Der Gasometer Oberhausen

 
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gaswerk1810
Gaswerk London 1810 mit quaderförmigem Gasbehälter

 

schnitt
Systemschnitt durch Scheibengasbehälter

 

scheibe
Scheibe mit Abdichtung zum Behälter

 

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gaswerk1810

gaswerk1810

gaswerk1810

Tragkonstruktion der Scheibe

 

 

 

 

gaswerk1810

Umnutzungsplanung im Rahmen der IBA Emscherpark

gaswerk1810
Realisierte Umnutzung zum Ausstellungs- und Veranstaltungsraum

 

zurück / Oberhausen

Oberhausen_Gasbehälter

Links
www.gasometer.de

Texte und Dokumente
Walter Buschmann
: Gasbehälter Oberhausen
Martin Westermann: Der Gasometer Oberhausen

Kurztext
Der 1928/29 für die Gutehoffnungshütte erbaute Gasbehälter ist technikgeschichtliche als Scheibengasbehälter bedeutend und zugleich eine Landmarke für die Stadt Oberhausen und das nordwestliche Ruhrgebiet.

totale
Gasbehälter vom Rhein-Herne-Kanal. Foto 2001

Walter Buschmann: Gasbehälter Oberhausen

Die Geschichte der Gasbehälter ist so alt, wie die Geschichte der Gaserzeugung bzw.  Gasverwertung in Gaswerken, Kokereien und Eisenhütten.  Die Rundform der Behälter geht zurück auf den Engländer William Hasledine Pepys (1802).  Der Teleskopbehälter mit seinen ineinander steckenden und bei Bedarf ausfahrbaren Blechzylindern erfüllte die Forderung nach einem flexibel je nach Produktion und Bedarf veränderbaren Aufnahmevolumen.  Es war jedoch eine schwere Behälterform mit hohen Ansprüchen an die Fundamentierung und es waren Behälter mit erhöhtem Platzbedarf, bei den oft beengten Verhältnissen auf den älteren Anlagen schwer nachträglich unterzubringen.  Aus diesen Gründen war auch die Größe der Teleskopbehälter begrenzt.  Der 1905 in Berlin-Mariendorf für die Imperial-Continental Gas Association errichtete Teleskopbehälter war mit einem Volumen von 150 000m3 damals der größte Behälter des Kontinents und gab wohl auch die Grenzen bei der Größenentwicklung dieser Behälterkonstruktion an.

Ein wesentlicher Fortschritt in der Behältertechnik war der von Karl Jagschitz vor dem 1. Weltkrieg für die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) entwickelte Scheibengasbehälter.  Er besteht aus dem in der Höhe unveränderlichen Behältermantel und einer innerhalb des Mantels beweglich gelagerten Scheibe, die sich je nach aufzunehmender Gasmenge wie ein Motorkolben auf oder ab bewegen kann.  Der Mantel ist ein polygonaler Zylinder mit - je nach Behältergröße - 6 bis 26 Ecken.  In den Eckpunkten des Zylinders stehen die Mantelpfosten (Doppel-T-Träger), die durch das Fundament und das als Raumfachwerk ausgebildete Dach ausgesteift werden.  Zwischen den Mantelpfosten stellen 3 bis 6 mm starke Stahlbleche den Außenmantel dar.  Die Bleche sind an den Längsseiten gebördelt und wurden an den waagerechten Stößen und an den senkrechten Nähten im Bereich der Mantelpfosten genietet bzw. seit den 1950er Jahren geschweißt.  Um die erforderliche Dichtigkeit bei den horizontalen Stößen zu erreichen, wurden in Mennige getränkte Jutestreifen eingelegt.

Die Scheibe im Inneren des Behälters besteht ebenfalls aus genieteten oder geschweißten Stahlblechen.  Sie ist aufgehängt an einer tragenden und aussteifenden Stahlfachwerkkonstruktion und wird über zwei Rollenkränze, die entlang der Mantelpfosten geführt werden, vertikal bewegt.  Zum Scheibenrand erfolgt die Abdichtung mit einer ölgefüllten Scheibentasse.  Das öl wird gehalten von einem ringsumlaufenden Hauptabdichtgewebe, läuft ständig an der Wandung des Behälters herab und wird unten in einer Bodentasse gesammelt.  Von dort wird es über eine Steigleitung wieder zum oberen Behälterrand gepumpt und gelangt erneut in die Scheibentasse.

Funktion und Erscheinungsbild der Scheibenbehälter werden noch geprägt durch den oben auf den Behältern aufsitzenden Entlüftungsaufsatz, ringsumlaufende Umgänge und Treppen bzw.  Aufzug. Schon 1921 waren nach diesem Prinzip 21 Behälter mit bis zu 60 000 m3 Inhalt gebaut worden. 1923 hatte der größte Scheibengasbehälter 100 000 m 3 Volumen bis der Behälter für die Ghh-Eisenhütte in Oberhausen mit knapp 350 000 m3 neue Maßstäbe setzte.  Der größte Behälter mit 600 000m3  1938/39 für die Zeche Nordstern erbaut, ging im Krieg verloren.
Der Oberhausener Gasbehälter wurde 1928/29 für die Eisenhütte Oberhausen zur Speicherung des Hochofengases erbaut.  Es war zur Bauzeit der größte Gasbehälter Europas.  Der Behälter wurde im Krieg nur leicht beschädigt, geriet aber bei der Wiederinbetriebnahme in Brand und mußte nach Demontage 1948 neu aufgebaut werden.  Dabei wurde er in gleicher Form und Konstruktionsart und unter Wiederverwendung alter Bauteile erstellt.  Nach Gründung der Ruhrkohle wurde der Behälter zur Speicherung von Kokereigas der Kokerei Osterfeld verwendet.  Das Gas wurde nach der Reinigung, die ebenfalls auf dem Kokereigelände erfolgte, in das städtische Gasnetz eingespeist.

Der Oberhausener Behälter ist ein Scheibengasbehälter der beschriebenen, seit etwa 1915 angewendeten Bauart.  Bedingt durch die Größe hat der polygonale Zylinder 24 Ecken bei einem Durchmesser von 68 m und einer Höhe (bis zur Traufe des Zylinders) von 109 m. Der Mantel wurde aus 4,5 m starkem Stahlblech erstellt.  Einschließlich Entlüftungshaube ergibt sich eine Gesamthöhe von 117 m. Sieben Umgänge umgeben den Behältermantel mit zwischenliegenden Treppen.  Zusätzlich ist ein Außenaufzug angegliedert.

Der Scheibengasbehälter zeigt eine Technik, die erst im frühen 20.  Jahrhundert entwickelt wurde und gerade mit dem 1928/29 erbauten Gasbehälter für die Eisenhütte Oberhausen eine neue Größenordnung erreichte.  Er ist daher bedeutend für die technologische Entwicklung des Gasbehälterbaus.  Zugleich zeigt er durch seine Größe die enorme Produktionsleistung der Eisenhütte Oberhausen und später der Kokerei Osterfeld und ist insofern Bedeutungsträger für die Leistungskraft der örtlichen Montanindustrie.  Der Turm gilt insofern schon seit Jahrzehnten als "Industriewahrzeichen" oder "Industriesymbol" der Stadt Oberhausen.

Martin Westermann: Der Gasometer Oberhausen

Zunächst wird allgemein ein kurzer Überblick über die verschiedenen Gasbehälterty-pen gegeben. Im weiteren wird speziell der Scheibengasbehälter in Oberhausen be-handelt. Dessen Baugeschichte, Konstruktion und spätere Umnutzung bilden den Hauptteil dieser Arbeit. Das übergeordnete Thema bleibt dabei die Denkmalpflege und die Frage nach einer denkmalgerechten Vorgehensweise.

Der Name Gasometer ist für diesen Gebäudetyp eigentlich nicht ganz korrekt. Hoch-ofengas-Behälter ist eine bessere Bezeichnung für ein Bauwerk, welches zur Spei-cherung von Gasen dienen soll. Trotzdem hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff Gasometer durchgesetzt.

Gasbehältertypen:
- Hochdruck-Gasbehälter:
- Kugelgasbehälter:

Der Kugelgasbehälter ist die modernste Variante eines Gasbehälters. Er wurde hauptsächlich ab ca. 1960 genutzt.

Er dient der Speicherung von Gas in hochkomprimierter und flüssiger Form. Da das Gas in diesen Aggregatzuständen sein ursprüngliches Volumen um ein Vielfaches verringert, sind Kugelgasbehälter die aufnahmefähigsten Gasbehälter.

Die Füllmenge des Gases in der Kugel wird durch Druck geregelt. Die Kugelform kann von der Geometrie
her dem größten Druck standhalten. Bei der Konstruktion der Kugel werden nur hochwertige Stahlsorten verwendet und eine erhöhte Verarbeitungssorgfalt verlangt.

Die Oberflächen der Kugeln sind besonders wärmeisoliert und mit wärmereflek-tierenden Anstrichen versehen, da Wärmeeinstrahlung die Temperatur und somit den Druck und das Volumen des Gases unerwünscht verändert.

Niederdruck-Gasbehälter:
- Teleskopgasbehälter:
Er ist die älteste Form des Gasbehälters. In Deutschland war dieser Bautypus von ca. 1900-1930 vorherr-schend. In England gab es Teleskopgasbehälter bereits seit 1880.

Ein unten offener und oben geschlossener zylindrischer Behälter kann in einem darunter liegenden Wasserbassin eintauchen und wird oberirisch an einem Führungsgerüst über Rollen auf- und abwärts geleitet.

Je größer die Füllmenge des Behälters ist, desto mehr wird das Führungsgerüst ausgefüllt. Die aktu-elle Füllmenge eines Teleskopgasbehälters ist also immer von außen ablesbar.

Der Behälter ist teleskopartig aufgebaut, weshalb das aufwändige Wasserbassin nur die Tiefe eines zylindrischen Segmentes haben muss. Der Behälter ist durch das Wasser abgedichtet.

- Schraubengasbehälter:
Er ist eine Weiterentwicklung des Teleskop-Gasbehälters. Gebaut wurde er ab 1930 noch bis 1950. Er besteht ebenfalls aus mehreren Segmenten und wird durch das Wasser des entsprechenden Bassins abge-dichtet. Er hat jedoch kein äußeres Führungsgerüst.

Die Hubteile bewegen sich über spiralig an den Man-telflächen angebrachten Führungsschienen an Rollen schraubenförmig auf- und abwärts. Im leeren Zu-stand ist ein Schraubengasbehälter, zumindest aus einer gewissen Entfernung, nicht mehr zu sehen.

- Scheibengasbehälter:
Der Gasometer Oberhausen ist ein Scheibengasbehälter. Seine äußere Form bleibt immer unverändert. In einem unten und oben fest verschlossenen runden oder polygonalen Zylinder befindet sich eine schwere Scheibe, welche auf dem Gas schwimmt. Sie gleitet im Innern des Hohlkörpers auf und ab. Die erforderliche Abdichtung wird mit Teeröl erreicht und ist das komplizierteste Detail bei einem Scheibengasbehälter. Das Öl läuft in einem Recyclingkreislauf an den Seitenwänden hinunter. Der äußere Rand der Gas-druckscheibe ist mit einer Ledermanschette umman-telt, die durch zahlreiche Andruckelemente an die Behälterwand gepresst wird. Dichtung und Gleitfä-higkeit des Scheibenrandes im Zylinder erfolgen ähn-lich wie bei einer Fahrradluftpumpe. Ein Ölbad durchtränkt die Ledermanschette permanent. Dieses Öl dient zudem als Schmierstoff für die Scheibe und als Schutz vor Korrosion.

Der Scheibengasbehälter ist die modernste Variante eines Niederdruck-Gasbe-hälters und wurde seit Ende der zwanziger Jahre genutzt.

Baugeschichte und Konstruktion des Gasometer Oberhausen
Während der Zeit der Montanindustrie fiel in Oberhausen relativ viel Gas an. In der Kokerei fiel Koksgas an, in den Hochöfen der Eisenhütten Gichtgas. Die Gase wurden zur Feuerung des Walzwerkes genutzt. Jedoch musste zu Zeiten in denen weniger Gas als notwendig anfiel, Öl zugekauft werden. Fiel zu viel Gas an, wurde es abgefackelt. Ein Speichergebäude für das Gas wurde daher notwendig und sinnvoll. Der Gasbedarf konnte so gut reguliert werden.

Auf dem Gelände der Gutehoffnungshütte wurde am 27. 02. 1927 mit dem Bau des Gasometers begonnen. Auf einer Betonplatte wurden 24 Doppelstahl-träger errichtet, es handelt sich also eigentlich um ein 24-Eck. Dazwischen sind 8,80m lange, 0,81m hohe und 5mm dicke Mantelbleche genietet, welche den Gasometer gasdicht abschließen und für hori-zontale Aussteifung sorgen. Ein komplett umlaufen-der Ring dieser Mantelbleche nennt sich Mantel-schuss. Die genaue Konstruktionsweise verlief inte-ressanterweise von oben nach unten. Zuerst wurden das Dach und die Scheibe aufgebaut und zwischen beiden eine Hilfsverbindung hergestellt. Diese Kon-struktion wurde mit Hilfe von Pressluft hochgedrückt und von unten wurde die nächste Ebene (der nächs-te Mantelschuss) gebaut. Die Scheibe konnte so während der ganzen Bauzeit als Zusammenbau-, Konstruktions- und Arbeitsbühne genutzt werden. Die Scheibe diente bei dem fer-tiggestellten Gasometer als Abdeckung und gleich-zeitig als Gewicht, um einen konstanten Gasdruck zu erzeugen. Sie besteht aus 24 radial angeordne-ten Fachwerkträgern. Das Eigengewicht der Scheibe reichte jedoch nicht aus, um den erforder-lichen Gasdruck zu erreichen, weshalb auf der Scheibe zusätzlich noch Betongewichte befestigt wurden. Das Gesamtgewicht der Scheibe wurde so von 600 Tonnen auf 1207 Tonnen erhöht.

Am 15. 05. 1929 war der Gasometer fertig gestellt und wurde in Betrieb genommen. Seine Höhe beträgt 117,50m, der Durchmesser 67,60m und sein Nutzvolumen 347000m³. Er war und ist der größte Gasometer Europas.

Bereits nach 18 Monaten hatten sich seine Investitionskosten amortisiert. Schon ab 1932 entsprach der jährliche Gewinn den Investitionskosten.

Zunächst wurde der Gasometer mit Gichtgas gefüllt, später mit dem energetisch viel reicheren Koksgas der Kokerei Osterfeld, womit hauptsächlich die umliegenden In-dustrieanlagen versorgt wurden.


Im zweiten Weltkrieg wurde der Oberhausener Gasbehälter mehrere Male von Bom-ben getroffen, musste aber erst kurz vor Kriegsende im Januar 1945 stillgelegt wer-den. Nach dem Krieg geriet er 1946 bei Reparaturarbeiten in Brand und musste bis auf das Fundament abgetragen werden. Beim Wiederaufbau, der 1949 abgeschlos-sen wurde, konnten verschiedene Konstruktionselemente, u. a. das Dach, weiterverwendet werden. Bemerkenswert ist, dass die Bleche des ursprünglichen Gasometers genietet wurden. Man traute Ende der zwanziger Jahre dem Schweißen noch nicht. Beim Wiederaufbau Ende der vierziger Jahre wurde dann aber schon erstmals die Schweißtechnik verwendet.


Nachdem der Koksbedarf stagnierte, wurde die Kokerei in Oberhausen geschlossen. Gas musste nicht mehr gelagert werden, sondern wurde durch Erdgas ersetzt. Weil er überflüssig geworden war, wurde der Gasometer 1988 stillgelegt.

ansicht
Schnitte durch den alten und den umgebauten Gasbehälter

Umnutzungsvorschläge
Nach der Stilllegung stand der Betreiber, die Ruhrkohle AG, vor der Entscheidung, den Gasometer abzureißen oder zu erhalten. Eine sichere Abtragung des Gebäudes, bei der jede Niete einzeln hätte herausgeschweißt werden müssen, hätte etwa 1,5 Mio. DM gekostet. Es wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Thema einer möglichen Erhaltung beschäftigte. Auch im Ruhrgebiet ansässige Firmen machten Vorschläge zur Umnutzung:


Die Firma Klepper-Regale wollte den Gasometer als Regal-Lager benutzen.

Außerdem wurde ein Weltraummuseum und eine Indoor-Golfanlage angedacht.

Die Firma Krupp plante 1991/92 eine Hochgarage nach dem Prinzip von Hochregal-systemen. Man hätte seinen PKW unten abgeben können, der wäre dann automa-tisch zu einem freien Platz befördert worden. Bei Abgabe des Parkscheins wäre das Fahrzeug ebenfalls automatisch nach unten geleitet worden. Die technische Planung für dieses Parkhaus war sogar schon sehr weit fortgeschritten, jedoch scheiterte die Idee im Endeffekt an der zu geringen Nutzfläche im Verhältnis zum betreibenden Aufwand für diese Anlage.

Das Essener Unternehmen Coca-Cola plante, den Gasbehälter für Werbezwecke in eine überdimensionale Cola-Dose umzugestalten, was in der Bevölkerung sogar auf Zuspruch stieß. Wenn diese Maßnahme die letzte Möglichkeit gewesen wäre, den Gasometer zu erhalten, hätte die Denkmalpflege sogar noch zugestimmt, da ein temporärer Anstrich immer noch besser als ein Abriss gewesen wäre. Das Unterneh-men nahm letztlich jedoch Abstand von dem Vorhaben, weil ein kostenintensiver An-strich für den Korrosionsschutz notwendig wurde.


Nach vier Jahren der Diskussion und der Ideenfindung wurde im Jahre 1992 im Rat der Stadt Oberhausen über die Zukunft des Gasometers abgestimmt. Mit nur einer Stimme Mehrheit stimmten die Abgeordneten zugunsten der Erhaltung des Gasome-ters. Ein Faktor, der dabei eine Rolle spielte, war die Tatsache, dass mittlerweile Plä-ne ausgereift waren, in dem angrenzenden Gebiet ein Einkaufszentrum namens Centro zu errichten, welches das größte Europas werden sollte. Somit bestand die Aussicht auf viele Besucher, die aufgrund der räumlichen Nähe sowohl den Gasome-ter als auch das Einkaufszentrum aufsuchen würden.

Die internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park und die Stadt Oberhausen einigten sich auf eine kul-turelle Nutzung des ehemaligen Gasbehälters.

Der ursprüngliche Plan der IBA sah einen Turm mit mehreren über Rampen verbundene Ausstellungsebe-nen im Innern des Gasometers vor. Bei dieser Vari-ante hätte jedoch die Hochhausverordnung angewen-det werden müssen. Die Sicherheits- und Brand-schutzvorschriften hätten für dieses spezielle Bauvor-haben nicht eingehalten werden können, weshalb dieser Plan verworfen werden musste.

Denkmalpflegerische Maßnahmen/ Umnutzung als Veranstaltungs- und Ausstellungsort
Die Firma Babcock wurde für den kompletten Umbau, welcher 1993/94 bewältigt wurde, engagiert. Die Gasdruckscheibe wurde in einer Höhe von 4,57m fixiert, wofür zusätzliche Stützen eingebaut werden mussten. Dabei entstand unter der Stahlplatte eine ca. 3000m² große Ausstellungsfläche. Über zwei Stahltreppen gelangt man in die nächste Ebene, d. h. auf die Gasdruckscheibe. In deren Mitte steht eine erhöhte Bühne mit 20m Durchmesser. Teile der Trägerkonstruktion sind zu einer Tribüne mit 500 Sitzplätzen umgestaltet, wo sich oben noch ein Rundgang anschließt. Auf diesen zweieinhalb Ebenen bietet sich insgesamt eine Ausstellungsfläche von ca. 7000m².

Die beiden obe-ren Ebenen haben eine De-ckenhöhe von über 100m, was den ent-scheidenden unverwechsel-baren Charak-ter dieses Aus-stellungsge-bäudes aus-macht. Im In-neren wurde ein verglaster Panoramaauf-zug installiert, aus dem man von jeder Höhe den imposanten Innenraum betrachten kann, und der bis unter die Kuppel führt. Von dort führt ein zweiter Aufzug außen auf das Dach, wo drei Aussichtsplattformen angebaut wurden.

Die Umbau- und Restaurierungsarbeiten kosteten insgesamt 15,98 Mio. DM, wovon 90% aus Fördermitteln des Landes stammten. Seit Beendigung der Umbaumaßnah-men im Jahre 1994 fanden im Gasometer sieben große Ausstellungen statt.

Der letzte Außenanstrich vor der Umnutzung wurde 1977 vorgenommen und kostete ca. 3,5 Mio. DM. Für die Umbaumaßnahmen war wieder ein neuer Anstrich notwendig, da laut Betreiber RAG anderenfalls die Standsicherheit gefährdet gewesen wäre. Dieser An-strich hätte ca. 5 Mio. DM gekostet, wurde jedoch zu-rückgestellt, da man die Konstruktion zu diesem Zeit-punkt noch für ausreichend sicher befand. Der Nutzen würde den erforderlichen Aufwand nicht rechtfertigen. Es wurden daher nur die am stärksten korrodierten Tei-le neu gestrichen, wie z. B. jede einzelne Falz. 1996/97 wurden die äußeren Umläufe in Industriegrün neu ge-strichen. Der komplette Neuanstrich der gesamten Au-ßenhaut wurde Ende 2002/Anfang 2003 durchgeführt, weil er dann unumgänglich geworden war.

Ein wichtiger Diskussionspunkt war die Farbe für den Neuanstrich. Der Gasometer war ursprünglich hellgrau, durch Verwitterung und Rußbildung hatte er sich bräunlich verfärbt. Nach langen Be-ratschlagungen entschied man sich bei dem Neu-anstrich für die vorhandene Farbe, es wurde ein schwarz-rot verwendet. Man hielt also den letzten Zustand, der seit mehreren Jahrzehnten auch der Bevölkerung so im Gedächtnis war, für erhal-tenswerter als das ursprüngliche helle Grau. Wichtig bei dieser Entscheidung war, dass alte Industrieanlagen nicht neu aussehen sollten. Die Rußbildung wurde gewissermaßen akzeptiert.

Im Innenraum gab es das Problem mit der Altlast Öl. Nach der Stilllegung des Gasometers lief das Teeröl, welches zur Schmierung und Abdichtung des Behälters diente, an den Wänden hinab und sammelte sich am Boden.

Diese Schicht wurde durch starke Abkühlung versprödet und verhärtet und dann bergmännisch herausgeschnitten. Verfüllt in Fässer konnte diese Schicht abtranspor-tiert und der Wiederverwertung zugeführt werden. Die oberste Betonschicht wurde abgefräst, da sie auch noch mit Öl durchsetzt war. (Nähere Beschreibung s. Anlage 13a)


Der Gasometer in Oberhausen wurde bereits Anfang der achtziger Jahre als denkmalwert eingestuft, also als er noch in Betrieb war.

Die offizielle Denkmalschutzstellung erfolgte jedoch erst am 20. 05. 1996 und somit nach den kompletten Umbaumaßnahmen. Diese wurden aber gänzlich in Zusammen-arbeit mit den Denkmalschützern durchgeführt. Auch der Initiator der IBA Emscher Park Prof. Dr. Karl Ganser berücksichtigte während des Umbaus in großem Maße die Belange der Denkmalpflege.

Zu dem relativ späten Zeitpunkt der Schutzstellung kam es, da die Stadt Oberhausen ursprünglich aus Kostengründen den Gasometer abreißen lassen wollte. Als doch die Erhaltung beschlossen wurde, wollte die Stadt die Eintragung in die Denkmalliste aus wirtschaftlichen Gründen nicht vornehmen. Dieses Verfahren ruhte bis August 1995. Das zuständige Ministerium ging jedoch davon aus, dass die Stadt Oberhausen den Gasometer bereits in die Denkmalliste hatte eintragen lassen. So ging erst im Januar 1996 die entsprechende Mitteilung an das Ministerium.

Voraussetzung für die Unterschutzstellung war allerdings die Freigabe der Gasome-terhülle für Werbemaßnahmen, um die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen. Die Frei-gabe beinhaltet sowohl Werbung für aktuelle Ausstellungen, als auch davon unab-hängige Werbezwecke. Die Werbung am Gasometer unterliegt aber gewissen Aufla-gen. So darf z. B. maximal 25% der Außenhaut bedeckt sein. Für maximal vier Mo-nate im Kalenderjahr dürfen diese 25% auch überschritten werden. Die ganz großen internationalen Werbeträger blieben jedoch bisher aus, da Oberhausen von seiner Größe und Bedeutung nicht mit europäischen Metropolen mithalten kann.Fazit: Denkmalgerechte Umbaumaßnahme?


Zu den wichtigsten 1993/94 durchgeführten Umbaumaßnahmen gehörten das Fixie-ren der Gasdruckscheibe, die Wegnahme der Gewichte und Einbau von Ausstellungs-flächen auf der Scheibe, der Bau eines Außentreppenturmes mit integrierten Sicher-heitsaufzug, der Bau eines innenliegenden Panoramaaufzuges und die Installation von Aussichtsplattformen auf dem Dach des Gasbehälters.

Die denkmalpflegerischen Kriterien bei der Umnutzung von Industriebauwerken sind die Konstruktion, die Gestalt und der Grundriss, bzw. der Raum.

Die Konstruktion wurde mit ihren wichtigen Elementen, hauptsächlich die Gasdruck-scheibe und der umfassende Behälter, erhalten. Die Fixierung der Scheibe war ange-sichts der weiteren Nutzbarkeit notwendig. Die Öffnungen in der Scheibe für die hochführenden Treppen sind nur minimal. Die Ausstellungsflächen sind weitgehend in die stabilisierende Stahlfachwerkkonstruktion integriert.

Die Gestalt des Gasometers wurde lediglich durch den Außentreppenturm und die Aussichtsplattformen verändert. Dies geschah in einem zurückhaltenden Rahmen, so dass im großen und ganzen das äußere Erscheinungsbild beibehalten wurde. Auch die ursprüngliche Nutzung als Gasbehälter ist noch eindeutig ablesbar. Die innen und außen liegenden Aufzüge und Treppen waren wegen der Brandschutzvorschriften zwingend erforderlich.

Das dritte Kriterium der Umnutzung, der Grundriss oder der Raum, ist sehr positiv gelöst worden. Der polygonale Grundriss wurde nicht verändert, und vor allem der innere Raumeindruck ist überwältigend. Der 100m hohe Luftraum verdeutlicht das riesige Volumen des ehemaligen Gasbehälters.


Meiner Meinung nach ist der Umbau des Gasometer Oberhausen aus denkmalpflegerischer Sicht gelungen. Die annähernd reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten inklusive der Denkmalpflege unterstreicht diese These.

Literatur
Bernhard und Hilla Becher: „Anonyme Skulpturen“
Reyner Banham: „Die Revolution der Architektur“
Gasometer GmbH: „Allgemeine Informationen zum Gasometer Oberhausen“

Informationsmaterial
Informationsbroschüre „Gasometer im Centro“
Informationsbroschüre der Deutschen Babcock Anlagen GmbH über den Umbau
Magisterarbeit an der Ruhr-Uni Bochum von Anny Karoline Kleine: „Der Scheibengasbehälter der GHH in Oberhausen am Grafenbusch“
Brüggemeier, Borsdorf, Korff, Steiner: „Feuer und Flamme“ – Ausstellungsprojekt der IBA Emscher Park vom Mai 1992


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