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foto1997
Foto 1997. Im Vordergrund Mühlengebäude, dann Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Foto vor dem Umbau.

inschrift
Inschriftenstein


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Wasserradseite nach Abbau des Wasserrades

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

gesamtanlagevomzugang
Gesamtanlage von der Zugangsseite. Foto 2006

muehlengebaudehofseite
Mühlengebäude von der Hofseite. Foto 1997

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ansichtwasserradseite
Ansicht Wasserradseite mit neuem Zugang zur Wohnung im Obergeschoss. Foto 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ansichthofseite
Ansicht Mühlengebäude vom Hof

 

Objektführer / Aachen

Aachen_Klostermühle Brandenburg
Baumgartsweg 34-42

Texte und Dokumente
Andrea Seng: Klostermühle Brandenburg. Seminararbeit RWTH Aachen

Kurztext

Erste urkundliche Erwähnung 1331. Im 15. Jh. Bau eines ritterlichen Wohnturmes und Anlage der Wassergräben. Seit 1477 Kreuzherrenkoster. Die Mühle wird urkundlich erst 1585 erwähnt. 1704 weitgehende Erneuerung der Gebäude, die im 19. Jh. landwirtschaftlich genutzt werden. Entfernung der Mahlsteine 1926 nachdem das Wasserrad bereits zuvor demontiert wurden. Nach starker Verwahrlosung in den 1970er Jahren Umbau zu Wohnzwecken nach 1981.

panorama1930
Ansicht mit mittelalterlichen Wohnturm. Die erhaltene Gebaudezeile mit Mühle links in dieser Panoramaaufnahme.

Andrea Seng

Klostermühle Brandenburg

Lage/ Objektvorstellung
Die Klostermühle Brandenburg, ein Baudenkmal von regionaler Bedeutung, ist in Aachen-Sief, nord-östlich von Raeren gelegen, welches einst zur Gemeinde Walhorn gehörte.

Das Mühlengebäude ist Bestandteil der ehemaligen Klosteranlage Brandenburg, welche bis zum Jahre 1784 in ihrer damaligen Funktion existierte.

In unmittelbarer Nähe der Anlage fließt der Iterbach (in verschiedenen Quellen auch Itterbach). Dieser entspringt im östlichen Hertogenwald in der Nähe des Vennkreuzes und fließt an Heis, Mariental, Hutte und Brandenburg vorbei bis zu seiner Mündung in die Inde bei Kornelimünster.

Die Klosteranlage liegt abgeschieden inmitten grüner Wiesen und Weiden, eingebettet in die hügeligen Landschaftszüge des Aachener Umlandes, geschützt in einer Talsenke. Durch die Tallage und zusätzlich gefördert durch den Flusslauf entstehen bei Nacht Kaltluftseen, die auch bei hohen Temperaturen im Sommer für angenehme Kühle sorgen.

Den Kern der Klosteranlage bilden die Hauptgebäude, die sich um einen Innenhof gruppieren und zu denen unter anderem eine Kirche und ein ritterlicher Wohnturm gehören.

Nord-östlich davon befinden sich, etwas abseits gelegen, die Wirtschaftsgebäude, deren östliches Kopfgebäude die Klostermühle bildet.

Geschichte
Die Gebäudegruppe durchläuft insgesamt vier Nutzungsphasen.

In den Archiven wird als erster 1331 ein Johannes von Letitie von Brandenburg genannt, der zunächst Probst des St.-Andreas-Stiftes in Köln, ab 1353 Kanonikus des Aachener Marienstiftes ist und 1366 verstirbt

1. Phase : Ritterliche Hofanlage
1441 – 1456
Im Jahre 1441 erwirbt Johann von Eynatten Haus und Hof Brandenburg, welches ein Lehensgut des Marienstiftes Aachen ist, baut 1444 die primitiven Gebäude um, errichtet einen ritterlichen Wohnturm und umgibt alles mit einem Wassergraben, der vom Iterbach gespeist wird.

Aufgrund seines hohen Alters verkauft Johann von Eynatten sein Anwesen 1456 an Ritter Gilles (Ägidius), der es 1460 einem Ritter Wilhelm von Nesselrath, Herrn zu Stolberg, weiterverkauft, von dem er es 1466 wieder zurückkauft.

Über Ritter Gilles von Brandenburg ist nicht viel bekannt. In jungen Jahren steht er in Diensten des Grafen Robert von Virneburg und Neuenahr, einem der wohlhabendsten und einfluss-reichsten Männern seiner Gegend. Nach dem Tode des Grafen heiratet Ritter Gilles dessen Frau Margarethe von Sombreff. Da diese Ehe kinderlos blieb und Ritter Gilles der letzte seines Geschlechtes war, entschied er, Haus und Hof Brandenburg dem Orden der Kreuzbrüder zu vermachen.

2. Phase: Kreuzherrenkloster
1477 – 1784
Im Jahre 1477 gelangte die Hofanlage über die Schenkung durch Ritter Gilles in die Hände des Kreuzbrüderordens zur Errichtung eines Klosters für 12 Mönche und zur Errichtung einer Kirche.

Aus der Schenkungsurkunde geht hervor, dass folgende Besitztümer übergeben wurden:
eine Wasserburg, ein Gehöft, Teiche, eine kleine Erzgrube, Ackerland, Wiesen, Wälder, eine Brücke, Viehherden, Werkzeuge und sämtliches bewegliches und unbewegliches Zubehör.
Außerdem alle Privilegien, Immunitäten und Rechte.
Die Urkunde nannte noch keine zugehörige Mühle.

Da Brandenburg ein Lehen des Marienstiftes Aachen ist, wurde mit der Zustimmung des Stiftprobstes Hermann von Hessen (dem „Gubernator“ des Erzstifts Köln) Heinrich Hoestmann van der Mair als Lehnsherr und Gutsverwalter des Klosters bestellt. Dieser beaufsichtigte den Bau einer Kirche, die Errichtung eines Glockenturmes die Anlegung eines Friedhofes und die Aufstellung und Weihe von fünf Altären.

Im Jahre 1585 gewähren Kaiser Maximilian und sein Sohn Philipp (in ihrer Eigenschaft als Herzöge von Limburg) gegen die jährliche Abgabe von zwei Mudden Hafer die Erlaubnis, eine Getreide- und Ölmühle zu betreiben.

Die finanzielle Situation schien im 16. Jhd. gesichert zu sein, denn das Kloster zog großen Nutzen aus zahlreichen Schenkungen und Stiftungen aus der Gemeinde und aus einer Reihe von Pachtverträgen.

Die Mühle wurde über einen Wasserzulauf, der von dem bereits vorhandenen Wasserstaubecken abzweigte, gespeist. Auf der Gebäuderückseite befand sich das Wasserrad. Über einen neu angelegten Rücklaufkanal wurde das Wasser letztlich wieder dem Iterbach zugeführt.

lageplan
Wasseranlagen mit Bachläufen und ehemaligen Wassergräben

Unklar ist, ob es zusätzlich eine besondere Lohmühle bei Gut Brandenburg gegeben hat. Von einer zwischen 1549 und 1782 genannten Lohmühle von oder bei Gut Brandenburg ist nicht deutlich, wo sie lag. Möglicherweise eine zusätzliche Anlage bei der Mahlmühle Brandenburg, möglicherweise aber auch auf heute belgischer Seite in Raeren an der Südseite der Marientalstraße gelegen.

Im Jahre 1704 fand ein Neu- und Umbau an dem vorhandenen Mühlengebäude durch Nicolaus de Hessel, dem damaligen Prior des Klosters, statt. Dies dokumentiert ein Sturz über dem an der Südfront gelegenen Eingang, der eine lateinische Inschrift mit Wappen trägt.

Der Text der Inschrift lautet:
„REVERENDUS DOMINUS FRATER NICOLA..US DE HESSEL HUIUS
DOMUS PRIOR ME CURAVIT AEDIFICARI AO 174.”
Der ehrenvolle Besitzer Bruder Nicolaus de Hessel und Prior dieses Hauses hat dafür gesorgt, dass ich gebaut/renoviert werde im Jahr 1704.

Im weiteren Verlauf des 17. Jhd. verschlechterten sich allerdings die äußeren Verhältnisse des Klosters soweit, dass im Jahre 1784 nach fast 300 Jahren Klosternutzung eine Schließung unumgängliche war. Die Anlage wurde öffentlich versteigert und von dem Eupener Kaufmann Breuls erstanden.
Über die genauen Vorgänge im Kloster gibt es kaum Aufzeichnungen, da nach der Auflösung alle Archive nach Schloß Lichtenberg (Henri Chapelle) geschafft wurden, wo man sie am Ende des 19. Jhd. verbrannte.

3. Phase: Landwirtschaftlicher Betrieb
1798 – 1984
Im 19. Jhd. wechselte die Anlage mehrmals den Besitzer. Sie wurde die gesamte Zeit über als Landwirtschaftsbetrieb genutzt.
Die Kirche, deren Turm abgetragen wurde, richtete man als Wirtschaftsgebäude ein, der Friedhof wurde eingeebnet, die Zugbrücke abgerissen und die Burggräben größtenteils zugeschüttet.

Die Mühle durchlief mehrere Nutzungsphasen, welche von einer
Ölmühle über eine Mahlmühle mit drei Gängen bis zu einer Frucht-Öl- und Lohmühle reichte.

Im Laufe der folgenden Zeit wurden die Gebäude des ehemaligen Klosters mehr und mehr mit von der Landwirtschaft genutzt und mehrere Male baulich verändert.

1926 wurden die Mühlsteine abgerissen. Zu diesem Zeitpunkt war das Mühlrad bereits entfernt. Das nebenstehende Foto zeigt die Rückseite des Mühlengebäudes an der sich ehemals das Mühlrad und der Mühlgraben befanden.
                          
Ab 1970 verfällt und verwahrlost die Klosteranlage Brandenburg zusehends.

Ihren Tiefpunkt erreicht sie im Jahre 1973, in dem eine ganzseitige Veröffentlichung in der „Aachener Volkszeitung“ erscheint, deren Bild vom Verfall der Bausubstanz, von Müll, Dreck und stinkenden Klärgruben bestimmt wird. Der Artikel erzählt von „hässlichen Garagen, Anbauten, Abfällen, einem fischlosen Iterbach und baufälligen Mauern“ und von „Sief, dem vergessenen Dorf“.

4. Phase: Wohnnutzung
seit 1986
1981 kaufen schließlich mehrere Bauherrengemeinschaften jeweils einzelne Gebäude der Gesamtanlage auf, um darin Wohnungen einzurichten.

Gebäude

Denkmalwert
1984 erfolgt die Eintragung in die Denkmalschutzliste gem. § 3 Denkmalschutzgesetz mit folgend aufgeführter Begründung:

Die Gebäudegruppe um die Mühle ist
„ ein weitgehend erhalten gebliebenes bauliches Dokument, das Auskunft gibt über die Ausdehnung und Entwicklung der Kloster-anlage, die letztlich Anlaß gab für eine weitere Besiedlung der gesamten Region ab dem 15. Jhd.
Da sie bedeutend ist für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sowie für Städte und Siedlungen und da für die Erhaltung und Nutzung städtebauliche und wirtschaftliche Gründe vorliegen, besteht an der Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse “.

Ein Umbau der Gebäudegruppe wird unter den Auflagen der Erhaltung der historischen Bausubstanz, insbesondere der Bruchsteinmauern, der Fenster- und Türeinfassungen und der Hohldachziegeln von der Denkmalpflege erlaubt.

Gebäudestruktur
Die Gruppe wird gebildet aus 2-geschossigen Bruchsteinhäusern mit Blausteingewänden und Sattel-dächern. Sie besteht aus dem giebelständigen Wohnhaus in unterschiedlichen Achsen mit hochrechteckigen, waagerecht abgedeckten Fensterformaten mit Blausteingewänden und Krüppelwalmdach und dem etwas zurückversetzten Stallgebäude. In gleicher Flucht, jedoch etwa 1 m vorgezogen, ein weiteres Wohnhaus in fünf Achsen mit Stichbogen-fenstern und Blausteinrahmung mit Keilsteinen.

Die Gruppe schließt ab mit dem ehemaligen Mühlengebäude, dass an seiner Südseite mit einem vorgezogenen Giebel endet. Alle Eingänge befinden sich an der Südseite.

Fassade
Das Bruchsteinmauerwerk des Mühlengebäudes ist wie üblich mit durch größere Steine betonten Ecken und kleinteiligerer Steinstruktur in der Wandfläche ausgeführt.
Die Dicke des Mauerwerkes beträgt 60 -80 cm.

Es gibt sehr vielseitige Öffnungsarten. Die Fenster- und Türeinfassungen bestehen aus Blaustein oder Mauerziegeln.

Alle Fenstersohlbänke sind mit Blaustein ausgeführt. Noch vielfältiger ist die Ausführung der Stürze über den Öffnungen. Es gibt Flachstürze, einen Rundbogen, einen scheitrechten Bogen, zwei gemauerte Segmentbögen über Flachstürzen und den bereits erwähnten großen Flachsturz mit der lateinischen Inschrift. Die verwendeten Materialien sind Bruchstein, Blaustein, Ziegel, Hohldachziegel und Holz im Dachstuhl.

Die Bruch- bzw. Blausteine, die wir hier vorfinden, gehören zu den Kalkgesteinen, die in Sief selbst und in der näheren Umgebung (Walheim-Friesenrath, Walheim-Hahn, Krauthausen, Hastenrath, Kornelimünster) teilweise auch heute noch abgebaut werden. Kalksteine gehören zu den wichtigsten Sedimentgesteinen und sind hier im Aachener Raum im Devonzeitalter (vor ca. 350 Mio. Jahren) entstanden. Die Mächtigkeit dieser Kalksteinschicht beträgt hier ca. 250 m.

vorumbau
Ansicht Mühlengebäude vor Umbau
           
        
Sanierung
Durch die in den letzten Jahren stark angestiegenen Umweltverschmutzungen und das Einwirken von Moosen, Flechten und Pilzen sowie durch witterungsbedingte Spannungen war das Mauerwerk stark angegriffen und sanierungsbedürftig.

Das gesamte Natursteinmauerwerk wurde außen mechanisch durch trockenes Sandstrahlen mit einem Preßluftgerät gereinigt. Alle Fugen wurden 2 cm tief ausgekratzt und neu verfugt. Die komplette Aussenfassade wurde nach der Reinigung hydrophobiert.

Die sich in den Fensteröffnungen befindlichen Stahlgitter wurden entfernt und durch neue Fenster ersetzt.

Umbau
Um eine Wohnnutzung im ehemaligen Mühlengebäude zu verwirklichen, wurde eine neue Geschossdecke aus Stahlbeton eingezogen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Denkmalliste war der Innenraum teilweise zweigeschossig durch eine Empore aus Holzbalken. Wie die Gebäudeaufteilung zu Zeiten der Mühlennutzung war, ist nicht überliefert. Das Gebäude erhielt zwei Wohneinheiten die sich jeweils über ein Geschoß erstrecken.

Außerdem wurde im Anbau eine neue Tür und ein neues Fenster eingebaut, die, wie auch das Küchenfenster, Gewände aus Ziegelsteinen erhielten. (siehe nebenstehende Fotografie)
Der Eingang der Erdgeschoss-wohnung erfolgt wieder über die Tür mit dem besonderen Blausteinsturz.

Unter Verwendung der alten Dachkonstruktion wurde eine komplett neue Dacheindeckung vorgenommen, ein teilweise neuer Dachstuhl errichtet sowie 2 Dachflächenfenster für die Obergeschosswohnung eingebaut.

Im Jahre 1997 wurde nachträglich ein neues Küchenfenster eingebaut, um die Obergeschosswohnung besser belichten zu können.
Eine weitere größere Umbaumaßnahme war die Verkürzung des Anbaus und die Verschiebung der östlichen Giebelseite. Da der Anbaubereich nicht zum Denkmal gehört, war dieser Eingriff möglich. Durch die Neugestaltung des Anbaus erhielt die Wohnung im Obergeschoss einen großzügigen Aussenbereich, der zudem durch die großen Öffnungen in der Fassade zur Belichtung des ansonsten spärlich mit Fenstern versehenen Obergeschosses beiträgt. Die Giebelseite wurde in ihrem Tragwerk komplett erhalten und um einige Meter näher an das Mühlengebäude gerückt.

Im Jahre 2002 wurden die Fachwerke saniert.

Der Eingang der Obergeschosswohnung befindet sich rückseitig an der Stelle, an der ehemals das Wasserrad die Ansicht dominierte. Zu diesem Zweck musste eine neue Türöffnung an der bislang fast komplett geschlossenen Fassade aufgebrochen werden. Ansonsten versuchte man, die Fassade in ihrer Erscheinung und Wirkung weitestgehend zu belassen. Es musste lediglich eine Lüftungsöffnung zur Belüftung der Sanitäreinheiten eingebaut werden.

Die beiden, in der nebenstehenden Fotografie erkennbaren, Fensteröffnung waren nach Angaben des Architekten bereits vorhanden.

Die Erschließung dieser Wohnung erfolgt über eine neue Stahlbrückenkonstruktion, die über den zugeschütteten und kaum noch erahnbaren Mühlgraben spannt.

Innenraum
Im Innenraum erfolgte ein vollständig neuer Ausbau. Neben der wohnungstrennenden neuen Stahlbetongeschossdecke erhielt die Obergeschosswohnung ein Galeriegeschoss mit Schlafempore.

Das alte sichtbare Bestandsmauerwerk wurde innenseitig komplett weiß verputzt. Diese Maßnahme wurde laut Architekt aus Kostengründen gewählt. Die 60 – 80 cm dicken Aussenwände wurden nicht mit einer Dämmung versehen, da dies aus bauphysikalischen Gründen sinnvoll erschien.

Beide Wohnebenen wurden mit einer Gasetagenheizung und mit sämtlichen notwendigen Sanitäreinbauten versehen.

Einige der alten Holzbalken des Dachtragwerkes und auch im Bereich der Empore konnten erhalten werden und sind heute im Innenraum sichtbar.

Die Schlafempore wird über eine weiß lackierte Stahltreppe erschlossen.

Der Wohnbereich mit der Empore wirkt recht großzügig, die Nebenräume mit Küche, Bad und Abstellraum sehr klein. Auffallend ist die niedrige Deckenhöhe.

Die Innenraumgestaltung ist geprägt von glatten, weißen Oberflächen und den schwarz gestrichenen Holzbalken. Eine Unterscheidung zwischen neuen und alten Balken ist für den Betrachter jedoch nicht möglich.

Nach Angaben des Architekten Nattler konnten einige Bestandsbalken erhalten bleiben und einige neue mussten eingezogen werden. Detailliertere Planunterlagen und schriftliche Aufzeichnung waren jedoch aufgrund der nun bereits 20 Jahre zurückliegenden Planungs- und Ausführungsphase nicht auffindbar. Die aufgeführten bautechnischen Informationen erhielt ich größtenteils in einem persönlichen Gespräch mit Herrn Nattler.

Die nebenstehende Aufnahme zeigt den Ausblick vom Aussenbereich des Obergeschosses nach Osten. Laut Bewohnerin wird dieser Aussenbereich sehr angenommen und viel genutzt.

Bewertung
Die heutige Denkmalpflege verfolgt zwei grundsätzliche Ziele, die Erhaltung der Substanz und die Wiederherstellung der Anschaulichkeit. Im folgenden ist meine persönliche Bewertung hinsichtlich dieser Ziele in Zusammenhang mit dem beschriebenen Objekt dargestellt.
Ist der Umbau/ die Umnutzung der Anlage gelungen? Was hätte man besser/anders machen können? Was würde man vielleicht heute anders machen? Worauf hätte mehr Wert gelegt werden sollen?

Erhaltung der Substanz
Die Bausubstanz, die zum Zeitpunkt der Aufnahme des Objektes in die Denkmalliste bestand, wurde fast vollständig erhalten. Es wurde keine denkmalwürdige Substanz entfernt. Bei der Sanierung im Jahre 1986 wurde allerdings  der Innenraum der ehemaligen Mühle komplett umgestaltet und umgebaut, so dass nun 2 Wohnungen Platz finden. Um den Anforderungen an eine Wohnnutzung gerecht zu werden, wurden 2 Ebenen eingezogen, der Dachstuhl isoliert, neue Fenster in die bereits vorhandenen Öffnungen eingebaut (bisher nur mit Gittern verschlossen), die alten Holztüren durch neue Glastüren ausgetauscht, entsprechende Innenwände gemauert, eine Gasetagenheizung und alle erforderlichen Sanitäranlagen eingebaut.  Der ehemalige Großraum verlor hierdurch seinen ursprünglichen Charakter. Durch die zwischenzeitliche Nutzung der Mühle als Stall ist eine ursprüngliche Raumgestaltung nicht mehr nachvollziehbar. Bei der Umbaumaßnahme im Jahre 1997 wurde in die Bausubstanz eingegriffen, da in der Südfassade das neue Küchenfenster eingebaut wurde um die Küche mehr zu belichten. Sturz und Leibungen des Fensters wurden mit sichtbarem Ziegelmauerwerk ausgeführt, ähnlich wie die bereits vorhandene mittlere Tür, sowie eine Tür und ein Fenster im rechten Anbau. Dadurch ist nicht erkennbar dass das Fenster nachträglich eingebaut wurde. Hier stellt sich die Frage: Sollte ein derartiger Eingriff in die Substanz nicht sichtbar gemacht werden? Ist es Ziel der Denkmalpflege Neues unauffällig einzufügen? Führt dies nicht zu einer Verfälschung des Denkmales? Andererseits, soll ein Einbau so ausformuliert werden, dass er sofort als Neu identifiziert wird? Wird so nicht das einheitliche Erscheinungsbild des Objektes empfindlich gestört? Eine schwierige Diskussion. Einfach alles beim Alten lassen? Möchte ein Gebäude einfach nur Ausstellungsstück sein? Eine neue Nutzung fordert neue Maßnahmen. Ich denke, an dieser Stelle ist eine hohe Sensibilität und außergewöhnliches Feingefühl gefordert, um Substanz, Anschaulichkeit und Charme eines Denkmals zu bewahren und gleichzeitig eine andere Nutzung und neues Leben in alten Mauern zu ermöglichen. Pauschalaussagen sind fehl am Platz. Hier spielt sicherlich die ausgewählte neue Nutzung eine entscheidende Rolle. Ganz zu schweigen von einer vorangegangenen intensiven Auseinandersetzung mit dem erhaltenswerten Objekt. Nur so kann eine Lösung erarbeitet werden, die Gebäude und Nutzer gleichermaßen gerecht wird. Ich bin der Meinung, dass bei der Klostermühle Brandenburg eine viel zu geringe Auseinandersetzung mit dem Bestand erfolgte. Aus dem Gespräch mit Herrn Nattler konnte ich schließen, dass der Umbau der Mühle sehr schnell und mit geringstmöglichem Kostenaufwand erfolgte. Hauptprojekt war sicherlich die Umgestaltung der ehemaligen Kirche und die Mühle stand im Hintergrund.

Wiederherstellen der Anschaulichkeit
Die Anschaulichkeit der Mühle als Wirtschaftsgebäude wurde in keiner Weise wieder hergestellt. Es gibt weder Werkzeuge und Einbauten im Innenraum, die die Funktion der Mühle zeigen oder erahnen lassen, noch Zeugnisse im Aussenraum. Das alte Wasserrad wurde schon vor 1926 entfernt und sämtliche Wassergräben und Sammelbecken sind zugeschüttet. Es gibt keinen Kontakt mehr zum Iterbach. Der Betrachter der nicht um die Geschichte des Objektes Brandenburg weiß, wird nicht erahnen dass hier ehemals eine Mühle gemahlen hat. 
Auffällig ist die sehr große Diskrepanz zwischen Aussenhülle und Innenraum. Beide Komponenten passen überhaupt nicht zu einander, sind sich völlig fremd. Die Aussenhülle veränderte sich kaum und der Innenraum wurde völlig neu gestaltet. Das Gebäude verliert seine Wirkung als einheitliches Ganzes. Das Denkmal Gebäude wird zu einem Denkmal Hülle. Die Wohnnutzung wirkt wie in das bestehende Gebäude gepresst. Völlig unpassend ist die Wahl der weißen Kunststofffenster ohne jegliche Gliederung und mit sehr breitem Rahmen. Diese Fenster hätte man in jedem anderen Wohnungsbau einbauen können. Die nicht unterteilten Glasflächen wirken wie schwarze Löcher. Zwar gab es keine bestehenden Fenster an denen man sich hätte orientieren können, jedoch wäre eine genauere Auseinandersetzung mit der Fassade in Form von Fassaden- und Fensterstudien sicherlich der bessere Weg gewesen. Eine feingliederige Sprossenaufteilung und eine Teilung der Öffnungsflügel in jeweils 2 Flügel hätte diesen Bruch vielleicht verhindern können. Ganz zu schweigen von einer Materialstudie. Möglicherweise wären Fenster aus Stahlprofilen passender gewesen. Besonders negativ auffallend ist die Eingangstür des Erdgeschosses mit dem großen Sturz. An dieser Stelle hätte man sicherlich besser eine Holztür und nicht eine Tür mit Ganzglasfüllung gewählt. Diese wirkt völlig fehl am Platz. Zudem hat sich durch die Gestaltung der Aussenanlagen, deren Aufbau größer als vorher geworden ist, die Proportion dieser Tür geändert. Sie wirkt sehr gedrungen, was das betrachtende Auge empfindlich stört.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Ortganglösung auf der Giebelseite des Vorbaus. Sie ist zu breit ausgeführt, nimmt keinerlei Rücksicht auf den Bestand. Es macht den Eindruck als habe man sich überhaupt nicht mit dem bestehenden Dach auseinandergesetzt. Hauptanhaltspunkt war wohl die Wiederverwendung der Hohldachziegel um den Auflagen der Denkmalpflege gerecht zu werden. Der Ortgang ist mit Schieferplatten verkleidet, welches ein ortsuntypisches und fremdes Element an dieser Stelle bildet. Das Dach wirkt als aufgesetzter Fremdkörper.

Im Gespräch mit den jetzigen Bewohnern fiel mir auf, dass diesen gar nicht bewusst ist, in welch geschichtsträchtigem Gebäude sie wohnen. Die ehemalige Funktion als Klostermühle war ihnen zwar bewusst, sie hätten jedoch niemals vermutet dass das Gebäude rund 600 Jahre alt ist, was sie in großes Erstaunen und Ungläubigkeit versetzte.

Quellen und Literatur
-        Minkenberg, Mechthild: Der Aachener Reichsstrom, Fam 1999
-        Osteneck, Volker/Königs, Hans: Denkmälerverzeichnis Aachen.
         Übrige Stadtteile, Köln 1978
-        Paffen, M.: Die gewerbliche Verwendung der Wasserkraft in Aachen vom späten Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, Diss. Köln 1927; Aachen 1928
-        Budde, Oidtmann, Zink: Klosterkirche Brandenburg Aachen Sief,
         Studienarbeit RWTH Aachen, 1983
-        Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde LII: Die Lehens- register der Propsteilichen Mannkammer des Aachener Marienstiftes, Peter Hahnstein Verlag Bonn 1952
-        Aachener Volkszeitung: Eine verträumte Burg und vier Besitzer, schwere
         Mauern werden auch baufällig, Veröffentlichung vom 18.01.1973
-        Mertes, Heidenbluth, Bertram: Mühlen der Eifel Band II Die Nordeifel, Verlag Helios Aachen 2005
  
-        Wikipedia – Die freie Enzyklopädie

-        Denkmalakte
-        Stadtarchiv Aachen
-        persönliches Gespräch mit Frau Ellenbeck, Hochbauamt der Stadt Aachen,
         Abteilung Denkmalpflege
-        persönliche Gespräche mit Bewohnern und Nachbarn
-        persönliches Gespräch mit Dipl. Ing. Architekt Nattler, Essen
-        persönliches Gespräch mit Peter Bertram, Autor des Buches „Mühlen der Eifel Band II Die Nordeifel

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