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Turmbau
Henkelturm. Foto 1996

fassade
Fassade. Foto 1996

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Düsseldorf / Chemie

Düsseldorf_Fa. Henkel-Verwaltung

Texte
Walter Buschmann: Verwaltung der Fa. Henkel

1926
Schaubild, um 1926, Links Gesolei-Saal, rechts Verwaltungsgebäude

Walter Buschmann
Verwaltung der F. Henkel

Die Hauptverwaltung ist in baugeschichtlicher Entwicklung und Substanz ein vielschichtiges Produkt, dessen einheitliches Erscheinungsbild zur Henkelstraße das Resultat von Planungen aus den Jahren 1928/29 ist. Zum Verständnis der überlieferten komplexen Anlage ist eine kurze Rekapitulation der Baugeschichte sinnvoll.

Das erste Verwaltungsgebäude von 1899, nach Entwurf des Architekten Genschmer, war ein bescheidener Putzbau direkt in die Flucht der Henkelstraße. Im rückwärtigen Bereich gab es einen Park, der in den folgenden Jahrzehnten schrittweise überbaut wurde. Der Anfangsbau dürfte in der Substanz noch in den vier ersten, an den Turmbau östlich anschließenden Fensterachsen hinter der Verblendung von 1929 vorhanden sein.

1905
Verwaltung und Portier. Foto um 1910

1907 erfolgte nach Plänen von Walter Furthmann, der auch alle Entwürfe für die folgenden Baumaßnahmen anfertigte, die erste Erweiterung entlang der Henkelstraße (4 Achsen) und 1908 ein rückwärtiger in das Werksgelände hineinragender Flügelbau. 1910 entstand das Portierhaus an der Henkelstraße. Es wurde so angeordnet, dass zwischen Portierhaus und Verwaltung eine rechtwinklig in Werksgelände hineinführende Gasse mit Haupttor freigelassen wurde. Das Portierhaus ist westlich vom Turmbau durch das gestaffelte Walmdach noch gut am heutigen Bau ablesbar.

1913 folgte eine großzügige Erweiterung durch die der winkelförmige Baukörper der Verwaltung zu einer Vierflügelanlage mit umschlossenem Innenhof wurde. Zur Henkelstraße wurde die Erweiterung von drei glockenförmigen Giebeln bekrönt, wie man sie häufig in der barocken Bürgerhausarchitektur am Niederrhein und in Holland findet. Der westliche Giebel war zusätzlich betont durch einen polygonalen Erker, der auch heute noch in der Fassade zu finden ist. Das von dem Erker belichtete Treppenhaus mit schöner Holztreppe in Neobarockformen ist ebenfalls erhalten.

1912
Portier und Verwaltung, um 1914

Zehn Jahre später wurde 1923/24 die Werksgasse zwischen Portierhaus und Verwaltung mit einem Turmbau in Formen des Rheinischen Expressionismus überbaut. Der östlich anschließende Anfangsbau von 1899 erhielt Glockengiebel aufgesetzt, so dass nun eine Reihe von fünf Giebeln an den Turmbau anschlossen.

Nachdem der Gesolei-Saal 1927 auf dem Werksgelände in der Bauflucht der Henkelstraße errichtet worden war, wurde 1928/29 der Turmbau um zwei Geschosse erhöht und in der Fassadengestaltung zusammen mit dem anschließenden straßenseitigen Verwaltungstrakt durch Vorblendung einer halbsteinstarken Ziegelschicht im Stil der späten 20er Jahre umgestaltet. Der bestehende Verwaltungstrakt wurde um zwei Geschosse aufgestockt. Gleichzeitig wurde die Verwaltung um eine Dreiflügelanlage, die sich um einen zweiten Innenhof lagert, erweitert. Mit Aufstockungen 1934, 1936, 1938 besonders im rückwärtigen Bereich endete im Wesentlichen die Baugeschichte der Hauptverwaltung.

Dominanter Bauteil des Verwaltungsgebäudes ist der Turmbau, der mit dem Turm des Gesolei-Saales und ganz im Osten mit einem turmartig überhöhten, 60 cm aus der Flucht vorspringendem Risalit korrespondiert. Am Turm konzentrieren sich auch die gestalterischen Details mit Fassadengliederungen aus hellem Naturstein vor den dunkelroten Ziegelflächen der Wände. Der Haupteingang mit zwei doppelflügeligen Türen wird von breiten Natursteinlaibungen umrahmt und geschützt durch ein weit vorkragendes, stützenlos "schwebendes" Vordach. Die gepflasterte Vorfahrt ist nur ganz leicht gegenüber dem Straßenniveau angehoben. Auch die schlank-hochrechteckigen Fenster über dem Vordach sind mit Naturstein eingerahmt, während in den darüberliegenden Turmgeschossen die Rechteckfenster ohne Betonung lochartig in die Fassaden eingelassen sind. Ein langgestrecktes, an den Kanten gestuftes, vertikales Natursteinband, achsial in die  Vorderfassade eingelassen, führt zu den oberen Geschossen. Es endet in einem Konsolstein, der eine Statue (Neptun?) trug oder tragen sollte. Die Fenster der beiden Geschosse im Turmkopf, liegen in zurückspringenden Wandpartien, denen eine enge Reihung von Pfeilern aus Natursteinen vorgeblendet ist. Die Turmecken wirken dadurch wie Ecktürme.

Die an den Turm anschließende viergeschossige Fassade wird ebenfalls durch Naturstein elemente gegliedert. Das oberste Geschoß ist über einem kräftigen Traufgesims mit Konsolfries zurückliegend angeordnet. Der hohe, bis an die Erdgeschoßfenster heranreichende Sockel ist mit Natursteinplatten verblendet und schließt ab mit einem stark dimensionierten Sohlbankgesims. Die segmentbogigen Fenster im Erd- und Obergeschoß ergaben sich in Form und Größe aus den Vorgängerbauten. Die Erdgeschoßfenster sind durch schlanke, stilisierte Schlußsteine betont. Über den Obergeschoßfenstern sind die Verblendsteine in 45  Diagonalen gemauert. Die schlanken Fenster im 2. Obergeschoß sind einbezogen in ein horizontales Streifenwerk aus Natursteinbändern.Die langgestreckte Fassade wird nur unterbrochen durch den aus dem Vorgängerbau von 1913 stammenden Erker und in der Mittelzone durch eine größere Fensterfläche im Obergeschoß zur Belichtung der ehemaligen Speisesäle.

haupteingang
Haupteingang im Turmbau. Foto 1996

Im Inneren der Verwaltung ist die neobarocke Holztreppe von 1913 hinter dem Erker und die Eingangs- und Empfangshallen erhaltenswert. Die hinter dem Haupteingang liegenden Eingangs- und Empfangshallen sind mit Treppen, natursteinverkleideten Säulen und Wandpartien, der Glasdecke und dem Gedenkmal für gefallene Werksangehörige noch weitgehend erhalten. Das Gedenkmal wurde um 1926 von Prof. Karl Jansen/Düsseldorf geschaffen. Im Mittelpunkt zeigt das Gedenkmal die Sagengestalt Siegfried mit gezücktem Schwert über einem Drachen. In der linken Hand hält die Figur einen Strauß mit Eichenblättern. Siegfried sollte als Held, der vor keinem Feind zurückwich, die Tatkraft und Kampfesfreudigkeit des deutschen Volkes zeigen. Rechts und links von der Siegfriedfigur sind die Bronzetafeln mit den 71 gefallenen Werksangehörigen montiert. Sie werden beidseitig flankiert von zwei trauernden Frauen.

Die Hauptverwaltung der Fa. Henkel ist von überragender künstlerischer und bauhistorischer Bedeutung und wurde verglichen mit den Verwaltungsbauten von Peter Behrens für die Gutehoffnungshütte in Oberhausen und die Fa. Hoechst in  Frankfurt a. M. Allerdings war Furthmann stärker als Behrens in die regionalen Strömungen der Baukunst des Rheinlandes eingebunden. Er gehörte zur Düsseldorfer Schule oder zu einer Stilrichtung, die als Rheinischer Expressionismus in die Literatur einging. Wesentliche Kennzeichen dieser Stilrichtung kehren am Gebäude der Hauptverwaltung wieder: symmetrischer Aufbau der Fassaden, Kombination von Ziegelmauerwerk mit gliedernden Architekturteilen aus Natursteinen, Betonung waagerechter Linien durch kräftige Sockel und Gesimse und als Ausgleich schlanke, fast "gotische" Pfeiler und schmale, hohe Fensterformate. Weniger ausgeprägt ist der "Dreieckskult", die Neigung zu spitzwinkligen Formen. Ein sonst im Rheinischen Expressionismus zu beobachten des Zitieren historischer Versatzstücke ist im Gegensatz zur ersten Fassung des Turmes von 1923 nicht mehr erkennbar. Hier lässt sich innerhalb von fünf Jahren ein beachtenswerter Wandel in der Formensprache Furthmanns zu stärkerer Sachlichkeit feststellen.j

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