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Objektführer / Essen / Route der Industriekultur / Bergbau / Zeche Carl Gesamtanlage

 

Essen_Zeche Carl. Malakowturm
Wilhelm-Nieswandt-Allee 100



 

 

aussen
Malakowturm Zeche Carl. Foto 2010

Walter Buschmann
Zeche Carl. Malakowturm


Dreigeschossiger Backsteinturm mit Zeltdach und symmetrisch rechts und links angefügten Seitenflügeln. Der Turm steht auf annähernd quadratischem Grundriß, hat bis zur Traufe eine Höhe von 28,2 m und springt kräftig aus der Flucht der Seitenflügel hervor. Die dreiachsige Vorderfassade mit Segmentbogenfenstern in den beiden unteren Geschossen und Rundfenstern im oberen Geschoß ist gegliedert durch Wandvorlagen. Die Wandvorlagen tragen ein kräftig ausgebildetes Traufgesims mit Deutschem Band und Klötzchenfries, das in gleicher Art auch um die Seitenflügel herumgezogen ist. Über der Mittelachse der Vorderfassade große gußeiserne Tafel mit der Inschrift: Carl.

Die zweigeschossig aufgebauten Seitenflügel sind jeweils noch einmal unterteilt in die direkt an den Turm an­schließenden höheren Trakte für die beiden hier untergebrachten Maschinen und davon in Gebäudehöhe und Fluchtlinie abgesetzten Eckbauten. Die Fassadengliederung war ursprünglich einheitlich, mit Segmentbogenfenstern im Erdgeschoß und schmalen, gekuppelten Zwillingsfenstern im Obergeschoß. Alle Fenster sind überfangen von halbsteinstarken Ziegelstreifen. Unter den Obergeschoßfenstern Sohlbank- und Geschoßgesims. Im linken Seitenflügel wurden die Obergeschoßfenster später durch Entnahme der Mittelpfeiler auf gleiche Breite gebracht wie die Erdgeschoßfenster. Diesem Flügel wurde auch schon frühzeitig, um 1900 ein flacher Anbau für Lampenausgabe und Kaue vorgelagert. Dieser Anbau wurde 1926 mit dem Bau der Verbindungsbrücke zum Casino verändert und aufgestockt.

In den Bauformen und Baukörpergliederungen kommt noch die ursprüngliche Funktionsweise und maschinelle Ausstattung zum Ausdruck.

Historische Ausstattung:  Die noch in ursprünglicher, annähernd ovaler Grundform erhaltene, aber bei Schachtverfüllung 1984 erneuerte Schachtscheibe war durch Holzausbau in fünf Trume unterteilt . Zur Vorderfassade orientiert lagen zwei Fördertrume, die in der Mitte durch einen Fahrtrum (Breite: 20 Zoll = 52,4 cm) getrennt waren. Der Fahrtrum war allseitig mit Holzbohlen luftdicht umkleidet und diente auch zur Wetterführung. Rückwärtig waren im rechten Viertel die Pumpengestänge und zusätzliche Fahrten untergebracht. Das rückwärtige linke Viertel war ursprünglich für die Fahrkunst vorgesehen, wurde aber nach Genehmi­gung der Seilfahrt auch mit Förderkörben ausgestattet. Die vorderen Fördertrume hatten annähernd quadratische, einetagige Förderkörbe für zwei nebeneinander stehende Förderwagen. Der rückwärtige Fördertrum hatte zwei schmale, zweigeschossige Förderkörbe für jeweils zwei übereinander stehende Förderwagen. Die Förderkörbe wurden durch hölzerne Spurlatten geführt. Die eingeschossigen Körbe der vorderen Trume wurden später (nach 1871) durch zweigeschossige Körbe ersetzt.

gurndriss
Grundriss der gesamten Malakowanlage. Der rückwärtige Teil mit Kaue, Fördermaschine, Kesselhaus ist nicht erhalten.

Führungsgerüst und Seilscheibenstützkonstruktion waren aus Holz gefertigt. Nach einer Beschreibung von 1871 gab es zwei Hängebänke mit einem Abstand von ca. 2,4 m. Die Wagen konnten also gleichzeitig auf zwei Ebenen abgezogen werden. Die beiden Seilscheiben (d= 3,77 m) über den vorderen Fördertrumen lagen 20,6 m über der Rasenhängebank auf vier Holzträgern auf, die durch einen Sprengbock unterstützt wurden. Die beiden rückwärtigen Seilscheiben (d= 3,14 m) lagen ca. 16,0 m über der Rasenhängebank. Auch diese Scheiben ruhten auf vier Holzträgern, die durch Streben in Richtung Fördermaschine ausgesteift waren. Von diesem hölzernen Innenausbau sind sichtbare Spuren nicht erhalten.

Die 1857 im rückwärtigen Flügel für die vorderen Förder­trume aufgestellte Fördermaschine hatte einen stehenden 38 Zoll (= 99,5 cm) Zylinder und leistete 160 PS. Die Maschine trieb über Balancier und gekröpfter Welle eine Achse mit Schwungscheibe an, die wohl gleichzeitig mit einer Bremsvorrichtung versehen war. Auf der Achse waren Bobinen für Flachseilförderung montiert. Diese Maschine wurde um 1871 ausgetauscht gegen eine Zwillings-Dampffördermaschine mit konischen Seiltrommeln.

Die zweite Fördermaschine im nördlichen Seitenflügel wurde 1863 von der Maschinenfabrik H. Graeser jun. aus Eschweiler-Pumpe geliefert. Sie war weitgehend baugleich mit der ersten Maschine und hatte einen stehenden Zylinder mit einem Durchmesser von 1,0 m. Das Schwungrad hatte einen Durchmesser von 5,96 m, die beiden Bobinen 3,55 m. Auf der Seite der Bobinen (lt. Zeich­nung in LOB Do c 30 zwischen den Bobinen) war ein separater Bremsring angeordnet mit einem Durchmesser von 3,14 m, auf den eine Dampfbremse ein­wirkte. Der Raum, in dem diese Maschine stand, ist erhalten, aber mit Schutt und Erdreich zugeschüttet und daher nicht zugänglich.

Im südlichen Seitenflügel wurde 1861 die Wasserhaltungsmaschine aufgestellt. Sie hatte einen stehenden Zylinder mit 86 Zoll (= 2,25 m) Durchmesser und einen Hub von 2,26 m und leistete 300 PS. Der Kolben trieb einen mächtigen Balancier an, der bis über den Pumpentrum reichte. Die rundbogige Öffnung zwischen Maschinenraum und Schachtturm als Durchlaß für den Balancier, die besonders stark ausgebil­dete Mittelwand und das Auflager für den Balancier, bestehend aus schweren gußeisernen Gelenklagern auf zwei gemauerten Sockeln, sind erhalten.

Hinter dem südlichen Seitenflügel setzte das Kesselhaus (nicht erhalten) an mit zunächst sieben Kesseln und ei­ner Erweiterung um drei Kessel (1863). Direkt angrenzend stand der 34,1 m hohe Kamin mit quadratischem Quer­schnitt.

Die durch den Kamin strömende Heißluft wird zugleich zur Wet­terführung eingesetzt worden sein. Die Verbindung zwischen Kamin und Wettertrum läßt sich nicht mehr exakt rekonstruieren. Der bauliche Befund zeigt einen ge­mauerten Wetterkanal mit einem Querschnitt von etwa 1,2 x 1,5 m, der etwa 2,0 m unter dem Schachtmund dort in den Schacht mündet, wo ursprünglich der Wettertrum angeordnet war. Der Kanal verläuft unter dem nördlichen Seitenflügel und endet dort in einer Treppe, die ins Erdgeschoß des dem Seitenflügel vorgelagerten Anbaus führt. Der Stollen hat eine Abzweigung, die nach Osten zu den rückwärtigen Gebäudeteilen der Malakowanlage führt und ver­mutlich bis zum Kamin reichte.

Noch vor 1870 wurde die Wetterführung durch Aufstellung eines Fabry'schen Wetterrades verbessert. Das Rad hatte einen Durchmesser von 3,10 m, wurde mit einer 16 PS Dampfmaschine betrieben und leistete 25 Umdrehungen pro Minute. Das Wetterrad wurde im Zwickel zwischen Kesselhaus und rückwärtigem Fördermaschinenhaus aufgestellt. Nach einem Bericht von 1870 wurde auch der dazu wohl entsprechend hergerichtete und abgedichtete Pum­pentrum zur Wetterführung benutzt.

In einem weiteren rückwärtigen Trakt war hinter dem nördlichen Seitenflügel die Kaue eingerichtet. Die Kaue war nach zeitgenössischer Art mit fünf Bassins ausge­stattet und wurde zur Bauzeit als durchaus vorzeigbare Einrichtung sozial-hygienischer Art empfunden. Nach Fertigstellung hieß es 1860 im Betriebsplan: "Namentlich ist die nötige Rücksicht auf die Gesundheit der Arbeiter genommen, indem für eine geräumige Arbeiter-Kaue mit Heizung und Bädern gesorgt ist."
 
Überlieferte Ausstattung:  Im Schachtturm befindet sich ein Führungsgerüst in genieteter Stahlkonstruktion mit vier Tru­men. Auf der südlichen Seite sind im Führungsgerüst zwei über­einander angeordnete Seilscheiben in geschweißter Ausführung montiert. An der gegenüberliegenden Seite zeigen etwas höher angeordnete Blechkästen, daß auch hier Seilscheiben montiert waren. Dementsprechend befinden sich in drei Trumen hölzerne Spurlatten.

Passend zu den übereinanderliegend angeordneten Seil­scheiben im Führungsgerüst ist im Erdgeschoß des Südflü­gels eine Elektrofördermaschine aufgestellt. Der Motor von Siemens-Schuckert treibt über ein Vorlege eine Bobi­ne. Mechanischer Teufenstandszeiger und Bedienungseinrichtung des Fördermaschinisten sind erhalten.

Fördermaschine und Führungsgerüst könnten aus der Umbauphase der 1920er Jahre stammen.
Im Obergeschoß des Südflügels ist ein kleiner Förderhaspel (Fa. Gewerkschaft Schalker Eisenhütte) aufgestellt. Die Seiltrommel wird über zwei Kolben und eine Zahnradübersetzung angetrieben. Direkt an der Maschine montiert sind Teufenstandszeiger und Bedienungseinrichtungen. Der Haspel könnte nach Größe und Konstruktion von einem Blindschachtbetrieb aus dem untertägigen Bereich stammen.

 

 

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