kopf

 
Home
News
Warum Industriekultur?
Veranstaltungen
Vereine, Museen, Archive
Projekte und Themen
Orte und Objekte
Impressum und Kontakt
Links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

Objektführer / Monschau / Wollroute

Monschau

Links
http://www.lvr.de/kultur/kooperationen/rotes_haus_monschau/

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Monschau

dachlandschaft
Monschau. Im Bildzentrum das Rote Haus und das TuchschererhausFoto 1996

Walter Buschmann
Monschau


Die Entstehung des Ortes als Burgsiedlung basierte auf der schon im 11. Jh. erwähnten Burg, die auf einem Felsvorsprung über der Rur entstand. Die Einwohner lebten von Ackerbau und Viehzucht. Die Tuchherstellung hatte bis zu Beginn des 17. Jhs. keine Bedeutung, sondern wurde wie in den anderen Eifelorten für den Hausbedarf und für den Absatz in die nähere Umgebung betrieben. 1543 wurde der Ort durch Truppen Karls V. zerstört. Mit dem Exodus der Protestanten aus Aachen wurde auch Monschau Ziel des gewerbetüchtiger Religionsflüchtlinge aus Aachen. 1598 kam Arnold Schmitz nach Monschau und begründete die Feintuchherstellung. Zusammen mit den protestantischen Familien Offermann, Schlösser, Troisdorff, Elbers und Scheibler, die untereinander durch Heirat verbunden waren entwickelte sich Monschau zu einem Zentrum der Tuchherstellung in Westdeutschland. Monschau war attraktiv wegen des reinen und kalkarmen Wassers der Eifelbäche, insbesondere der Rur zum Reinigen und Färben, sowie zum Antrieb der Walkmühlen. Außerdem gab es in den Eifeldörfern und im benachbarten Herzogtum Limburg billige Arbeitskräfte. Ein Zunftzwang wie in Aachen existierte nicht und die Jülicher Herzöge waren tolerant gegenüber Andersgläubige.

Arnold Schmitz und seine Nachkommen siedelten sich jenseits der Rur an, auf der Flußseite, die bis dahin noch kaum bewohnt war. Der sogenannte Schmitzenhof, ein Komplex aus Fachwerkbauten des 18. Jh. direkt am Ostufer der Rur gegenüber dem Roten Haus ist erhalten und markiert die Anfänge der gewerblichen Entwicklung des Ortes.

Der entscheidende Aufschwung aber erfolgte durch Johann Heinrich Scheibler, der aus dem Bergischen Land kam, bei Mathias Offermann in Imgenbrich 1720 in die Lehre ging, in die Familie Offermann einheiratete und mit 18  Jahren 1723 bereits zu den großen Tuchfabrikanten des Ortes zählte. 1762 sollen 6000 Menschen für die Scheiblers gearbeitet haben. Das Rote Haus, etwa 1752 bis 68 entstanden dokumentiert die gesellschaftliche und wirtschaftliche Position Johann Heinrich Scheiblers.

Die Tuchindustrie erlebte in Monschau im 18. Jh. einen Höhepunkt. Die Tuchherstellung war im Verlegersystem organisiert, wobei einige produktive Funktionen im Haus des Verlegers angesiedelt waren, besonders die Wollvorbereitung und Appretur. Im späten 18. Jh. gab es eine immer stärkere Konzentration der Produktion in Werkbauten, die ich der Manufakturphase zurechnen möchte, d.h. ohne Maschinisierung und vor allem ohne Zentralantrieb der Maschinen. Gefördert durch die Industrialisierung im benachbarten Belgien gab es nach 1800 in Monschau die ersten Spinnmühlen:

- um 1800 machte wohl Bernhard Georg Scheibler den Anfang, der 1793 eine Fabrik auf dem Burgau bauen ließ und dort  auch Scher-, Rauh- und Spinnmaschinen aufstellte, die mit der Hand und durch Wasser (spätestens seit 1809) angetrieben wurden
- 1809 Fabrik im Wiesenthal
- 1811  Spinnerei Ernst Scheibler und Schmitz
- 1814 die Walkmühle im Rosental wird durch die Gebr. Scheibler in eine Maschinenspinnerei umgewandelt

Im 19. Jh. ging die Bedeutung der Tuchindustrie jedoch stetig zurück. Monschau lag zu stark abseits der Verkehrsströme, durch die seit etwa 1840 jene Orte bevorzugt wurden, die an den neugeschaffenen Eisenbahntrassen lagen, z. B. Aachen und Verviers. Ende des 19. Jhs. war die Tuchfabrikation bedeutungslos geworden und 1908 schloß die letzte Fabrik ihre Tore. Die Tuchherstellung hatte 300 Jahre nach ihrer Begründung ihr Ende gefunden. Da es keine bedeutenden Nachfolgeindustrien gab und daher auch die Einwohnerzahl Monschaus ständig schrumpfte lastete auf dem Ort nur wenig Veränderungsdruck. Verluste gab es insbesondere im Zusammenhang mit dem schon im 19. Jh. sich entwickelnden Eifeltourismus. Monschau wurde geradezu zu einem Freilichtmuseum, in dem die Bauten der Textilindustrie eine herausragende Rolle spielen. In Monschau ist hervorragend die vorindustrielle Tuchproduktion und die Phase der frühen industriellen Revolution nachzuvollziehen.

ortsgrundriss
Monschau. Ortsgrundriss

Literatur
Barkhausen, Karl: Die Tuchindustrie in Monschau, in: Geschichtsverein des Kreises Monschau, Das Monschauer Land, Monschau 1955, S. 321ff

Barkhausen, Karl: Die Tuchindustrie in Montjoie ihr Aufstieg und Niedergang, Aachen 1925

Barkhausen, Max: Der Aufstieg der rheinischen Industrie im 18. Jahrhundert und die Entstehung eines industriellen Großbürgertums, in: Rheinische Vierteljahresblätter 19, 1954, S. 135-177

Bühl, Eduard: Die Aachener und Monschauer Tuchindustrie. Ungedr. Diss. Köln 1950

Courts, G./Mathar, F.: Monschau wie es war, Düsseldorf 1976

Geuenich, Josef: Die Mühlen des Kreises Monschau in den Jahren 1820 und 1830, in: Der Eremit am Hohen Venn, 22, 1950, S. 18-25 (nach Erhebungen der preußischen Regierung Staatsarchiv Düsseldorf)

Hermanns, Franz Wilhelm/ Klubert, Elbert/ Lauscher, Hans Gerd/ Offermann, Toni: Monjoie - Monschau. Von Häusern und Menschen, Monschau 1993

Laumanns, Geschichte des Monschauer Landes, Salzburg 1908

Mangold, Josef: Aufstieg und Niedergang der Tuchindustrie in Monschau im 18. Und 19. Jahrhundert, in: Hansmann, Wilfried/Mangold, Josef/ Nay-Scheibler, Elisabeth: Das Rote Haus in Monschau, Köln 1994

Mathar, Lothar/ Weiß, Peter Josef: Tuchfabriquen in Montjoie, Monschau 1979

Neuß, Elmar: Monschau (=Rheinischer Städteatlas X, Nr. 56), Köln 1992

Offermann, Toni/ Woldt, Liesbeth: Die gewerbliche Nutzung des Roten Hauses zur Tuchfabrikation im 19. Jahrhundert, in: Das Monschauer Land. Jahrbuch 1986, 14 1986, S. 56-66

Pilgram, H. : Der Landkreis Monschau, in: Die Landkreise in Nordrhein-Westfalen, Reihe A: Nordrhein, Bd. 3, Bonn 1958

Scheibler, Walter: Geschichte und Schicksalsweg einer Familie in sechs Generationen, Aachen 1937

Schoenen, Paul: Das Rote Haus in Monschau, Köln 1968

Schmitz, Sabine: Die Monschauer Tuchindustrie im 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Feinen Gewandschaft. Wissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt der Sekundarstufe I. Masch.schr. Manuskr., Bonn 1983

Vogt, W.: Geschichte einzelner Häuser, in: Eremit am Hohen Venn 7, 1931, S. 23-27

Weingarten, H. F.: Die Tuchindustrie in Montjoie, Ungedr. Diss. Köln, 1922

Wendt, Chr.: Kleine Mühlengeschichte des Kreises Monschau, in: Heimatkalender des Landkreises Monschau 1966, S. 71-77

all Copyrights reserved / Alle Rechte der Texte und Bilder dieser Homepage
verbleiben beim Verfasser bzw. Hersteller:
©Rheinische Industriekultur e.V. 20042006