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Objektführer / Essen / Metallgrundindustrie / Route der Industriekultur / Gußstahlfabrik Friedrich Krupp Objektführer

Essen_Krupp. VIII. Mechanische Werkstatt
Altendorfer Straße

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Krupp_VIII. Mechanische Werkstatt

 

ostansicht_1912
Ansicht von Osten um 1910. Rechts die Brücke der Werksbahn. Das Denkmal von Alfred Krupp im Vordergrund steht heute im Park der Villa Hügel

Walter Buschmann
Krupp_VIII. Mechanische Werkstatt


Die VIII. Mechanische Werkstatt entstand 1900/1901 als 104 m langer zweigeschossiger Backsteinbau. Die zur Altendorfer Straße gelegene Trauffassade wird durch ein skelettartiges Netz von vorspringenden Pfeilern und zurückliegenden Brüstungsfeldern gegliedert und ist mit großen Fenstern versehen. Die Schmalseiten des Gebäudes verdeutlichen mit ihren drei Giebeln den dreischiffigen Aufbau der hinter den Backsteinfassaden ansetzenden inneren Eisenkonstruktion.

aussen
Giebelseite Foto 2011

foto2011
Traufseite zur Altendorfer Str. Foto 2011

Das imposante, über die ganze Gebäudehöhe reichende Mittelschiff wird über die großen Mittelfenster der Schmalseiten und durch Glasbänder im Dach belichtet. Die Seitenschiffe werden auf halber Höhe durch Emporen unterteilt.

Neben den zur Eisenkonstruktion zählenden Bauteilen (Treppen, Geländer etc.) sind an historischen Ausstattungsstücken überliefert: ein großer Laufkatzenkran, zwei Drehkräne und drei kleine, im Erdgeschoß des Mittelschiffs eingestellte Meisterbüros.

An die südliche Traufwand der VIII.  Mechanischen Werkstatt wurde 1906 teilweise ein weiteres Schiff angefügt, das bis an die östliche Schmalseite des Gebäudes heranreicht. Dieses vierte Schiff wurde in der Nachkriegszeit durch die seit 1948 hier produzierende Firma AEG-Kanis ergänzt, so dass es seither eingeschossig der südlichen Traufwand in ganzer Länge vorgestellt ist.

Die VIII. Mechanische Werkstatt war ein Wendepunkt in der technischen Ausrüstung der Arbeitsplätze. Untergebracht waren hier Werkzeugmaschinen schwerster Bauart, darunter im Mittelschiff eine "kolossale" Bohrbank auf der große Schiffswellen hergestellt wurden. Diese Maschinen wurden nicht mehr über ein schwerfälliges Transmissionssystem von Dampfmaschinen angetrieben. Erstmals wurde hier vielmehr bei Krupp eine Mechanische Werkstatt gebaut, bei der alle Maschinen mit Drehstrom betrieben wurden.

Dabei kann dieser Produktionssektor, der sich in dieser Halle repräsentiert als besonders charakteristisch für die Fa. Krupp und die dortigen Arbeits- und Produktionsverhältnisse angesehen werden. Die erste, noch wasserbetriebene mechanische Werkstatt hatte Friedrich Krupp am ersten Produktionsstandort an der Berne eingerichtet. 1835/36 entstand dann die erste, mit Dampfmaschinenantrieb ausgestattete mechanische Werkstatt an der Altendorfer Straße, der noch sechs weitere Werkstattbauten mit gleicher Antriebsart folgten bis dann 1901 die VIII. Mechanische Werkstatt mit drehstrombetriebenen Werkzeugmaschinen folgte.

Die Größe der Halle, ihre Raumaufteilung und Belichtung vermag noch einen Eindruck von den hier herrschenden Arbeitsbedingungen zu vermitteln. Die noch erhaltenen technischen Ausstattungsstücke (Laufkatzenkran, Drehkräne) und die Meisterbuden sind ebenfalls Dokumente für die Arbeitsorganisation in dieser Halle.

Die 8. Mechanische Werkstatt mit den drehstrombetriebenen Werkzeugmaschinen dokumentiert eine zur Jahrhundertwende sich etablierende neue Form der Arbeitsorganisation mit durchweg elektrisch angetriebenen Bearbeitungsmaschinen.

innen_1988
Innenansicht mit Drehrkränen und Nutzung der Halle durch AEG-Kanis. Foto 1988

Das jüngste Bauteil in diesem Komplex, das 1951 südlich an die 8. Mechanische Werkstatt angebaute vierte Schiff stammt aus einer für das Unternehmen höchst problematischen Zeit. Die lang anhaltende Diskussion um die Mitschuld der deutschen Industrie an der NS-Zeit und am 2. Weltkrieg, und über die besondere Rolle, die Krupp dabei spielte führte zu Teildemontagen und Verzögerungen bei den dringend erwarteten Genehmigungen zur Wiederaufnahme der Produktion auf dem Gelände. In diesem Fall war es die sich hier zunächst anmietende Fa. AEG-Kanis, die für eine Fortsetzung der produzierenden Funktion auf dem Standort sorgte und nach Kauf der Halle 1951 das Schiff 4 auf die heutigen Dimensionen ausbaute.

Die Halle wurde 1995/96 nach Planen der Architekten Christian und Helmut Kohl in ein Musical-Theater umgebaut.

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