kopf

 
Home
News
Warum Industriekultur?
Veranstaltungen
Vereine, Museen, Archive
Projekte und Themen
Orte und Objekte
Impressum und Kontakt
Links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vorUmbau
Silo 1 vor dem Umbau

 

 

 

 

 

silo1
Silo 1 mit neuem Treppenaus


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

silo1
Silo 1 nach dem Umbau. Foto 2008

Objektführer/ Bonn

Bonn_Auermühle

Texte und Dokumente
Vera Pannes: Die Auermühle in Bonn-Graurheindorf. Semesterarbeit am Lehrgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen, WS 2000/01(für das Internet bearbeitete und gekürzte Fassung)

Kurztext
Nach Ausbau und Befestigung des Rheinufers unterhalb des Rheindorfer Baches in Graurheindorf als Werft in den Jahren 1922-24 begann bereits 1923 die Firma Gebr. Cremer mit dem Bau eines Silo- und Lagergebäudes. 1926 übernahm Dr. Carl Auer die Anlage und eröffnete dort 1927 den Betrieb der "Bonner Weizenmühle Carl Auer". 1939 wurde ein zweiter Silobau zugefügt. Nach Eintragung in die Denkmalliste wurden die Silo- und Lagergebäude 1996-98 für eine Büronutzung mit Call-Center umgebaut.

foto08
Auermühle. Foto 2008

Vera Pannes
Die Auermühle in Bonn-Graurheindorf

Die Auermühle mit ihren Silogebäuden liegt im Hafengebiet nördlich von Bonn im Stadtteil Graurheindorf. Nach wie vor prägt der Rhein das Stadtbild von Bonn, hat jedoch für die Stadt als ehemals wichtigster Gütertransportweg an Bedeutung verloren und wird heute mehr denn je für den Tourismus genutzt. So hat das Hafengebiet in Graurheindorf ebenfalls an Bedeutung verloren. Seit dem Verlust des Hauptstadtstatus entwickelt sich die Stadt zur Dienstleistungsmetropole. Aufgrund dieser Entwicklung entwarf das Architekturbüro von Heribert Wiesemann/Köln einen Masterplan zur Konversion des Industriegebietes Bonn-Nord. Der Bonner Ufergürtel erhält eine neue Funktion durch Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen und neue Freiflächen sollen die Einbindung in den Städtischen Raum schaffen. Es wird eine Ausdehnung der Stadt in Richtung Norden ermöglicht. Die Bank24 siedelt ihre bundesweiten Call-Center in Bonn an. Eine Umfrage, die ergab, dass der Bonner eine Sprache besitzt, die die meisten Befragten als sehr angenehm empfanden, und die vielen Studenten waren zwei der Gründe für die Bank24, nach Bonn zu gehen.

Der Stadtteil Graurheindorf
Graurheindorf schließt die Stadt Bonn im Norden ab. Dieser Stadtteil hat überwiegend eine dörfliche Struktur im Gegensatz zu den ebenfalls zum Ort gehörenden Industrieflächen am Rhein. Der südliche Bereich des Hafens war Lagerplatz für Hölzer, nördlich wurden Industriestoffe gelagert wie Lebens-, Futter- und Düngemittel, und im Norden bildeten die Tanker den Abschluss. Durch die Industrieansiedlung wurde nicht nur die Uferzone des ehemaligen Dorfes verändert, sondern auch die Beschäftigungsverhältnisse und die Sozialstruktur. Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich nun auch heute wieder in Graurheindorf. Die Mühlenanlage war und ist ein wichtiger geschichtlicher Bestandteil des Stadtteils Graurheindorf.

krane
Hafennutzung am Kai Graurheindorf. Foto 2008

Die Bonner Auermühle
In Verbindung mit dem Bau der Bonner Rheinbrücke wurde 1895/96 die Uferfront der Stadt zwischen den Straßenmündungen Rosental und Rheingasse mit Kaianlagen ausgebaut. Zwischen 1922-24 wurde ein neuer 450m langer Kai unterhalb der Mündung des Rheindorfer Baches erbaut. 1923, noch vor seiner Fertigstellung, begannen die Gebr. Cremer mit dem Bau von Lager- und Silogebäuden (Bauerlaubnis 26.10.1923). Ein separates Mühlengebäude war für eine spätere Ausbauphase vorgesehen (Bauerlaubnis 22.05.1925).1926 übernimmt Dr. Carl Auer die Gebäude und Maschinen der Gebr. Cremer und stellt die Anlage fertig, und im Jahr 1927 beginnt die "Bonner Weizenmühle Carl Auer" mit der Vermahlung. Eine anfängliche Mahlleistung von 50 Tonnen Getreide pro Tag konnte 1930 auf 100 Tonnen gesteigert werden. Die gute zentrale Lage in einem reichen Getreideanbaugebiet war von Vorteil. Die Firma expandierte in den 30er Jahren und so entstand 1939 ein weiteres Silogebäude (Silo 2). Die Verkaufsbezirke der Firma Auer erstreckten sich in den 40er Jahren von Düsseldorf bis Trier. Die beiden Silos hatten ein Fassungsvermögen von 80.000 dz. Das Getreide konnte aus Schiffen, Waggons und Fuhrwerken ausgeladen werden, jedoch wurde der größte Teil über die Schiffe angeliefert. Die Beschickungsebene befand sich über den Silos in den Obergeschossen. Nach der Währungsreform erweiterte Carl Auer seinen Betrieb mit einer Hafer- und Reismühle (1948). Da die Notwendigkeit bald verfiel, in den Nachkriegsjahren Hafer und Reis zu mahlen, wurde zwischen 1951 und 1952 die Mühle zu einem Bürogebäude umgebaut. 1963/64 endet die Bautätigkeit der Firma Carl Auer mit einem Lagergebäude im Anschluss an das Silo 2. In den späten 80er Jahren wurde der Betrieb eingestellt.

Durch die vollständig erhaltenen Anlagen wird die Auermühle zu einem bedeutenden Zeugnis für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsbedingungen. Die Silo- und Mühlenanlage war eine der ersten und größten Industriebetriebe, die sich auf der 1924 angelegten neuen Bonner Handelswerft ansiedelten. 1994 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt.

Silo 1
Das Silogebäude 1 mit Flachbodenspeicher wurde 1923-24 in Stahlbetonbauweise nach standardisierten Plänen der Allgemeinen Hochbaugesellschaft AG Düsseldorf errichtet. Sein Erscheinungsbild ist wie das eines Tempels. Es lässt nur schwer seine eigentliche Funktion erkennen. Und dies bereits in einer Zeit, in der Le Corbusier und Erich Mendelsohn die Klarheit, Präzision und Ehrlichkeit der Konstruktion als Qualitäten von Silogebäuden propagierten. Walter Gropius empfand Speicherbauten als Vorbild für moderne Architektur.

Umbau Silo 1 und Flachbodenspeicher
In den Jahren 1996/97 wurde das Gebäude im Auftrag der Bauherren As­beck & Asbeck Gbr. Bonn durch den Architekten Heribert Wiesemann/Köln umgebaut für Büros, Schulungsräume und ein Call-Center. Der neue Nutzer ist die Bank24. Das Silogebäude ist ein geputzter Stahlbetonbau aus 4x4 selbsttragenden Siloröhren und geschlossenen Fassaden mit Lisenen in den Achsen der Silowandungen. Das Dach ist mehrmals abgestuft und kann dem Spätexpressionismus zugeordnet werden.

Schritte des Umbaus
Der 1-geschossige kleine Anbau des Flachbodenspeichers wurde abgerissen ebenso wie der Schornstein und das alte Treppenhaus des Silos. Der Architekt wollte so dem Gebäude seine ursprüngliche kubische Gesamtwirkung zurückgeben. Man sieht in alten Plänen, dass das Treppenhaus in einer etwas kleineren Form zum ursprünglichen Bestand gehörte. Es wurde ein neues Treppenhaus errichtet, welches besonders in der Bauphase als horizontale Aussteifung des Kerngebäudes diente. Im Inneren des Gebäudes brach man zuerst die Trichter am unteren Teil der Silos ab, um in den Siloschächten Arbeitsgerüste aufzubauen. Die Empore wurde durch Stützkonstruktion abgefangen. Durch seitliche Kernbohrungen erhielt man Öffnungen zum Einbringen der Verbundträger für die Deckenkonstruktion. Erst danach konnte mit dem Abriss der Silowandungen begonnen werden. Anschließend wurden Verbundbleche montiert und die Verbunddecken der neuen Ebenen eingebracht. Abschließend wurden die Fensteröffnungen in die Betonwände eingeschnitten.

Erhaltener Silokem und Reklamewand
Die Wandungen eines der zentralen Silokerne blieben erhalten und beinhalten nun in den Obergeschossen den Sanitärkern. Der Schriftzug der Fassade zur Rheinseite diente als Reklamewand und eine Farbanalyse ergab, dass sie mehrmals überstrichen wurde. In der Kriegsfassung wurde eine Risse simulierende Farbe verwendet. Die Fassade erhielt jedoch wie die anderen Seiten eine weiße Farbgebung. Aus Sicht des Denkmalschutzes wäre es sicher, wie auch aus optischen Gründen besser gewesen, man hätte die Schrift in Erinnerung an den alten Nutzer so belassen.

Erschließung
Das Bürogebäude wird über das externe Treppenhaus und den Lift erschlossen. Der Treppenturm wurde abgerückt vom Gebäude und durch eine Fuge und die verglaste Südseite gelangt Licht ins Innere. Im Dachgeschoß und im, Flachbau befinden sich Wendeltreppen zur vertikalen Erschließung. Der Haupteingang liegt an der Hofseite, Stufen führen auf die ehemalige Laderampe. Der Architekt hat einen Windfang in den Flachbau hineingeschoben und ein darüberliegender Steg dient unter anderem als Wetterschutz. Der Steg aus Glas und Stahl verbindet Silo 1 und die ehemalige Mühle miteinander in Anlehnung an die früheren Laufbänder der Anlage. Früher bewegten sich dort die Waren und heute die neuen Nutzer.

Die Eingangshalle ist 9,40m hoch und erstreckt sich über zwei Geschosse. Die Erschließung zum oberen Saal des Call-Centers ist als Empore im hinteren Teil der Halle ausgebildet. Ein weiß gestrichenes Stützenskelett steht frei im Raum.

Die Funktionen und Belichtung
Im Erdgeschoß des Silos befindet sich das Foyer der beiden Gebäudeteile. In den Obergeschossen sind die Büro- und Schulungsräume angesiedelt. Die Eingangshalle verbindet beide Baukörper miteinander und der ehemalige Flachbodenspeicher ist heute das Call-Center der Bank24. Die Belichtung des Silogebäudes ist durch die großen Fensteröffnungen ausreichend gewährleistet. Lediglich in der Mitte des Flachbaus ist Kunstlicht erforderlich.

Das Stützenraster
Das Stützenraster des Gebäudes ist aus der Röhrenstruktur des Turmes durch das Entfernen der Silowände entstanden. Die Stützenabstände entsprechen dem Konstruktionsraster, eine Stützenreihe wurde jedoch für eine bessere Nutzbarkeit des Raumes ausgespart. Das Konstruktionsraster steht ebenfalls in den Achsen der Lisenen. Das Raster wurde auch im Flachbau aufgenommen.

silo1
Silo 1 nach dem Umbau. Foto 2008

Die Fassade
Die Fassaden erhielten regelmäßige und kantenbündig zwischen den Lisenen geschnittene Fensteröffnungen. Die Tiefe der Laibungslage gibt den Lisenen die Plastizität von Pfeilern. Beim Dach und Flachbau erhielt man weitgehend die bestehenden Öffnungen. Das gesamte Bauwerk wurde mit einem ungefärbten abgeriebenen Zementputz versehen. Die bestehenden Schiebetore vor den großen Ladeöffnungen im Erdgeschoss des Flachbaus blieben erhalten und haben wieder ihre ursprüngliche Farbe (rotbraun). Sie können vor die verglasten Öffnungen geschoben werden. Auf der Rheinseite wurde an der oberen Wandfläche des Anbaus eine Zinkblechschuppenverkleidung montiert.
 
Die Dächer
Auf dem Dach des Call-Centers sind die Klimageräte für das Gebäude angeordnet. Die Dachform des Silos wurde nicht verändert und auch die alten Fenster wurden erhalten. Eine zweite Fensterschicht wurde eingebracht, jedoch zum Bedauern des Architekten in weißer Farbe, so dass sie von außen sichtbar werden.

Silo 2
Das Silogebäude 2 wurde 1939 in Stahlbetonbauweise mit Klinkerausfachung nach Plänen von Dyckerhoff und Widmann AG Köln errichtet und versteckt seine Funktion diesmal im Gewand einer überdimensionalen Dorfkirche ("Kornkirche"). Dies könnte jedoch mit dem nahenden Krieg zu erklären sein, um von der Luft aus das Erscheinungsbild einer harmlosen Kirche vorzutäuschen.

silo2
Silo 2 nach dem Umbau. Foto 2008

Umbau Silo 2
1998 wurde auch dieses Silogebäude im Auftrag von Asbeck & Asbeck durch das Büro Wiesemann für die Bank24 zu einem Bürogebäude umgebaut.

Schritte des Umbaus
Das bestehende Treppenhaus wurde abgerissen und durch zwei neue ersetzt, eine ovale Betonfertigteilspindeltreppe und ein Sichtbetontreppenhaus. Bis auf zwei Silos wurden alle abgerissen. Die erhaltenen Silos beherbergen die Spindeltreppe und Besprechungsräume. Die Siloschächte sind selbsttragend und nach deren Wegfall wurde innerhalb der vier Außenwände ein eigenes Konstruktionssystem, bestehend aus Betondecken und Betonfertigteilstützen, eingefügt. Die Betonfertigteilstützen erhalten durch eingefärbten Sichtbeton eine, sich vom Bestand deutlich abgrenzende Oberfläche. Die Bürotrennwände sind nicht tragend.

Erschließung
Die vertikale Erschließung erfolgt über die beiden neuen Treppenhäuser und den neu erstellten Lift. Die Empore im Dachgeschoß und die Kellerräume werden durch separate Treppen erschlossen. Der Haupteingang befindet sich unter einem erhalten gebliebenen Trichter. Die anderen beiden Nebeneingänge führen direkt in die beiden Haupttreppenhäuser. Im Erdgeschoß bilden die 3 Eingänge und die Eingangshalle das horizontale Erschließungselement und im 1. bis 4. Obergeschoß ist es der lange Flur in der Mittelachse des Gebäudes.

Funktionen
Im Erdgeschoß befinden sich die Eingangshalle und Büros. Zur Rheinseite gibt es einen Pausenraum mit eingestelltem Küchenblock. Über den Pausenraum gelangt man auf die Laderampe, und die großen, verglasten ehemaligen Ladeöffnungen sorgen für ausreichende Belichtung. Auch in den anderen Geschossen, außer dem obersten Dachgeschoß, gibt es hauptsächlich Büronutzung. Im Dachgeschoß ist der Technikraum untergebracht. Die Belichtung der Büros ist durch die ausreichende Zahl der Fensteröffnungen gewährleistet.

Fassade
In die Fassade wurden zwei Fenster pro Feld immer geschoßweise verrückt eingebracht. Es sind raumhohe Fensterelemente mit Drehflügeln, die zur Absturzsicherung verzinkte Stahlstäbe erhalten haben. Im DG sind schräge Dachfenster angeordnet. Die Dachgauben wurden – gemäß den Auflagen des Denkmalschutzes – mit ihren alten Fenstern erhalten, obwohl sie im Entwurf anfänglich dem Abbruch zum Opfer fielen. Im Eredgeschoss an der ehemaligen Laderampe gibt es heute auf der Ostseite acht große Öffnungen, allerdings waren nur vier Bestand und an der Nordseite drei verglaste ehemalige Ladetore. Die Nordfassade ist achsensymmetrisch ausgerichtet, auch dies war eine Forderung des Denkmalschutzamtes, als ruhige und geschlossene Schauseite zum Rhein. Der Architekt sieht hier einen Bruch in der Fassade. In der Südfassade sind die Fenster wie folgt angeordnet: jeweils ein Fenster in vier linken Feldern und in zwei rechten Feldern. Sie dienen der Belichtung des Treppenhauses. Beim Herausschneiden der Fenster aus dem Klinkermauerwerk ging viel zu Bruch. Alte und neue Steine sollten gemischt wieder eingesetzt werden, jedoch durch einen Fehler der Baufirma fand keine Mischung statt. So entstanden die unterschiedlichen Farbgebungen der einzelnen Felder wie ersichtlich wird.

Die alten Klinkerausfachungen wurden abgesäuert und Wasser gestrahlt. Die Stahlbetonkonstruktion musste von außen verputzt werden, da im Laufe der Jahre einige Abplatzungen stattgefunden hatten.

Über den West- und Ost-Eingängen gibt es jeweils ein geschlossenes Feld, dadurch werden die Eingänge betont. An der Ostseite gewährleisten Lamellen-Stores den nötigen Sonnenschutz. Nur bei der Nordfassade bleibt der geschlossene Charakter der alten Fassade erhalten. Die unregelmäßigen Fensteröffnungen geben der Fassade ein ungerichtetes Gesamtbild.

Die Uhr an der Ostfassade wurde restauriert und versetzt. Damals saß sie fast mittig auf der Fassade und heute hängt sie über dem Haupteingang.

Stützenraster
Nach Abriss der Silos wurde das Konstruktionssystem durch Betondecken und Betonfertigteilstützen ergänzt. Das Stützen Raster ist um ein halbes Feld vom Außenraster versetzt. Im neuen Stützenraster wurden die neuen Bürotrennwände eingefügt, in ähnlichen Abmessungen wie die Trennwände der einzelnen Silos. Das Raster wird an den bestehenden Silotrichtern gebrochen. Das Stützsystem wird durch die erhaltenen Silos, dem Sichtbetontrep­penhaus und dem Aufzugsschacht ausgesteift. Die Empore unter dem Dach blieb erhalten.

Das Dach
Das Dach erhielt eine Eindeckung mit neuen Tonziegeln (wie Bestand). Die Dachkonstruktion ist wie bei vielen Speichern dieser Art aus Stahlbeton und wurde erhalten. Die Konstruktion wird jedoch von der abgehängten Decke überdeckt.

Entwurfsidee
Bestandbauteile und Neubauteile sind durch Trenn- und Schattenfugen räumlich ablesbar zu unterscheiden. Es wird ein unabhängig eingestelltes Konstruk­tionssystem verwendet, ein Haus im Haus. 50 cm Glasstreifen trennen die Bürowände von der bestehenden Struktur. Der Architekt nutzte die originalen Baustoffe. Neubauteile werden durch Oberflächenveredelung (Anstriche, Putz, Bekleidung) vom Bestand unterschieden.

Fazit
Abschließend muss man sagen, dass ein Bauprojekt für eine Immobilienfirma (Asbeck & Asbeck) mit einem solventen Mieter und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzamtes im Nacken ein schwieriges Unterfangen für den planenden Architekten ist. Auch spielen die Baufirmen leider oft nicht mit, wie es die unterlassene Mischung der alten und neuen Klinkersteine zeigt. Die weiße Farbe der zweiten Fensterschicht im Dachgeschoß des Silos 1 war zum Beispiel der Wille des Bauherrn. Ohne das Denkmalschutzamt wären die Dachgauben entfallen und der Charakter des Daches von der Kornkirche hätte sich entscheidend verändert. Positiv ist jedoch, dass die Anlage wieder von einem einzigen Nutzer übernommen wurde.

Silo 1
Der Umbau des Silos 1 gelang wesentlich besser als der spätere Umbau des Silos 2. Hier wurde die vorhandene Konstruktion, die Silowandungen, weiter konstruktiv verwendet. In der Eingangshalle wird die Konstruktion auch deutlich gezeigt. Das Konstruktionsraster der Silos wird durch die neuen Stützen aufgenommen. Positiv zu bewerten ist der erhaltene Silokern für die Sanitäranlagen, jedoch hätte man vielleicht auch mehr Kerne erhalten können.

Dem Argument für den Abbruch des bestehenden Treppenhauses und dem Schornstein für eine bessere ursprüng­liche kubische Wirkung des Gebäudes kann man nicht zustimmen. Das Trep­penhaus, 1929 ergänzt, und der Schornstein gehören zur geschichtlichen Entwicklung der Auermühle und in den Plänen von 1923 ist ein Trep­penhaus mit kleineren Abmessungen eingezeichnet. Das neue Treppenhaus ist zwar etwas abgerückt vom Gebäude, es stört jedoch ebenfalls die kubische Gesamtwirkung des Gebäudes. Das neue Treppenhaus ist in seinen Abmessungen dem alten sehr ähnlich und man fragt sich, warum der Bestand nicht verwendet wurde?

Bedauerlich ist der gesamte Wegfall der Schrift an der Reklamewand. Sie hätte noch etwas von dem alten Flair bewahren können. Auch die Fassade des Flachbaus zur Rheinseite wurde durch eine Zinkblechschuppenverkleidung stark verändert und auf dem Dach stören die Klimageräte. Die alten aufgearbeiteten Schiebetore des Flachbodenspeichers erinnern noch an seine ursprüngliche Funktion.

Die Fenstereinteilung des Silogebäudes ist sehr gelungen. Die Profile sind von außen nicht sichtbar, so dass es keine störenden Rahmungen gibt. Auf den ersten Blick denkt man die Fassade wäre 1923 schon so erstellt worden. Die zweite Fensterebene im Dachgeschoß ist eine gute Maßnahme zum Erhalt der bestehenden Fenster. Bedauerlich ist das bereits erwähnte Durchscheinen der innenliegenden Fenster.

Die Idee, die ehemalige Laderampe für den neuen Eingang zu nutzen, halte ich für eine gute Lösung. Wenn man die Entwurfsidee für den neuen Steg genau nehmen würde, müsste die Verbindung zwischen den beiden Silogebäuden hergestellt werden, wie es der Verlauf des alten Laufbandes zeigt. Da jedoch im Raumprogramm eine Verbindung zwischen Silo 1 und der ehemaligen Mühle gefordert wurde, wurde der Steg zwischen diese beiden Gebäude gespannt.

Silo 2
Das bestehende Treppenhaus wurde auch bei diesem Gebäude abgerissen. Die Idee des "Haus im Haus" wird meiner Meinung nach dem Gebäude nicht gerecht. Es wäre sinnvoller gewesen, die bestehende Konstruktion zu nutzen. Die Idee würde besser in eine alte Fabrikhalle passen. So wurde der Charakter der Kornkirche vollständig verändert, da das Konstruktionsraster nicht mehr mit der äußeren Betonkonstruktion übereinstimmt. Wenigstens kann man durch die Farbgebungen Bestand von Neubauten unterscheiden.

Bei diesem Umbau hat man immerhin zwei Silos erhalten und den Eingang unter einen bestehenden Trichter platziert. Die Empore und die Dachgauben blieben ebenfalls vom Abriss verschont.

Eine schöne Entwurfsidee ist die Lage des Pausenraums und die Möglichkeit von dort aus die auch weiterhin zur Anlieferung benutze Laderampe zu betreten.

silo 2
Silo 2 nach dem Umbau. Foto 2008

In den Innenräumen stört die abgehängte Decke erheblich, da die Konstruktionen so verdeckt werden. Da die Räume aber den Ansprüchen der Bank24 genügen müssen, muss man damit wohl leben.

Der Umgang mit dem Dach ist akzeptabel, da zur Dacheindeckung wieder Tonziegel mit einer, dem Bestand gleichen, Farbgebung verwendet wurden. Die Dachfenster wurden flächig mit der Dachneigung eingebaut, so dass sie nicht aus der Dachfläche herausragen.

Sehr negativ ist die Fassadengestal­tung. Warum diese ungerichtete Fassade? Die ehemals imposante, ge­schlossene und ruhige Fassade wird völlig verändert. Nur die Nordfassade zeigt noch den damaligen Charakter. Das Umhängen der Uhr zeigt ebenfalls den unsensiblen Umgang mit der alten Fassade. Immerhin wurden die Ladeöffnungen erhalten, die jedoch durch zusätzliche Öffnungen ergänzt wurden.

Positiv zu bewerten ist noch die Verwendung originaler Baustoffe, verbunden mit der Absicht die alten mit den neuen Klinkern zu mischen.

Literatur
Karl Hoch, Grau-Rheindorf, Heimatbuch eines Bonner Vorortes, Bonn 1949

G. Stoffels, B. v. Rheenen, Umbau einer denkmalgeschützten Siloanlage als Ausgangspunkt für eine städtebauliche Neuordnung - eine Analyse, Bonn 07/1999

"Solarsilo wird eine Etage niedriger", General-Anzeiger vom 25.01.2001

all Copyrights reserved / Alle Rechte der Texte und Bilder dieser Homepage
verbleiben beim Verfasser bzw. Hersteller:
©Rheinische Industriekultur e.V. 2004-2006