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foto2002
Danziger Lagerhaus Köln. Foto 2002 Buschmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

koenigsberg
Speicher in Königsberg

 

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Speicherstadt Hamburg. Foto 1999

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Foto 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

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Foto 2008

 

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Köln_Danziger Lagerhaus
Agrippaufer

Texte und Dokumente
Walter Buschman: Das Danziger Lagerhaus
Alejandra Pérez Siller: Die Umnutzung des Danziger Lagerhauses. Seminararbeit an der RWTH Aachen. Lehrgebiet Denkmalpflege, WS 2006/07

Kurztext1909-10 nach Entwurf von Hans Verbeek entstandener 170 Meter langer Betonbau. Der Silobau wurde 1938/39 angefügt und 1961 entstand am südlichen Ende eine weitere Stückguthalle.

ansicht_um1920
Danziger Lagerhaus. Foto um 1930

Walter Buschmann
Das Danziger Lagerhaus in Köln

Geschichte
Zu dem 1891-98 angelegten Rheinauhafen gehörte im Süden etwa zwischen Ubierring und der späteren Südbrücke ein langgestreckter Werftbereich mit 360m Kaimauer, der in seiner Funktion noch nicht endgültig festgelegt war. Teilweise sollte hier der freie öffentliche Ladeverkehr stattfinden, zur Verladung ganz schwerer Lasten war ein 30t Kran aufgestellt worden und eine der Flächen sollte zur Verladung von Kohle aus dem Wurmrevier dienen. Zur Bewältigung der nach Eröffnung des Hafens 1898 rasch steigenden Ansprüche an die Lagerung von Waren wurde jedoch erneut ein Lagerhaus erforderlich. Dieses Gebäude wurde in diesem südlichen Teil des Rheinauhafens wieder durch die Stadt Köln errichtet. Es entstand 1909/1910 nach
Entwurf des seit 1902 bei der Stadt Köln tätigen und seit 1903 das Hochbauamt leitenden Hans Verbeek unter Mitwirkung des städtischen Beigeordneten Carl Rehorst und in technischer Hinsicht durch den Ingenieur V. Schütz aus Düsseldorf. Carl Rehorst war seit 1907 bei der Stadt Köln als Technischer Beigeordneter tätig und orientierte seine Tätigkeit an den Ideen von Camillo Sitte.

Beschreibung
Die denkmalwerte Gesamtanlage besteht aus dem Lagerhaus, einem Bürotrakt im Norden und dem Silobau im Süden.

Lagerhaus
Das Lagerhaus gliedert sich in drei Abschnitte mit viergeschossigem Mitteltrakt und zweigeschossigen Seitenflügeln. Der Mitteltrakt überragt die Seitenflügel um etwa 6 Meter. In der repräsentativ ausgestalteten Stadtseite wird der Übergang vom Mitteltrakt zu den Seitenflügeln durch zwei Treppentürme mit Kegelhelmen markiert und zugleich auch überspielt: der Höhenversatz zwischen Mitteltrakt und Seitenflügeln ist an der Flussseite wesentlich deutlicher wahrnehmbar als an der Stadtseite. Zur Stadt- und Flussseite wird der Mitteltrakt durch jeweils drei firsthohe Zwerchhäuser geprägt, während die Seitenflügel stadtseitig jeweils
zwei und zum Rhein jeweils drei Zwerchhäuser tragen. Die Zwerchhäuser sind in der Spitze der Giebeldreiecke mit liegenden und stehenden Ovalfenstern geschmückt. Die mit Schiefer gedeckten hohen Satteldächer sind zwischen den Zwerchhäusern dreifach zurückgestuft ausgebildet. Die querrechteckigen Fensteröffnungen im Dach und in den Hauptgeschossen sind regelmäßig gereiht. Das gleichmäßige Fassadenbild wird zur Stadtseite durch die Treppentürme mit kleineren Hochrechteckfenstern und bogenförmigen Loggien zwischen Treppentürmen und Hauptgeschossen variert. Die Treppentürme sind
erst nachträglich in den Entwurf aufgenommen worden, nachdem die Feurerwehr aus Gründen der Brandsicherheit zusätzliche Treppenhäuser gefordert hatte.

Die Flußseite wird zudem durch vertikale Reihen von Ladetoröffnungen geprägt: in den vierachsigen Fassaden der seitlichen Zwerchhausgruppen ist jeweils eine Ladetorachse außermittig und in den Zerchhäusern des Mitteltraktes sind jeweils zwei Ladetorachachsen in den Außenachsen symetrisch angeordnet. Die mit doppelflügligen Holztoren versehenen Ladeöffnungen werden im Mitteltrakt begleitet durch je zwei kleine, hochliegende Rechteckfenster.

Das Erdgeschoß des Lagerhauses ist mit Rampe umd Rampenüberdachung in Betonkonstruktion und zur Flußseite durch eine Kranbahn optisch vom übrigen Baukörper abgeteilt. Im Erdgeschoß sind neben den Toren die Fenster hochrechteckig ausgebildet. In allen Fensteröffnungen sind die Metallsprossenfenster überwiegend erhalten.

Das Lagerhaus ist eine Stahlbetonskelettkonstruktion. Die auf 1,2m hohen Betonklötzen ruhenden Stützen sind streckmetallumschnürt, um eine möglichst geringe Querschnittsfläche und damit eine optimale Nutzfläche zu erzielen. Die in vier Reihen angeordneten Innenstützen haben Achteck-, die Stützen in den Außenwänden Rechteckquerschnitt. Zwischen die Stützen sind in Längsrichtung des Gebäudekörpers die Hauptunterzüge (30x60) auf einer Länge von 4,33m gespannt. Zwischen den Hauptunterzügen liegen in Querrichtung geringer dimensionierte Nebenunterzüge. Die Spannweite der Deckenplatten konnte damit auf 1,71m begrenzt und die Plattenstärke überwiegend auf 9cm reduziert werden (über KG 10cm, über EG 9,5cm).

Das mit Schiefer gedeckte Betondach ruht auf einer Sparrenkonstruktion aus Beton.

Die Außenwände sind mit einer Stärke von 10cm zwischen Außenstützen in bewehrtem Ortbeton ausgeführt und einheitlich mit einem Spritzputz überzogen. Die vertikale Erschließung erfolgt durch 5 Treppenhäuser. Besonders aufwändig in Ortbeton sind die Wendeltreppen in den runden Treppentürmen ausgebildet mit halbkreisförmigen Treppenaugen.

Die Geschoßhöhen betragen durchgängig 3,0m. Davon abweichend ist das hauptsächlich als Arbeitsraum gedachte Erdgeschoß 4,5m und das Kellergeschoß 2,75m hoch ausgebildet. Der Fußboden besteht aus 2,5cm starken Basaltmakadam.

Bürotrakt
Nördlich ist dem Lagerhaus ein zweigeschossiger Bürotrakt vorgelagert. Auch der Bürotrakt war und ist in Gebäudekörper und Dachlandschaft lebhaft gegliedert. Der zwischen einem schmaleren Kopfbau und dem breiten Hauptbau eingefügte Treppenturm trug ursprünglich ein Zeltdach und die Satteldächer waren an den Traufseiten durch Zwerchhäuser belichtet (heute Schleppgauben). Die Putzfassaden der Backsteinaußenwände werden durch Sohlbankgesimse und einen hohen Sockel in Naturstein gegliedert. In den rechteckigen Fensteröffnungen sind die Holzfenster in originaler Teilung erhalten.

Technische Ausstattung 
Wie die im äußeren Erscheinungsbild der Flussseite markant wirksamen Ladetore anzeigen, war das Danziger Lagerhaus in ganzer Ausdehnung als Stückgutspeicher nutzbar. Durch die Ausstattung mit Elevatoren, Fallrohren und Redlern ist die Anlage insgesamt auch zur Getreidespeicherung geeignet. Zwei Elevatorenanlagen vermitteln den vertikalen Getreidetransport: eine ist am Nordende des Mitteltraktes angeordnet, die zweite befindet sich im Silobau. Die Elevatoren im Mitteltrakt fördern das Korn bis unter das Dach. Dort wird es horizontal mit Redlern in die verschiedenen Lagerhausbereiche weitertransportiert. Mit Fallrohren gelangte das Korn auf die verschiedenen Stockwerke. Auch der Dachraum wurde zur Getreidelagerung verwendet. Durch kleine quadratische Öffnungen im Fußboden konnte das Schüttgut bis
ins Erdgeschoß gelangen, von wo es über die stadtseitige Rampe zur Verladung kam.

Bedeutung
Schon in der zeitgenössischen Architekturkritik wurde dem riesenhaften Eisenbetonbau bescheinigt, dass
er in technischer und künstlerischer Hinsicht Beachtung beanspruchen darf.

In künstlerischer Hinsicht ist das Danziger Lagerhaus als Beispiel für die Übergangsphase vom
Historismus zur Moderne von Bedeutung. Auffällig ist der Verzicht auf jegliches Ornament oder zierende Kleinformen. Das Bauwerk will, wie Klapheck feststellt nur durch seine architektonisch klare Gestaltung wirken. Klapheck bescheinigt dem Bauwerk zudem ein harmonisches Verhältnis kleiner und größerer Teile und einen monumentalen Eindruck. In der Reduktion der Ausdrucksmittel und in der Konzentration der Gestaltung auf das Wesenhafte zeichnet sich die neue Zeit der Moderne ab. Schon Mitte der 1920er Jahre
galt in den weitverbreiteten Bildbänden von Müller-Wulckow die gleichmäßige Reihung der Dächer als "unrationelle Motivhäufung". Die Wirkung des Vorbildes sei damit nicht erreichbar folgert Müller-Wulkow, da die alten Speicherbauten Unregelmäßigkeiten in Architektur und durch gebrauchs- und witterungsbedingten Verfall zeigen. Müller-Wulckow kritisiert die "falsch verstandene Romatik" der von Verbeek entwickelten Formensprache. Verbeek sah sich 1927 zur Rechtfertigung genötigt, lehnte die ihm vorgeworfene Analogie
zu bauhistorischen, insbesondere "altdanziger" Vorbildern ab und machte insbesondere das Motiv zur Anpassung der riesigen Baumassen an das Stadtbild geltend.

In bautechnischer Hinsicht ist das Danziger Lagerhaus ein wichtiges Beispiel für die Entwicklung des Betonbaus. Die Anfänge des Betonbaus reichen zwar weit ins 19. Jahrhundert zurück, doch konnte sich
diese neue Bauweise erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Entwicklung von Berechnungs-möglichkeiten und Herausgabe von Bemessungstabellen durchsetzen. Wie die frühe Eisen- und Stahlarchitektur, waren die Bauteile aus Beton noch lange auf die Innenkonstruktion beschränkt. In dieser Hinsicht bietet das Danziger Lagerhaus mit seinen streckmetallumwehrten Stützen ein interessantes
Beispiel zur Minimierung dieser Konstruktionsteile. Im Außenbau wurde Beton allgemein nur zögernd eingesetzt, vermehrt erst in den 1920er Jahren. Der Durchbruch erfolgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Danziger Lagerhaus muss daher als ein Pionierbauwerk der Betonarchitektur einstuft werden und ist auch insofern von architekturgeschichtlicher Bedeutung.

Das Danziger Lagerhaus Ausdruck für die Suche nach einer neuen Architektur in einer Zeit des Umbruchs und künstlerisch wie architekturgeschichtlich von Bedeutung. Radikal ist für die Entstehungszeit das Fehlen jeglichen Ornaments oder baubegleitendem Zierrat zu werten. Insofern ist das Bauwerk avantgardistisch, wirkt geradezu wie eine Materialisierung der von Adolf Loos 1908 verbreiteten Einstellung über den Zusammenhang von Ornament und Verbrechen.

Verbeek konzentriert die Gestaltungskraft ganz die Form des Großkörpers, auf die Proportion der Einzelteile zum Ganzen, wie von Klapheck positiv angemerkt wurde. Darin ist die gezeigte Architekturauffassung modern.In der Wahl der Gliederungselemente, vor allem in der Giebelreihung jedoch orientierte sich
Verbeek an historischen Vorbildern. In den norddeutschen und niederländischen Hafenstädten hatte sich
seit dem Mittelalter ein giebelständiger Speicherhaustyp mit schmaler, dreiachsiger Fassade heraus-gebildet. In Danzig war zwischen zwei Flußarmen der Mottlau seit dem 14. Jahrhundert eine von solchen Speicherbauten geprägte Speicherinsel entstanden. Noch in der Stadterweiterung von Amsterdam wurde
im 17. Jahrhundert dieser Bautyp auch dann realisiert, wenn breitere Grundstückszuschnitte vorhanden waren. Und selbst in der Hamburger Speicherstadt (1883-1912) gab es noch diese Reihung schmaler übergiebelter Fassaden, obwohl sich längst in Städten wie London, Liverpool und Antwerpen groß-
formatige Lagerhausarchitekturen durchgesetzt hatten.

Verbeek mußte sich den Vergleich mit diesen norddeutschen Beispielen der Lagerhausarchitektur gefallen lassen, mußte hinnehmen, dass sein Bauwerk als "Danziger Lagerhaus" bezeichnet wurde, obwohl die Giebelproportionen seiner Zwerchhäuser und das verwendete Material(Putzbau) auch andere Bezüge möglich machen. Offensichtlich wirken in der Architektur Ideen der romantischen oder malerischen Architektur- und Stadtbauvorstellungen jener Zeit, die einhergehen mit einer Vorliebe für Formen der Barockzeit. Elemente dieser Architekturvorstellung sind die Giebelproportionen, das mehrfach gestufte Satteldach, die Türme oder auch Details wie die kleinen Ovalfenster in den Giebelspitzen oder die rundbogigen Loggien neben den Türmen.

Das neue Lagerhaus in Köln hätte von seiner Größe her auch andere Formen zur Gliederung des Gebäudekörpers möglich gemacht. Verglichen mit anderen gleichzeitigen Tendenzen in der Fabrik-
architektur - man denke etwa an die AEG-Bauten von Peter Behrens - war das Kölner Lagerhaus in der Grunddisposition des Gebäudekörpers eher konservativ geprägt, während der Verzicht auf Ornamentik und Zierrat in die Zukunft wies. Auch die gewählte Bauweise mit dem konsequenten Einsatz von Beton als Baustoff war ein wesentlicher Schritt in die Moderne. Das Gebäude ist daher als charakteristisch für diese Zeit des Übergangs einzustufen, als ein Zwitter, der mit einem Bein noch in der Vergangenheit steht aber in verschiedener Hinsicht auch schon die Zukunft verspricht.       
             
Literatur:
Osteneck, Volker: Bauten von Hans Verbeek (1873-1954), in: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 30/31, (hg. Im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland von U. Mainzer), Köln 1985

Lagerhaus am Agrippinaufer, Köln, in: Der Baumeister 11, 1913, Heft 11, S. 131f

Reinken, Die Gründung der neuen Rheinspeicher am Agrippina-Ufer der Stadt Cöln mit streckmetall-umschnürten Eisenbetonpfählen, in: Deutsche Bauzeitung. Mitteilungen über Zement-, Beton- und Eisenbetonbau 7, 1910, S. 13, 15, 17 mit Abb. S. 19

Klapheck, Richard: Die Stadt Cöln a. Rh. In ihrer neuen baulichen Entwicklung, in: Moderne Bauformen 13, 1914, Heft 6, S. 13

Verbeek, Hans: Die Hochbautätigkeit von 1888 bis 1918 in der Alt- und Neustadt, in: Köln. Bauliche Entwicklung 1888-1927, hg. Vom Architekten- und Ingenieurverein für den Niederrhein....Festgabe zum deutschen Architekten- und Ingenieurtag 1927 Köln, Berlin-Halensee (1927), S. 51-74

Dörr, Heinrich: Silos, in: Handbuch für Eisenbetonbau Bd. VIII, Berlin 1938 (4. Aufl.), S. 73

Boerner, F./ Lange, F.: Fabrikgebäude und Lagerhäuser, in: Neubauer, Oskar u.a.: Gebäude für besondere Zwecke I (=Handbuch für Eisenbetonbau, Bd. 13), Berlin 1924 (3. Aufl.), S. 553-555

Stübben, Joseph u.a.: Neue Werft- und Hafenanlagen zu Köln. Festschrift zum 14. Mai 18

 

Alejandra Pérez Siller
Die Umnutzung des Danziger Lagerhauses

WOHNEN STATT WEIZEN
"Der Kontrast zwischen historischer Kulisse und moderner Ausstattung macht das Siebengebirge zu einem Objekt mit Seltenheitswert", meint Reinhold Knodel, Inhaber und Geschäftsführer des Bonner Projektentwicklers Pandion Real Estate GmbH, der den Gebäudekomplex 2003 erwarb. Mit einer auf rund 61 Millionen Euro kalkulierten Investitionssumme sollten 135 Wohnungen und in den Erdgeschossen 3300 m2 Gewerbeflache im ehemaligen Getreidespeicher entstehen.

Mit der anspruchsvollen Umbauplanung beauftragte Pandion das renommierte ortsansässige Architekturbüro kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH. "Das Siebengebirge ist ein Bauwerk von beachtlicher Substanz und genialer Zeichenhaftigkeit. Es bedarf daher weniger, aber umso präziserer Eingriffe, um dem Bauwerk neues Leben, Licht und Luft zu geben", formuliert Prof. Johannes Kister sein auf die Bausubstanz und Bedeutung des Gebäudes abgestimmtes Entwurfskonzept.

Auf der anderen Seite zielte die Planung auch auf eine maximal mögliche Vermarktung bei minimalen Umbauten. Schließlich wollte man die Wohnungen später für einen Preis von 2900 bis 4000 Euro je Quadratmeter verkaufen. Da möglichst viele dieser Wohnungen sowohl einen Ausblick auf den Rhein im Osten als auch Abendsonne erhalten sollten, erstrecken sich ihre Grundrisse quer durch den Baukörper. Je nach Preiskategorie reicht die Grundrissaufteilung von zwei- bis Dreizimmer-Standardwohnungen bis hin zu Maisonettewohnungen, die sich unterm Dach über bis zu drei Geschosse erstrecken.  

Die Büros im Erdgeschoss mit einer Größe von 100 bis 1000 m2 können flexibel den jeweiligen Nutzungsanforderungen angepasst werden.

LEHMFARBENE PUTZFASSADEN
Das Danziger Lagerhaus ist nicht nur ein ausgesprochen langes, sondern mit rund 30m bis zum First auch hohes Gebäude - so hoch, dass von den Architekten die Anforderungen der Hochhausverordnung erfüllt werden mussten.

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Ansicht vom Rhein. Foto 2008

Daher erhielten die Fassaden der Stahlbetonaußenwände eine 12cm dicke Steinwolledämmung (WLG 040 von Rockwool) - Baustoffklasse A1. Anschließend trugen die Handwerker in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild einen lehmfarbenen Kratzputz auf (auf der Rheinseite von Sto, auf der Stadtseite von Marrnorit). Ursprünglich war der Speicher allerdings ein reiner Sichtbetonbau gewesen, der erst später verputzt worden war. Bei diesem noch auf der Fassade vorhandenen Kratzputz handelte es sich augenscheinlich um eine aus Rheinkiesel als Zuschlagstoff hergestellte Mischung. Um die Putzoberflache möglichst originalgetreu wieder herstellen zu können, verwendeten die Handwerker für ihre Putzmischung eine Körnung von 3mrn mit einer individuell nach dem NCS-Farbsystem festgelegten Färbung. Um auch an den oberflächenbündig eingebauten Fenstern die ursprüngliche Erscheinung der Fassade im Detail nachempfinden zu können, führten die Handwerker den Putz exakt bündig bis an die Stahl- und Aluminiumprofile der Rahmen heran. Gleiches gilt für die Dachanschlüsse, die sie mit einem nur minimalen Dachüberstand ausführten.

SICHTBETON?
Um auch im Gebäude den industriellen Charakter des Speichers zu bewahren, wurde auf eine Verkleidung des rauen Sichtbetons verzichtet: Sowohl die langen Unterzuge als auch die von den Architekten als raumgliedernde Elemente eingesetzten mächtigen Achtkantpfeiler des ursprünglichen Tragwerks, welche die Etagen wie ein Wald aus Stahlbetonstammen durchzogen, erhielten eine dünne Spachtelung. Eigentlich sollten die alten Betonflächen nur geschlämmt werden. Sie zeigten aber derart viele zum Teil tiefe und daher für die künftigen Nutzer unzumutbare Ausbruchstellen, dass der Maler eine glättende Porenbetonbeschichtung von Brillux für den Beton empfahl (ein WDVS-Kleber). Diese versah er mit einer gefilzten Oberfläche und abschließend mit einem Anstrich mit grauer Dispersionsfarbe, was der Anmutung von Sichtbeton sehr nahe kommt.

NEUE WOHNRÄUME
Um die großen Etagen mit Wohngrundrissen neu zu strukturieren, trennten die Maurer die Wohnungen mit 24 cm dicken Kalksandsteinwänden voneinander ab, die sie zwischen die vorhandenen Stahlbetonpfeiler setzten. Innerhalb der Wohnungen erfolgte die Raumaufteilung mit 10 cm dicken Gipswandbauplatten (VG-Orth), welche die Handwerker im Nut-und- Feder-System miteinander verklebten.

Die Bestandsdecken erhielten eine Beschichtung mit Spritzbeton im Torkretverfahren. Dies dient vor allem der Verbesserung des Brand- und Schallschutzes der nur 7 bis 10cm dicken Stahlbetondecken.

Darunter hangten die Trockenbauer eine Gipskartondecke (Knauf). "Dies erhöht nicht nur den Schallschutz und kaschiert die Installation, sondern erlaubt auch nach den individuellen Wünschen der Nutzer den Einbau von „Downlights".

DACHGESCHOSSAUSBAU
Besonders markant sind für den Speicher seine hohen Satteldächer, die ihm auf der Rheinseite mit ihren neun und auf der Stadtseite mit sieben Giebeln einen Rhythmus geben. Auch die Satteldächer wurden seinerzeit massiv aus Stahlbeton errichtet und anschließend mit Schiefer gedeckt. Um die darunter liegenden Dachgeschosswohnungen ausreichend mit Tageslicht zu versorgen, schnitten die Rohbauer auf der Rheinseite große Fensteröffnungen in die auch hier nur etwa 10 cm dicken Stahlbetonfelder zwischen die mächtigen Sparren. In Anlehnung an das historische Erscheinungsbild der geschlossenen Schieferdächer erhielten die verglasten Dachflachen einen schieferfarben lackierten, lichtdurchlässigen Metallscreen als Verschattung. "Diese Bekleidung dampft wie ein Schleier optisch die Spiegelung der Glasflächen für den Betrachter, zugleich gewährt sie aber dem Bewohner ausreichende Belichtung und Blickfreiheit nach außen. Aus der Fernsicht verschmilzt der Dachscreen mit dem Schwarz des Schiefers, so dass die Dachlandschaft intakt erscheint", so Johannes Kister. "Bei der Sanierung der geschlossenen Dachflächen orientierten wir uns am Bestand, denn aus feuerpolizeilichen Gründen durfte hier kein Holz verbaut werden. Wir mussten eine reine Alu-Konstruktion finden, und die gab uns der Bestand mit seinem Aufbau aus Beton, Spachtelung, Bitumenschicht und darauf verlegter Bimssteinschicht mit aufgenagelter Schieferdeckung vor", erinnert sich Christian Bohmer vom Büro Kister, Scheidhauer, Groß.

Die Handwerker entfernten zunächst den vorhandenen unbrennbaren Dachaufbau bis auf den Beton und verwendeten für den neuen Aufbau wiederum nur unbrennbare Baustoffe: Von Sparren zu Sparren spannten sie 17,5 cm dicke Porenbetonplatten und verdübelten diese mit dem Stahlbeton der Sparren. "Auf diese Weise müssen die Sparren nicht extra gedämmt werden. Es entsteht keine Kaltebrücke. Neben der Wärmedämmung verbessert sich obendrein auch noch der Schallschutz", so Christian Bohmer. In den Porenbeton konnten die Dachdecker dann genauso gut wie in Holz oder seinerzeit in die Bimssteinschicht die Nägel zur Befestigung der neuen Schieferschindeln schlagen (Rathscheck).

EINGRIFFE IN DIE SUBSTANZ
Die neue vertikale Erschließung der Wohnungen konnte in jedem der sieben Hauser mit einem Aufzug und Treppenhaus gelost werden. Hierzu schnitten die Rohbauer pro Geschoss ein Deckenfeld heraus und betonierten einen auf Bohrpfählen gegründeten Schacht für den Aufzug und eine Treppe hinein.

ansicht_rhein
Ansicht vom Rhein. Foto 2008

Das äußere Erscheinungsbild des Speichers blieb nach dem Umbau weitgehend erhalten. Die Eingriffe wurden in Abstimmung mit dem Stadtkonservator auf das Notwendige reduziert. Dies führte dazu, dass die Anordnung der Fenster auf der zur Stadt weisenden Fassade so gut wie unangetastet blieb. Aufgrund der enormen Gebäudetiefe von bis zu 22 m bei einer Raumhöhe von gerade mal 2,40 bis 2,70 m mussten sich die Architekten wegen der mangelnden natürlichen Belichtung auf der rheinseitigen Fassade allerdings etwas überlegen. Eine Lösung bot sich mit einem architektonischen Element an, das am Bestand bereits vorhanden war: den Ladeluken, die sich auf der Rheinseite an jedem der Zwerghäuser befanden. Die Architekten interpretierten die Ladeluken neu in Form von verschiebbaren Elementen aus Glas und Stahl: Sie fassten auf der Rheinseite je zwei Fenster zu faltbaren Glaswänden zusammen, um dahinter Loggien einzubauen, durch die ausreichend Tageslicht in die Wohnungen gelangt. Glücklicher Nebeneffekt: Man hat nicht nur mehr Licht in der Wohnung, sondern auch einen vor Wind und Wetter geschützten Loggienplatz mit Blick auf das Geschehen auf dem Rhein - gerade so, als befände man sich auf einem Kreuzfahrtschiff und nicht in einem umgebauten Getreidespeicher. Um den späteren Nutzern diesen Luxus zu ermöglichen, schnitten die Rohbauer zwischen je zwei Fenstern das Fassadenfeld heraus, in das die Fensterbauer eine aus Stahlprofilen gefertigte Faltschiebeanlage einbauten. Diese und die übrigen aus Aluminiumprofilen in Stahloptik gefertigten Fenster (Alcoa) setzten sie dem ursprünglichen Erscheinungsbild folgend nahezu oberflächenbündig mit der Fassade ein.


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