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Detail Mauerwerk. Die wohl fehlende Schlußverfugung wurde auch nach dem Umbau zum Technikhof nicht wieder hersgestellt. Foto 2008

 

 

 

 

 

Objektführer / Köln / Maschinenfabrik Humboldt_Lageplan / Köln_top11

Köln_Maschinenfabrik Humboldt: Schlepperbau, Halle 54/100
Klöckner-Humboldt-Deutz(Werk Kalk), Dillenburger Str. 71-94

 

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Maschinenfabrik Humboldt. Schlepperbau. Foto 2008

Walter Buschmann
Maschinenfabrik Humboldt: Schlepperbau(Halle 54/100)


Seit 1924 wurden in Kalk Traktoren, anfangs in der nicht mehr existirenden Hallen 3/3a gebaut. Der Traktorenbau wurde besonders nach Aufnahme der Serienproduktion 1928 eine Erfolgsgeschichte des Unternehmens Klöckner-Humboldt-Deutz. Das Werk Kalk konnte ab 1933 von der Subventionierung der Landwirtschaft durch einen höheren Absatz an Traktoren profitieren. Der 1936 entwickelte Klein- oder Bauernschlepper stieß auf eine hohe Nachfrage. Zusammen mit dem Kleinlokomotivbau wurde der Traktorenbau in den 1930er Jahren im östlichen Werksgelände zwischen den Hallen 4 und 7 konzentriert. Die Kriegsproduktion führte zu einer ausgedehnten Industrieplanung im noch weitgehend unbebauten Ostteil des Werksgeländes. Der Leiter der Bauabteilung Macherey legte für das Gelände bis zur Kapellenstraße 1941 eine Gesamtplanung vor. Ausgehend von dem 1936/37 neu errichteten Verwaltungsbau an der Dillenburger Straße waren in diesem Entwicklungskonzept Hallen für den Bau der Flugzeugmotoren-Einspritzpumpen zusammen mit Kasino, Hallenbad und Sportplatz nördlich der Dillenburger Straße vorgesehen. Ausgeführt wurde 1941/42 der Pumpenbau(Geb. 54, 100). Nach Kriegsende wurde der kriegszerstörte Pumpenbau wiederhergerichtet und fortan für den Bau von Traktoren verwendet. 1949/50 waren in der zugehörigen 200 Meter langen Fertigungshalle schon 10.000 und in dem erweiterten Komplex bis 1955 100.000 Traktoren gebaut worden.1956 arbeiteten etwa 3500 Mann bei KHD in Kalk.

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Traktorenwerk mit rückwärtigen Produktionshallen. Foto 2008

Das Gebäude 54/100, bestehend aus Bürotrakt zur Dillenburgerstraße und rückwärtiger Produktionshalle wurde 1941-42 zum Bau von Einspritzpumpen für Flugzeugmotoren errichtet und war Teil einer Gesamtplanung für den ganzen östlichen Teil des Werksgeländes bis zur Kapellenstraße. Die Halle war nach einem Lageplan von 1941/42 in 6 Produktionsbereiche quer unterteilt: Pumpenprüfstände, Pumpenmontage, Mechanische Pumpenfertigung, Kleinteil-Fertigung für Pumpen, Lager-Fertigung und Nockenwellen-Fertigung. Nur etwa ein Jahr nach Produktionsaufnahme wurde die Halle beim Fliegerangriff im Juli 1943 fast vollständig zerstört. Dagegen blieb der Bürotrakt fast unversehrt und wurde nur im mittleren Sektor am Dach beschädigt. 1946/47 wiederaufgebaut wurde die etwa 6000qm große Halle 1948 für die Traktorenproduktion in Betrieb genommen. 1953 entstand in Parallellage direkt an die Längsseite der alten Halle anschließend eine zweite Halle. Mit Fertigstellung der neuen Traktorenfabrik südlich der Dillenburger Str. 1961 wurde die Traktorenmontage weitgehend nach dort hin verlagert. Der alte Schlepperbau diente verschiednen Zwecken innerhalb der sog. Schlepperfertigung u. a. als Versandgebäude, zur Getriebefertigung, für Eingangskontrolle, Endausrüstung und teilweise wohl auch weiterhin für Montagearbeiten. Mit dem Verkauf von KHD-Gebäuden wurde auch diese Halle 1992 von der Stadt Köln übernommen und 1998-2001 nach Plänen des Architekturbüros Felder für eine Mischnutzung aus Gewerbe und Dienstleistungen umgebaut.

Das Bürohaus an der Dillenburger Str. ist ein lang gestreckter, schmaler 3-geschossiger Backsteinbau mit Flachdach. Hinter den Backsteinfassaden befindet sich eine mächtige Primärkonstruktion aus quer zur Gebäudelängsrichtung angeordneten Reihen von jeweils zwei, übereinander gestellten Stahlbetonrahmenbindern. Auch die Geschoßdecken sind in Stahlbeton erstellt. Die Decke über dem Erdgeschoß steht auf drei Reihen Stahlbetonstützen, während die obere Geschoßdecke und das Dach von den Rahmenbindern getragen werden. Die Erschließung erfolgt über vier noch bauzeitlichen, massiv ausgebildeten Treppenhäusern, zwei davon an den jeweiligen Gebäudeenden um großzügig bemessene Treppenaugen als vierläufige Treppen ausgebildet. Das lebendig wirkende Außenmauerwerk erhält seine kräftige Struktur auch durch die schon beim Ursprungsbau unterbliebene Verfugung. Die Rückfassade des Bürotrakts wurde im Zuge des Umbaus im Erdgeschoß neu hergestellt bzw. im oberen Bereich durch eine Vorsatzschale verblendet.

Das Gebäude ist in Fassaden und Innenaufteilung überwiegend 3-geschossig ausgebildet mit stichbogigen Fensteröffnungen und Holzrahmenfenstern. Der westliche Bereich jedoch ist mit über zwei Geschosse reichende Metallsprossenfenster ausgestattet. Hier war in den 1950er Jahren eine Lehrwerkstatt eingerichtet. Das Gebäude wird weiterhin durch zwei Durchfahrten mit knapp vor die Flucht vorspringenden Betonvordächern und hohen Backsteinwandvorlagen in Monumentalordnung gegliedert.

Die rückwärtige Halle 54, in der Substanz weitgehend aus dem Wiederaufbau von 1946/47 stammend, ist dreischiffig aufgebaut mit hohem Mittelschiff, das fast die Höhe des Bürotraktes erreicht und zwei begleitenden Seitenschiffen. Die Backsteinfassaden an den Schmalseiten der Halle vollziehen die basikale Grundform der Halle nach. Das Mittelschiff wird überspannt von Dachbindern in Parallelfachwerk mit nur leicht nach außen geneigten Obergurten. Die wesentlich niedrigeren Seitenschiffe sind beide mit Pultdächern überdeckt. Das südliche Pultdach wurde beim Umbau 1998 fast vollständig entfernt. Der nun noch oben offene Schmalstreifen zwischen Halle und Bürogebäude wird zur Erschließung der Anlage genutzt. Die Innengliederung der Halle mit zwei Montagebändern in Längsrichtung im Ostteil und quer ausgerichteten Rollenbändern im Westbereich ist nach dem Umbau in etwa 200-600qm große Mieteinheiten für Gewerbebetriebe durch die eingezogenen Querwände nicht mehr ablesbar.

Auch die parallel angefügte Halle im Norden von 1953 hat an drei Seiten schlicht ausgebildete Backsteinfassaden. Im Inneren wird die Halle überspannt von trapezförmigen Stahlbindern mit Belichtungs- und Belüftungsaufsatz über dem First. 

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Produktionshalle 100 nach Umbau für Gewerbeeinheiten. Foto 2008

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