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drehscheibe_2
Zufahrt zur Drehscheibe. Foto 1999

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

stellwerk_r3
Stellwerk R 3. Foto 1999

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Stellwerk R 2. Foto 1999

 

Objektführer / Aachen / Eisenbahn

Aachen_Betriebswerk Aachen-West
Schottfelder Straße

Links
Guido Hartmann: Region Aachen setzt auf Forschung und Hightech, in: Welt Online vom 16. 11. 2008

Texte und Dokumente
Walter Buschman: Das Betriebswerk Aachen-West

lageplan_1925
Lageplan Westbahnhof(rechts), Güterbahnhof Aachen-West(mitte), Bahnbetriebswerk Aachen-West mit Ringlokschuppen(links). 1925

Walter Buschmann
Das Betriebswerk Aachen-West in Aachen

Geschichte
Beeinflusst durch Planungen für neue Güterumschlagseinrichtungen der Eisenbahn in Aachen, und ausgelöst durch Überlegungen und Diskussionen zur Hochlegung der Gleise und Beseitigung niveaugleicher Übergänge in Aachen in den 1890er Jahren, wurden Pläne zur Neuordnung des Aachener Schienennetzes und der Bahnhöfe entwickelt. Das Ergebnis aus der kontrovers geführten Diskussion war ein Vertrag zwischen der Stadt Aachen und der Kgl. Eisenbahndirektion Köln, in dem 1997 unter anderem ein neuer Zentralbahnhof und die Verlegung des Bahnhofs Templerbend ins Süsterfeld vereinbart wurde. Der neue Bahnhof im Süsterfeld, der bald als Bahnhof Aachen-West oder Westbahnhof bezeichnet wurde war eine großräumige Anlage mit Empfangsgebäude am sorgfältig gestalteten Republikplatz, großem Güterbahnhof mit Zollabfertigung und dem Betriebswerk Aachen-West im äußersten Nordwesten der Gesamtanlage. Die Bauarbeiten auf dem Gebäude begannen im Frühjahr 1906, konnten aber erst nach Abschluss der Enteignungsverfahren 1908 intensiviert werden. Am 30. Oktober 1910 wurde der ganze Bahnhof für Personen- und Güterverkehr in Betrieb genommen. Bedingt durch die Grenzanlage und Torfunktion Aachens für den Verkehr zwischen Deutschland und den westlichen Nachbarstaaten war einer der modernsten und großzügigsten Güterbahnhöfe der Preußischen Staatsbahn um die Jahrhundertwende in Aachen entstanden.

Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ging das qualitätvolle Empfangsgebäude in Neobarockformen (Arch. C. Sommer) und auch die Gestalt des darauf bezogenen Republikplatzes verloren. Auch der Güterbahnhof wurde stark beschädigt und nur teilweise und zudem in reduzierten und veränderten Formen wieder aufgebaut. Das Empfangsgebäude entstand 1951 als Neubau.

Weitgehend erhalten blieb das Bahnbetriebswerk West, das in den 1950er Jahren eine neue Wagenhalle, sowie Vorsteher- und Wirtschaftsgebäude erhielt. Der 16-ständige Lokschuppen wurde durch Sturm 1988 so stark geschädigt, dass er teilweise abgebrochen werden mußte. Erhalten blieb damit ein Bahnbetriebswerk in seinen wesentlichen Funktionsteilen, geprägt durch die Grenzlage des Standortes und veranlasst durch die großzügige Neuordnung der Aachener Eisenbahnanlage zwischen 1906 und 1910.

Die erhaltenen Bauten
Im Zentrum der Anlage stehen Ringlokschuppen(1908-13) und Drehscheibe.

ringlokschuppen_gleisseite
Ringlokschuppen Gleisseite. Foto 1999

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Ringlokschuppen. Rückseite. Foto 1999

Der ursprünglich 16-ständige Lokschuppen (1908-13) hat heute noch 6 Stände. Er erhebt sich über dem Grundriss eines Kreissegments. Der Backsteinbau ist mit einem Pultdach gedeckt. Die Nordfassade wird gegliedert durch große segmentbogige Blendnischen und Stützpfeiler mit Natursteinabdeckungen. Über den Blendnischen mit jeweils zwei segmentbogigen Öffnungen und Metallsprossenfenstern befinden sich Gesimse, die als dreifaches Deutsches Band ausgebildet sind. Vor der Nordfassade sind Reste eines ursprüngliche hoch aufragenden Backsteinschornsteins erhalten.

Die Halle wird überspannt von genieteten Stahlbindern mit streben- und Ständerfachwerk. Die Binder sind in der nördlichen Außenwand auf Wandvorlagen und im Süden auf genieteten Stahlstützen zwischen den Toren aufgelagert. In der Halle befinden sich sechs in Ziegeln gemauerte Reparatur- und Montagegruben.

Dem Ringlokschuppen vorgelagert ist die Drehscheibe von 1940/41
Es ist eine 23-Meter Gelenkdrehscheibe der Firma MSD Deutschland, Dortmund. Die Brücke besteht aus geschweißten Vollwandträgern mit begleitenden Laufstegen. seitlich an der Brücke befindet sich in einem mit Pultdach gedeckten Häuschen der Elektromotor zum Antrieb der Drehscheibe. An der anderen Seite der Brücke kann die Drehscheibe mit Druckluft oder Handkurbel angetrieben werden.

ringlokschuppen
Drehscheibe von 1940/41. Foto 1999


Die Betriebswerkstätten mit Magazin (1908-10) sind in einem eingeschossigen Backsteintrakt auf T-förmigem Grundriss untergebracht. Direkt an den Lokschuppen schließt sich die Dreherei an mit segmentbogigen Öffnungen und kleinsprossigen Metallfenstern. Das Satteldach wird von Holzbindern getragen, die zusätzlich durch zwei Holzständer unterstützt werden. In der Dreherei ist eine Meisterbude erhalten. Rechtwinklig an die Dreherei ist der längere Schenkel der T-förmigen Anlage angefügt mit Schlosserei, Schreinerei und Magazin. Dieser schmale, lang gestreckte Backsteinbau ist mit Pultdach gedeckt und hat ebenfalls segmentbogige Öffnungen mit kleinsprossigen Metallfenster, in die teilweise Türen eingefügt sind. Der zur Torseite des Lokschuppens und zur Drehscheibe orientierte Magazintrakt ist durch einen außermittig gelagerten, querorientierten dreiachsigen Gebäudekörper mit flachgeneigtem Satteldach gegliedert. Der Backsteinbau ist nachträglich weiß gestrichen, hat nach Osten und Norden eine Rampe und trägt im Dreiecksgiebel der Westseite eine Inschrift: "Bw Aachen. Est. Aachen-West". In dieser Fassade sind die Fenster teilweise mit Mauerwerk zugesetzt.

Südlich dem Lokschuppen vorgelagert ist die Kohlenbühne (1908-10) zur Versorgung der Lokomotiven mit Kohle angeordnet. Es handelt sich um ein hoch liegendes, durch Erdaufschüttung gewonnenes Plateau, auf das von Süden über eine schiefe Ebene ursprünglich zwei Gleise führten. Auf dem Plateau befanden sich Kohlenbansen, die von einem Kran mit der durch Waggons gelieferten Kohle gefüllt wurden. Westlich wird dieses Plateau begrenzt durch eine Stützwand, die im nördlichen Bereich aus vier großen segmentbogigen Öffnungen mit stürzen in Ziegelmauerwerk und Stützmauerwerk aus Naturstein in regelmäßigem Verband besteht. Südlich schließt sich daran eine Stützwand aus Beton an. Auf den Stützmauern sind noch die in Stahl konstruierten Einrichtungen zur Führung der Kohlewagen erkennbar, mit denen die Kohle in die Tender der Lokomotiven gefördert wurde.

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Bekohlungsanlage. Foto 1999

Das Bahnbetriebswerk wurde über die beiden Stellwerke R 2 und R 3 gesteuert. Am Stellwerk R 3 befindet sich ein Unterkunfts- und Aufenthaltsgebäude für Zugpersonal.

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Unterkunfts- und Aufenthaltsgebäude für Zugpersonal. Foto 1999

Bedeutung
Das Betriebswerk Aachen-West war Teil einer großzügigen Neuordnungsmaßnahme des Schienenverkehrs in Aachen, aus der u. a. auch der heutige Hauptbahnhof hervorgegangen ist und die insgesamt das Aachener Stadtbild nachhaltig geprägt hat. Der Westbahnhof, der Güterbahnhof mit Zollabfertigung und das Bahnbetriebswerk waren von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt im Nordwesten und die Bauten hatten das Stadtbild in diesem Teil des Stadtgebiets erheblich verbessert. Auch wenn diese Aussage maßgeblich dem neuen Westbahnhof zuzuordnen ist, muss doch der Gesamtanlage erhebliche stadt- und stadtbaugeschichtliche Bedeutung zugeordnet werden. Da diese Bedeutung am Empfangsgebäude und dem Güterbahnhof in der Substanz nicht mehr abzulesen ist, kommt diese Dokumentationsaufgabe nun dem Betriebswerk Aachen-West zu.

Seit den Anfängen spielte im Eisenbahnwesen die regelmäßige Wartung des rollenden Materials eine große Rolle. Die Betriebswerke dienten zur täglichen Pflege der Fahrzeuge und zu ihrer Versorgung mit Wasser und Kohle. Das Betriebswerk Aachen-West ist im funktionalen Bestand relativ weitgehend erhalten. Es ist insofern von überörtlicher Bedeutung als hier die schweren Schlepptenderdampflokomotiven für den grenzüberschreitenden Verkehr gewartet und versorgt wurden.

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