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Objektführer / Düsseldorf / Chemie
Düsseldorf_Holthausen und Reisholz
Texte
Walter Buschmann: Holthausen und Reisholz
Holthausen und Reisholz, 1926. Die Industrieentwicklung zwischen Düsseldorf und Benrath basierte auf den Verkehrsanlagen zwischen Rhein und der Hauptstrecke Köln-Duisburg. Im Zentrum des Industriegebiets, an der damals noch so genannten Heye Straße die Firma Henkel. Am Rhein befindet sich das RWE-Kraftwerk Lausward.
Walter Buschmann
Holthausen und Reisholz
Das Industriegebiet Holthausen - Reisholz geht zurück auf die städtebauliche Tätigkeit einer Grundstücksgesellschaft, der "Industrieterrais AG". Die Industrieterrains AG wurde am 14. Juni 1898 gegründet. Treibende Kraft des Unternehmens war Herrmann Heye, der als Vorstandsmitglied in der als Aktiengesellschaft geführten väterlichen Glashütte Gerresheim tätig war. Grundlage für die Entstehung der Industrieterrains AG war der Erwerb großer Güter im Süden Düsseldorfs (Oberheid, Niederheid, Kappellerhof) durch die Familie Heye im Jahr 1895. Die insgesamt 372 ha große, zusammenhängende, landwirtschaftlich genutzte Fläche hatte aus industrieller Sicht enorm hohe Standortvorteile: sie wurde östlich tangiert durch die Eisenbahn Köln-Düsseldorf, stieß westlich an den Rhein und wurde seit Dezember 1898 von der elektrischen Straßenbahn Vohwinkel-Benrath-Düsseldorf durchquert.
Die Industrieterrains AG sah ihre Aufgabe darin, die Standortvorteile durch infrastrukturelle Maßnahmen noch zu verbessern und die erschlossenen Grundstücke an Industrieunternehmen zu verkaufen. Neben dem geplanten Rheinhafen (1901 Fertigstellung des ersten Bauabschnittes) war der Bau eines neuen Bahnhofes die wichtigste vorbereitende Maßnahme. Der Bahnhof in Benrath konnte nicht genutzt werden, da sich zwischen diesem Bahnhof und der zukünftigen Industriefläche die Ortschaft Benrath erstreckte.
Anschlussbahnen in Reisholz
Die Stadtentwicklung unter dem Einfluss der Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt in der Regel als weitgehend ungeordnet. Der Industriestadt jener Periode wurde generell die Fähigkeit zu einer sinnvollen Entwicklung abgesprochen. Staat und Kommunen hatten sich als planende und gestaltende Instanzen nicht zuletzt unter dem Einfluss liberaler Gesellschaftsauffassungen nach 1850/1860 zurückgezogen und gewannen erst nach der Jahrhundertwende wieder stärkeres Gewicht. Häufiger gab es im Umfeld der Großstädte Grundstücksgesellschaften, die Land erwarben, um es teurer an Bauherren wieder zu verkaufen. Wie das Beispiel Berlin zeigt, zielten diese Gesellschaften aber stärker auf den Wohnungsbau. Die Industrieterrains AG in Düsseldorf war insofern eingebunden in eine allgemeine Tendenz des Städtebaus zur Jahrhundertwende, hatte jedoch mit der vorwiegenden Orientierung auf Industriebetriebe eine Sonderstellung.
Düsseldorf hatte - wie andere Städte auch - um 1900 eine Phase ungezügelter Industrieansiedlung hinter sich. Die Fabriken waren dabei auch an relativ ungünstigen Standorten entstanden, wie die Geschichte der Firma Henkel zeigt. Maßgeblich für die Umsiedlung von Henkel nach Reisholz war der zuvor fehlende Bahnanschluss und die Möglichkeit, am neuen Standort zugleich eine Verbindung zur Eisenbahn und zur Rheinschifffahrt zu erhalten. Die rasche industrielle Besiedlung von Reisholz zeigt, dass diese Standortvorteile auch für viele andere Betriebe galten. Reisholz war als Industriestandort derart erfolgreich, dass sich Düsseldorf dem größeren Köln in der industriellen Produktion näherte und größere Attraktivität gewann.
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