1918 eine Aufstockung um 2m über fast dem gesamten Gebäudekörper und 1928 entstand der Verbindungstrakt zum Trocken‑ und Pressenhaus für ein Nachwalzwerk. Der südliche Turmbaum (Architekt Wilhelm Paustenbach) mit einer Höhe von knapp 16m wurde 1932 für die Aufstellung eines Exhaustors angefügt. Nach Paustenbachs Plänen erfolgte auch eine Neugestaltung der gesamten Dachzone.

Im Kühlhaus I befanden sich ursprünglich sechs, seit 1913 zwölf Jalousiekühlelemente. Die getrocknete Kohle aus den Röhrentrocknern wurde mittels Schnecken in das Kühlhaus I gefördert und nach Kühlung wieder in das Pressen- und Trockenhaus zurückgefördert. Die Innenausstattung wurde in den 1960er Jahren modernisiert und war nicht denkmalwert.

Nachdem der Verbindungsbau zum Pressen- und Trockenhaus schon 1996 abgebrochen worden war, wurde das Kühlhaus I 2004/05 für eine Büronutzung umgebaut.

Werkstatt, 1905–07/1918
Die Werkstatt wurde 1905–07 durch die Firma Döring & Lehrmann errichtet. Langgestreckter, eingeschossiger Backsteinbau mit wellblechgedecktem Satteldach und jeweils zwei Segmentbogenfestern zwischen Wandvorlagen und gestuften Gesimsen über den zurückliegenden Wandfeldern. In der Werkstatt waren die einzelnen Bereiche für Schleiferei, Schlosserei und Schmiede durch Querwände voneinander getrennt. Der 29m lange Bau war nur mit Wellblech gedeckt. 1918 wurde das Gebäude nach Süden verlängert und erhielt nach Plänen von Wilhelm Paustenbach den gut proportionierten Südgiebel mit übergiebeltem Mittelrisalit. Mit Aufhöhung der Seitenwände, Erneuerung der Dachbinder mit Belichtungsraupe über dem First und neuer Dachdeckung aus Betonplatten wurde das Gebäude 1936 mit verputztem Dachüberstand den Formen der Fabrik II angepasst. Von der Ausstattung, die 1936 aus zwei Dampfhämmern, zwei Drehbänken, zwei Schmiedefeuern mit Amboss, Schere und Säge bestand, ist nur der handbediente Laufkran erhalten. Das Gebäude wurde 1999 zu einem Ausstellungsraum umgebaut.

Niederdruckkesselhaus, 1905–07/1913
Das Niederdruckkesselhaus versorgte die Brikettpressen und Röhrentrockner sowie die Dampfmaschinen im benachbarten Maschinenhaus mit Dampf. Es waren anfangs zehn Zweiflammrohrkessel installiert. 1913 wurde zusammen mit der übrigen Werkserweiterung auch das Kesselhaus von Wilhelm Hospelt nach Süden verlängert und vier weitere Kessel aufgestellt. Der Ursprungsbau war mit einem mittig vor der Ostseite errichteten 65m hohen Kamin ausgestattet. Mit der Erweiterung von 1913 wurde ein zweiter Kamin errichtet. Beide Kamine wurden 1968/69 abgebrochen. 

Das Niederdruckkesselhaus der Fabrik Carl hat eine für Flammrohr-Kesselhäuser charakteristische Baukörpergliederung. Es besteht aus einer pultdachgedeckten Halle für die Kessel und einem darüber hinausragenden Bunkergebäude mit Tonnendach. Beide Gebäudeteile massiv in Backstein. Die Halle für die Kessel ist mit hohen Segmentbogenfenstern zwischen Wandvorlagen belichtet. Über den Wandfeldern befinden sich wieder die abgetreppten Gesimse. Auch die Fassaden des Bunkergebäudes sind im gleichen System gegliedert. Oben und unten kleine Fenster und im eigentlichen Bunkerbereich hohe Blendfenster. Der Bereich des Kohlenbodens ist in der Fassade durch das kräftige Stufengesims abgesetzt. Die Ostseite des Kohlenbodens ist in Stahlfachwerk ausgeführt.

Die Kesselhalle wird von genieteten Stahlbindern mit gebogenem Untergurt und Strebenfachwerk überspannt. Von ursprünglich in vier Blöcken zusammengefassten Kesseln sind vier erhalten. Es sind Zweiflammrohr- oder Lancashire-Kessel mit 120m2 Heizfläche und 10atm, die 1906 von der Dürener Firma Petry-Dereux geliefert wurden. Ablesbar war im Bestand auch das System der Kohlezufuhr mit den schräg nach unten zulaufenden Bunkerauslässen. Unterhalb der Schräge lag der Schürraum. Die Kohle gelangte durch zwei Öffnungen aus den Bunkern auf Treppenroste und von dort in die Flammrohre der Kessel. Unter Schürraum und Treppenrosten liegt der Aschenkeller. Die Asche wurde in Aschewagen entsorgt.

Außenkippe, 1905–06
Südöstlich an das Werksgelände anschließender, inzwischen stark bewachsener Hügel. Die Kippe entstand aus dem Abraum des 1905 durch die Firma Döring & Lehrmann begonnenen Tagebaus im Westen der Fabrikanlage. Nach Beginn der Kohlenförderung 1906 wurde die Außenkippe stillgelegt und rekultiviert.

Würdigung

In baulicher Hinsicht repräsentiert die Brikettfabrik Carl mit ihrer schlichten Architektur der Entstehungs‑ und ersten Erweiterungsphase das charakteristische Bild der zur Jahrhundertwende entstandenen Brikettfabriken, wie es auch noch in einigen Orten Mitteldeutschlands zu finden ist. Einzigartig war die Gruppe der dampfbetriebenen Brikettpressen. Nicht nur die älteste Maschine von 1913 ist hier zu nennen, sondern gerade die komplette Ausstattung des Maschinenraumes mit den eng gereihten Maschinen macht die unvergleichliche Bedeutung dieser Anlage aus.

Neben den Pressen und Röhrentrocknern waren auch die Zweiflammrohrkessel von hoher technikgeschichtlicher Bedeutung. Zusammen mit den Steilrohrkesseln dienten sie zur Versorgung der Pressen und Röhrentrockner mit Dampf. Von genereller Bedeutung sind die für den allgemeinen Industrialisierungsprozess so wichtigen und kaum noch überlieferten Zweiflammrohrkessel.

Die 1930 durchgeführte Erweiterung der Brikettfabrik Carl verweist auf die für das rheinische Revier wichtige Einführung der Großraumwagen und ist daher als Zeugnis für die Entwicklung dieses Reviers erhaltenswert.

Die Bauten der Werkserweiterung von 1930 demonstrieren regionaltypische Industriearchitektur, die im Kontext mit der Architektur der klassischen Moderne zu verstehen ist. Auf der Suche nach neuen Architekturformen war das Rheinland etwa seit 1910 Schauplatz einer spezifischen Stilentwicklung, die mit dem Namen „Rheinischer Expressionismus“ bezeichnet wurde. Hauptmerkmale waren die Verwendung rundplastischer, kristalliner, dreieckiger und übertrieben spitzwinkliger Elemente und auch der Wechsel von rotem Backstein und gliedernden Putz‑ oder Natursteinbauteilen. Wesentlich war aber auch eine rational geprägte, aus der Bauaufgabe resultierende Formensprache, die naturgemäß besonders für den Industriebau geeignet war. Die Erweiterungsbauten der Brikettfabrik Carl repräsentieren hervorragend diese Architekturtendenz. Die Konzentration der spielerisch wirkenden Gestaltungsmittel auf die Elektrische Zentrale ist erklärbar aus der hohen Bedeutung, die man diesem Funktionsteil stets im Fabrikwesen beimaß. Auch die anderen zum Werk II gehörenden erhaltenen Bauten (Nassdienst, Erweiterung  Pressen- und Trockenhaus) lassen in ihrer schlichteren Gestaltung die Auseinandersetzung des rheinischen Expressionismus mit dem Industriebau erkennen.

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