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strassenansicht02
Sudhaus von der Kalker Hauptstraße. Foto 2002

 

 

 

 

stall
Remise. Foto 2006

 

 

sudhaus_seite
Sudhaus. Seitenansicht 2006

dampf
Dampfmaschine im Sudhaus. Foto 2006

werkstatt
Werkstatt/Schmiede. Foto 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Köln

Köln_Zechenbrauerei Gebr. Sünner
Kalker Hauptstraße

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Kurztext
Günter Strauch: Die Zechenbrauerei Gebr. Sünner in Köln-Kalk. Seminararbeit an der RWTH Aachen Lehrgebiet Denkmalpflege. 2001

Kurztext
1830 an der Deutzer Freiheit gegründet wurde die Brauerei Sünner 1860 auf das Gelände der ehemaligen Braunkohlenzeche Neu-Deutz(1856/57) verlegt. Die seither so genannte Zechenbrauerei besteht heute aus denkmalwerten Gebäuden aus der Zeit um 1890 und 1906/07. Auf dem Firmengelände ist noch der Schacht der Braunkohlenzeche erhalten. Er diesnt zur Versorgung der Brauerei mit Brauwasser. Besonders herausragendes Objekt im Denkmalbestand ist eine Dampfmaschine von im Sudhaus. Die Anlage wird noch heute als Brauerei genutzt.
schaubild
Schaubild 1892. Vorne rechts das Sudhaus. Im Hintergrund links das alte Zechengebäude

Günter Strauch_Die Zechenbrauerei Gebr. Sünner in Köln Kalk

Geschichte
Gegründet wurde die Sünner Brauerei 1830 als kleine Hausbrauerei mit Brennerei und Schankwirtschaft an der Deutzer Freiheit. Steigende Umsätze verlangten bald größere Brauereieinrichtungen, die an dem vorhandenen Standort in Deutz nicht mehr realisierbar waren. Aus diesem Grund wurde 1858 in Kalk, einem schnell wachsendem Vorort, ein großes Gelände direkt an der Hauptstraße gekauft, und unmittelbar mit dem Bau von Brauereianlagen begonnen. Auf dem Gelände bestand seit 1856/57 eine Braunkohlenzeche, die jedoch bald wegen ständiger Wassereinbrüche den Betrieb aufgeben musste. Im Anschluss daran wurde das Gelände mit Gebäuden und Anlagen von der Brauerei erworben, die aus dem reichlich vorhandenen Grundwasser noch heute ihr Brauwasser bezieht. Vermutlich leitet sich auch daraus der Name "Zechenbrauerei" ab.

Die ersten großen Erweiterungsbauten entstanden in den Jahren 1888/89 u. a. mit dem an der Hauptstraße gelegenen Sud- und Maschinenhaus. Aus dem Jahre 1898 datiert (inschriftlich) das Stall- und Kutschergebäude im hinteren Bereich des Geländes. In den Jahren 1906/07 (auch inschriftlich datiert) wurde das Hauptgebäude durch eine große Kellereihalle mit Laderampe und einem seitlich daran anschließenden zweigeschossigen Verwaltungsgebäude ergänzt.

Die Bauten
Das zur Hauptstraße gelegene Sud- und Maschinenhaus ist ein 3-geschoßiger Bau mit einer Verblendziegelfassade, die vorderseitig aus gelben Ziegelsteinen und an den beiden Seiten aus grauen "Schlackensteinen" besteht. An der Vorderseite sind die bei den äußeren Fensterachsen etwas abgesetzt und besitzen stark ausgeprägte Stufengiebel als oberen Abschluss. Mittig in den Giebeln sind jeweils die Wappen von Kalk und Deutz angeordnet, der Schriftzug "Zechenbrauerei" mit den Symbolen Hammer und Schlägel sitzt als oberer Abschluss über den drei Stichbogenfenstern der mittleren Achse. Vorderseitig besteht der Sockel aus dunklem Naturstein, während er an den Seiten aus rotem Backstein errichtet wurde. Hier sei erwähnt, daß der Rat der Stadt Kalk schon früh (nachweislich 1897, korrigierter Bauantrag der Fa. C.F.K.) eine vorgeschriebene architektonische Fassadendurchbildung mit detaillierten Materialangaben für Fassaden und Toranlagen vorschrieb, insbesondere für Gebäude direkt an der Hauptstraße bzw. von der Hauptstraße gut einsehbare Gebäude und dies mit: " der Rücksicht auf die Lage derselben in der Hauptstraße und so genannten Entree' der Stadt Kalk" begründete.

Im Erdgeschoß wurden 1958 die beiden mittleren Rundbogenfenster durch ein großes Schaufenster ersetzt (wahrscheinlich wurde im Rahmen dieser Maßnahme auch der Innenraum des Sudhauses neu gestaltet, Bauweise und Farbgestaltung lassen dies vermuten) sowie die äußeren Rundbogenfenster geschlossen. Die Ost- und Westfassade bestehen, wie bereits erwähnt, aus grauen Schlackensteinen mit gelb abgesetzten senkrechten und (als oberer Abschluss) waagerechten Unterteilungen. An diesen Seiten ist auch der obere Abschluss der Fenster teilweise mit gelben Ziegelsteinen abgesetzt. Von den an der Ostfassade ursprünglich vorhandenen zwei Ziergiebel, ist nur noch einer in seiner alten Form vorhanden, dieser allerdings noch mit der alten Krananlage. Der vordere Giebel erhielt später einen turmartigen Aufbau, der zur Aufnahme der Hochbrauwasserreserve dient. Im seitlichen Anbau an die Ostfassade befand sich bis 1945 ein Kesselhaus, danach wurde dort die Brennereianlage eingebaut, über der sich im Silogebäude noch eine alte Kornmühle befindet. An der Westfassade befindet sich an der Rückseite des Sudhauses das Kessel- und Maschinenhaus mit dem Schornstein.

Im hinteren Bereich des Geländes befindet sich das Kutscher- und Remisengebäude mit einer Kutscherwohnung, Ställen, Lager für Stroh und Futter und Unterstell­möglichkeiten für die Kutschen. Das Gebäude besteht aus rotem Backstein mit leicht überhöhten Eckpfeilern, Stichbogenfenster im EG (z. T. geschlossen) sowie Rundbogenfenster im OG (ebenfalls z. T. geschlossen) und stellt ein Beispiel für die dekorative Backsteinbaukunst dar.

Die 1906 erbaute große Kellereihalle mit Laderampe ist mit einer frühen gebogenen Eisenbetondecke überdacht und hat eine Spannweite von 24 Meter. Der seitlich angefügte zweigeschossige Verwaltungsbau ist im Wechsel von gelben und grauen Ziegel mit einem Putzsockel erstellt worden. Die Fassade hat im Kopfbereich abgerundete Ecken, ebenfalls leicht überhöhte Eckpfeiler und zeigt verschiedene Varianten von Segmentbögen (Fassadenteilung, Fenster, oberer Abschluss).

Die vordere Einfriedung besteht aus einem gelben Backsteinsockel mit quadratischen Pfeilern die einen oberen Abschluss aus grauem Naturstein haben und einem schmiedeeisernen Gitter mit zwei reichlich verzierten Toren. An der östlichen Seite befand sich früher eine ausgedehnte Gartenanlage, heute betreibt die Brauerei dort seit einigen Jahren einen Biergarten.

Nutzungen
Im Hauptgebäude befindet sich straßenseitig über zwei Geschosse das Sudhaus. Laut Aussage des derzeitigen Braumeisters gab es früher im obersten Geschoss eine Wohnung für die Besitzer. Im Erdgeschoss befinden sich im Anschluss an das Sudhaus die Maschinen- und Kesselräume mit der 1888/89 in Chemnitz gebauten Dampfmaschine. Diese betrieb unter anderem den noch angeschlossenen Ammoniakkompressor für die Kühlanlagen sowie einen Gleichstromgenerator. Auch heute befinden sich in diesem Raum drei Kältemaschinen und zwei Luftdruckkompressoren. Der im Nebenraum befindliche Dampfkessel wurde erneuert und wird heute mit der Dampfmaschine von einem Verein der Eisenbahnfreunde gewartet und alle drei Jahre in Gang gesetzt. An der noch sichtbaren Kappendecke befinden sich Verstärkungen für die sich hier vermutlich befindliche Krananlage. Über dem Maschinenhaus liegen die Aufenthalts-, Umkleide- und Waschräume für die Belegschaft, die über eine Stahltreppe erschlossen werden. Im Anschluss daran befindet sich der Siloraum, der heute zwei, früher mindestens drei Siloanlagen beinhaltet. Sämtliche Räumlichkeiten des vorderen Gebäudes werden also auch heute noch, zumindest im Rahmen der technischen Möglichkeiten, so genutzt, wie die ursprüngliche Nutzung sie vorsah. Dies gilt ebenfalls für das Verwaltungsgebäude und die Kellereihalle. Lediglich das Kutscher- und Remisengebäude wird heute als Lager genutzt.

Denkmalschutz
Am 26. 07. 1983 wurden unter der Denkmallistennummer 1557 folgende Bereiche unter Schutz gestellt:
Die strassenseitige Einfriedung mit den bei den Toren, das vordere Gebäude mit Sudhaus, Maschinen- und Kesselhaus mit dem Schornstein und dem jetzigen Brennereigebäude, der Verwaltungsbau mit der seitlichen Kellereihalle und der Laderampe sowie das Kutscher- und Remisengebäude. Eine ursprünglich ebenfalls sich auf dem Gelände befindliche Schmiede stand auch unter Denkmalschutz, da sie dem noch älteren Zechengelände zugerechnet wurde. Nach Widerlegung dieser Annahme wurde das Gebäude (nach längerem Rechtsstreit) für eine Betriebserweiterung wohl der restlichen UnterschutzsteIlung geopfert.

Bei einer größeren Sanierungsmassnahme in den Jahren 1989-91 bei den beschriebenen Gebäuden vielfältige Maßnahmen durchgeführt.

Die gesamten Außenfassaden wurden gereinigt und hydrophobiert. Defekte Vormauerziegel wurden ausgetauscht, die Verfugung nach altem Vorbild wieder hergestellt. Die Natursteinfensterbänke aus Dolomitstein (strassenseitig) bzw. rotem Sandstein wurden ausgebessert, ebenso die Gurtgesimse.

Alle Fenster wurden ausgebaut, z. T. neu hergestellt und z. T. saniert. Im vorderen Gebäude sind auch die neuen Fenster aus Eisen entsprechend den alten Vorbildern wieder hergestellt worden mit ähnlich schmaler Profilierung und Einscheibenglas (auch im Aufenthaltsbereich der Mitarbeiter). Allerdings wurden bei den neuen Fenstern die Mittelstege der T- Profile nach innen angeordnet, im Gegensatz zu den vorhandenen Fenstern, bei denen sie nach aussen weisen. Die Fenster des Brennereigebäudes sind mit wesentlich breiteren Profilen und Isolierglasscheiben lediglich dem Aussehen der vorhandenen nachempfunden worden. Beim Verwaltungsgebäude sind modern profilierte Fenster mit weißen Aluminiumprofilen eingesetzt worden, teilweise scheinen auch Fensteröffnungen zugemauert worden zu sein. Diese Maßnahmen sind jedoch zeitlich vor der oben angeführten durchgeführt worden (vor UnterschutzsteIlung ?).

Das Dach wurde komplett erneuert, da es nach starken Zerstörungen im Krieg nicht wieder original aufgebaut worden war. Die alte Dachkonstruktion besteht aus einem Mansarddach mit Pyramiddachkonstruktion strassenseitig und ist mit Tondachziegel in Biberschwanzform eingedeckt. Teile des Daches sind in Kupfer eingedeckt, ebenfalls sind Regenrinnen und Fallrohre in Kupfer angefertigt.

Fazit
Sämtliche Umbaumaßnahmen im Inneren sind so ausgeführt worden, dass der Brauereibetrieb mit heutiger Technik problemlos funktionieren kann. Das dabei auch alte Substanz zerstört oder verändert wurde (Wand- und Deckendurchbrüche, Abmauerungen, abgehängte Decken, etc. ...) ist unvermeidlich. Dennoch ist insbesondere die Tatsache, das fast alle Produktionsabläufe bzw. ihre Standorte auf dem Gelände erhalten wurden als sehr positiv zu werten und das geschlossene Erscheinungsbild der Brauerei ist zumindest in Köln einmalig. Der Umgang mit der Substanz während der letzten Sanierung, in Absprache mit dem zuständigen Stadtkonservator ist, auch aus deren Sicht als gelungen zu betrachten. Der Anstrich des Brennereigebäudes und die Fenster des Verwaltungsgebäudes trüben dieses Bild ein wenig.

Ich bewerte dennoch die gesamte Anlage und die Sanierung des Bestandes als ein gelungenes Beispiel für angewandten Denkmalschutz von Industriedenkmälern mit industrieller Nutzung. Es hat den Anschein, dass auch die Eigentümer den besonderen Stellenwert ihrer Brauerei zu schätzen wissen.

 

Literaturverzeichniss:

Klein-Meynen, Dieter/ Meynen, Henriette/ Kierdorf, Alexander: Kölner Wirtschafts-Architektur. Von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau, Köln 1996

Wieger, Hermann (Hg): Handbuch von Köln, Köln 1925

Buetzlar, Heinrich: Geschichte von Kalk und Umgebung, Köln- Kalk 1910

Landeskonservator Köln (HG): Denkmalverzeichniss 12.6 Stadtbezirke 7 und 8 ( Porz und Kalk ), Köln 1980

Meynen, Henriette: Kalk und Humbold- Gremberg, Köln 1990

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