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Kamp-Lintfort_Zeche Friedrich Heinrich. Schacht 2 - Fördergerüst und Schachthalle
Foto 1982. Fördergerüst, Schachthalle und Fördermaschinenhäuser. Im Hintergrund Lohnhalle und Kaue.
Walter Buschmann
Zeche Friedrich Heinrich. Schacht 2 - Fördergerüst und Schachthalle
Eingeschossiges deutsches Strebengerüst in Fachwerkbauweise (Nietkonstruktion) für Doppelförderung mit vier nebeneinanderliegenden Seilscheiben. Höhe bis zu den Seilscheibenträgern: 40,5 m. Das Gerüst wurde berechnet als Dreigelenkkonstruktion für eine Seilbruchlast von 225,6 t. Bau durch Gutehoffnungshütte / Oberhausen-Sterkrade 1912.
Die beiden Streben sind im Querschnitt kastenförmig ausgebildet. Sie sind untereinander durch filigrane Horizontalriegel und sich kreuzende Diagonalstreben verbunden und oben unter der Seilscheibenbühne durch Vollwandprofile verstärkt. Die Seilscheibenbühne wird getragen durch drei kräftige Fachwerkträger, die zugleich zwischen Streben und Führungsgerüst vermitteln. Zwischen den Fachwerkträgern reichen kurze Stummelstreben von den Vollwandprofilen zur Seilscheibenbühne. Die Kranbahn über den Seilscheibenträgern wurde demontiert und ist nicht erhalten. Das Führungsgerüst ist durch Riegel und sich kreuzende Diagonalstäbe ausgesteift. Es war ursprünglich bis unter die Seilscheibenträger mit einer Konstruktion aus Stahlblechplatten eingehaust (ausziehender Wetterschacht). Im Führungsgerüst sind Stahlspurlatten, Prellböcke und Schachttore erhalten.
Foto aus der Bauzeit um 1912
Schachthalle Schacht 2, 1912
Stahlfachwerkhalle mit mehrfach gebrochenem, trapezförmigen Dach. Die Halle reicht mit einer Achse bis über ein Gleis des Zechenbahnhofs und konnte von Eisenbahnwaggons unterfahren werden. Zur Zechenstraße orientiert ist die Halle unter den Streben des Fördergerüstes niedriger ausgebildet. Hier mündet im oberen Bereich der zur Kaue führende Mannschaftsgang auf Höhe der Hängebank.
Die Schachthalle hat hochrechteckige Gefache und schlanke, je zu Dreiergruppen zusammengefaßte Metallsprossenfenster. Wegen statischer Probleme wurde die Halle 1991 außen mit einer Betonkonstruktion umgeben.
Fördergerüst und Schachthalle 1993
Über die Halle erfolgte ursprünglich Material- und Personenförderung in Förderkörben. 1955/56 wurde auf Gefäßförderung für Berge umgerüstet. Mit Verlagerung der Bergeförderung nach Schacht 3 wurde 1969-72 der Hängebankbereich erneut umgebaut und modernisiert und ist heute für Materialtransport und einen Großteil der Personenförderung (über Fördergestelle) eingerichtet.
Hängebank. Foto 1993
Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text.
Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998, S. 167-215 |