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Objektführer / Köln

Köln_Heeresproviantamt Köln

Texte und Dokumente
Bernhard Niethammer: Heeresproviantamt Köln - Genese eines Bauwerks im Spannungsfeld zwischen Militarismus und Demokratie. Seminararbeit RWTH Aachen 2004

lageplan
Lageplan

 

Bernhard Niethammer
Heeresproviantamt Köln
Genese eines Bauwerks im Spannungsfeld zwischen Militarismus und Demokratie

Geschichte
Als in den frühen Nachmittagsstunden des 6. Oktober 1794 die ersten Soldaten der französischen Revolutionstruppen die Stadtgrenzen Kölns passierten, war dies das Ende einer nahezu 400 Jahre andauernden politischen Selbstbestimmung. Schon zwei Tage später proklamierte der Zivilvertreter der französischen Armee, Gillet, dass alles so bleiben würde wie bisher und die neuen Stadtherren „Sicherheit und Schutz des Eigentums“ garantieren werden. Mit großer Begeisterung wohnte im Anschluss an diese Proklamation ein Großteil der Kölner Bürger der Errichtung des Freiheitsbaume auf dem Neumarkt bei, der als „…Zeichen dafür [galt; der Verfasser], daß die Kölner an den Errungenschaften der Revolution teilnehmen sollten.“

Doch schon bald gerieten die Grundgedanken der französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, in Vergessenheit und am 26. Mai 1796 löste man den bis dahin unter der Aufsicht der Armee weiter agierenden Rat der Stadt auf. Auch erklärte man die im Jahr 1396 eingeführte Kölner Ratsverfassung für ungültig und besiegelte damit das endgültige Schicksal der ehemals freien Reichsstadt. Sie verlor ihre politischen Freiheiten und wurde nun Teil des französischen Staatsgebietes.3 Damit war aber auch die Aufhebung der Klöster, Stifte und Abteien verbunden, die wie im französischen Mutterland zugunsten des „Kultes der Vernunft“ ihre Berechtigung verloren hatten und ihr Besitz und ihr Vermögen vom französischenStaat eingezogen wurde. Dadurch gingen unermessliche Werte an Kunstschätzen und Kulturgut verloren, alles was sich nicht veräußern ließ, wurde eingeschmolzen oder zerstört. So fielen neben Kirchen auch Klosterbauten und Spitäler der Spitzhacke zum Opfer. Einen Teil der Gebäude nutzten die Franzosen als Kasernen für ihre Soldaten.

Dabei wurden die Klosterbauten teils gravierenden Umbauten unterzogen, waren sie doch eigentlich für ganz andere Zwecke konzipiert worden. Dieses Vorgehen folgte ganz dem Geist der Zeit, als man für Soldaten meist private Quartiere anmietete oder auch requirierte. Nur in den seltensten Fällen errichtete man speziell für militärische Zwecke konzipierte Bauwerke. Nach dem Ende der Befreiungskriege wurde das ganze linksrheinische Gebiet einschließlich der ehemals freien Reichsstadt Köln Preußen zugesprochen und machte so die Hoffungen der Kölner auf die Erlangung ihrer alten Freiheit zunichte. Schon vor Beendigung des Wiener Kongresses im April 1816 begannen die Preußen mit dem Ausbau der Befestigungsanlagen der Stadt. Diese sollten nach der „neupreußischen Befestigungsmanier“ aus einem doppelten Ring von zwei Verteidigungslinien, bestehend aus der für die moderne Waffentechnik ertüchtigten mittelalterlichen Stadtbefestigung und einem in einigem Abstand verlaufenden Kranz aus vorgeschobenen Einzelwerken bestehen.6 Verbunden mit der Errichtung und Erneuerung der Festungsanlagen in Köln waren auch die Befestigung der Städte Wesel, Koblenz und Mainz. Damit sollte ein erneuter Vorstoß der Franzosen bis an den Rhein für immer verhindert werden. Zur Unterbringung der Soldaten, in Köln waren in den 1880er Jahren ca. 12000 Mann stationiert, nützte man, wie schon zuvor in napoleonischer Zeit, überwiegend leerstehende Klostergebäude. Doch reichten die Baulichkeiten bei weitem nicht aus, um die große Zahl an Soldaten vorschriftsmäßig und unter hygienischen Gesichtspunkten unterzubringen. Deshalb errichtete man schon 1815 eine neue Infanteriekaserne am Neumarkt nach Plänen des Stadtbaumeisters Weyer.

In der Folgezeit entstanden weiterer Kasernenanlagen, so die Kavalleriekaserne in Deutz, oder man baute alte Klostergebäude für diese Zwecke um, unter anderem das ehemalige Kapuzinerkloster in der Machabäerstraße, das Dominikanerkloster oder das Karthäuserkloster. Auch die Versorgungseinrichtungen der Garnison lagen zunächst innerhalb der mittelalterlichen Mauern. Die Militärbäckerei brachte man im ehemaligen Karthäuserkloster im Severinsviertel unter. Ihr gegenüber lag das Proviantmagazin, das sich ebenfalls in einem alten Klosterbau befand. Dieser massiven militärische Präsenz standen die Kölner Bürger, wie allgemein den Preußen, zunächst sehr reserviert gegenüber, auch konnte das Engagement des Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. für den Weiterbau des Doms diese eher ablehnende Haltung nicht vorbehaltlos ausräumen. Als mit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung im Zuge der Industrialisierungimmer mehr Menschen in die Stadt kamen um sich dort anzusiedeln und nach Arbeit zu suchen, verdichtete sich die bis zum beginnenden 19. Jahrhundert sehr lockere Bebauung der Kölner Innenstadt immer stärker. Dadurch entstanden vielfältige Probleme für die Stadtgemeinschaft. Am schwersten wog aber wohl die Tatsache, dass durch den Status der Festungsstadt es nicht möglich war, neues Bauland zu erschließen. Deshalb versuchte die Stadt immer wieder, die Befestigungsanlagen von der preußischen Regierung zu kaufen oder die Aufhebung des Festungsstatus zu erwirken, um auf diese Weise die Stadt entwickeln zu können. Doch erst nachdem durch neue Herstellungsverfahren gezogene Geschütze mit größerer Reichweite und Durchschlagskraft aufgekommen waren, entschied sich der preußische Staat nach den Erfahrungen des dt.-franz. Krieges 1870/71 zum Verkauf der mittelalterlichen Befestigungsanlagen zugunsten eines neuen Festungsgürtels weit außerhalb der alten Stadtgrenzen. Die Stadt kaufte am 5. Mai 1881 die Festungsanlagen für 11.794.999 Mark vom preußischen Militärfiskus und begann wenige später, am 11. Juni 1881, mit deren Abbruch. Parallel dazu errichtete man neue Festungswerke und Kasernenbauten außerhalb der alten Mauern, so z.B. vor dem Severinstor. Diese Bautätigkeit war notwendig geworden, weil nach siegreicher Beendigung des dt.-franz. Kriegs im Jahr 1871 das Heereswesen in Preußen eine nahezu Verdoppelung seiner Mannschaften erfuhr, diese galt es aber auch unterzubringen und zu versorgen.15 Mit dem Anstieg der Mannschaftsstärke war eine Erneuerung der militärischen Infrastruktur verbunden, denn die alten Gebäude und Einrichtungen erlaubten es vielerorts nicht, die hinzugekommenen Aufgaben zu bewältigen.

Erste Richtlinien zur Unterbringung von Soldaten waren schon mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1816 vom preußischen Kriegsministerium erarbeitet worden. Darin hatte man die Anlage und Einrichtung von Kasernenneubauten geregelt, doch fanden diese Regelungen auch auf die vorhandenen Altbauten soweit möglich Anwendung. Ergänzt wurde dieses Reglement im Jahr 1899 durch die „Garnisons-Gebäudeordnung“, die alle bisher gültigen Bestimmungen zusammenfasste sowie diese auf die sich im Laufe der Jahrzehnte ändernden Lebens- und Hygienebedingungen übertrug, damit die Soldaten, deren Lebensmittelpunkt die Kasernen ja zweifellos für eine bestimmte Zeit waren, dort möglichst gut untergebracht und versorgt werden konnten. Die Bauvorschriften des preußischen Kriegsministeriums bezogen sich aber nicht auf den Außenbau der Gebäude, wenngleich bei deren Betrachtung doch gewisse Gemeinsamkeiten auffallen. Ein Grund dafür könnte in der bevorzugten Verwendung von Backstein liegen, der nur einen bestimmten Formenkanon zulässt. Aber auch die allgemeine Bauordnung führte zu einer gewissen Standardisierung der Gebäude, was wiederum eine Reduzierung des benötigten Bedarfs an Bauland für militärische Anlagen bedeutete.

Auf diesem Wege entstanden bei der obersten preußischen Baubehörde nach und nach bestimmte Typenbauten, vergleichbar den unter-schiedlichen Bahnhofstypen, um möglichst kostengünstig und rationell die Bauaufgaben zu bewältigen. In dieser Phase der Militarisierung der Gesellschaft des Kaiserreichs fiel der komplette Umbau der Kölner Festungsanlagen. Dazu gehörten auch neue Kasernen und Versorgungsbauten, wie das Heeresproviantmagazin und die Militärbäckerei im Severinsviertel. Diese Anlage zur Versorgung der in Köln stationierten Soldaten mit Nahrungsmitteln und Brot entstand in den Jahren 1895 bis 1906 auf einem bis dato unbebauten Areal westlich der Bayenstraße an der Dreikönigenstraße.19 Durch den Ausbau von Rheinauhafen und Hafenbahn lag das Heeresproviantmagazin verkehrtechnisch gesehen sehr günstig, um große Mengen an Waren und Verbrauchsgüter umschlagen zu können. Man errichtete auf dem Areal zwei Hochbauten zu Lagerzwecken, einer davon enthielt in seinem Untergeschoß zusätzlich noch die Bäckerei, und zwei Lagerhallen. Alle Baulichkeiten wurden in einer Mischbauweise aus Backstein und Gusseisen errichtet, wobei die Fassadengestaltung sich im Wesentlichen den Gestaltungsgrundsätzen der Weidenbachkaserne in Köln anpasste. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts blieben die Gebäude für die Öffentlichkeit unzugänglich und in militärischer Verwendung. Erst durch die Entmilitarisierung der Rheinlande als Folge des Versailler Vertrages wurde auch das ehemalige Heeresproviantmagazin seiner ursprünglichen Nutzung beraubt. Von nun an diente es der Lagerung unterschiedlichster Waren und Güter. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte dann die Deutsche Bundespost die Gebäude für ihre Zwecke. Dabei wurden auch teilweise gravierenden Umbauten vorgenommen, so dass im Jahr 1974 nur noch das sechsgeschossige Magazingebäude für denkmalwert befunden wurde, hatte es doch einen Großteil seiner ursprünglichen Substanz bewahren können.22 Trotzdem sind auch bei diesem Bau einige Substanzverluste zu beklagen, vor allem der zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt durchgeführte Abbruch der beiden östlichen,turmartigen Eckrisalite einschließlich der sich unmittelbar daran anschließenden Gebäudeachse. Als Ersatz für die dadurch verlorengegangenen Erschließungswegefügte man, der Architektursprache nach zu urteilen vermutlich in den späten 60er oder frühen 70er des 20. Jahrhunderts, einen neuen Treppenturm vor der Ostfassade an. Auch veränderte man die Fensteröffnungen in der West- und Südfassade teilweise, was dem ursprünglich klar gegliederten Äußern des Gebäudes abträglich war. Auf dem Areal selbst wurde der nord-östliche Baukörper abgebrochen und als Ersatzbau eine moderne, niedere Lagerhalle in der Mitte der Westseite errichtet. Als im Jahr 1975 die Schokoladenfabrik Stollwerck ihre unmittelbar an das ehemalige Heeresproviantmagazin angrenzenden Fabrikgebäude räumte und ihr neues Fabrikationsgebäude in Köln-Porz bezog, richteten die Bürger der Südstadt sich in den alten Fabrikbauten ein Bürgerhaus ein. Dieses diente den unterschiedlichsten Aktivitäten, von der Tanzgruppe bis hin zu Künstlerateliers und Galerieräumen. Leider mussten diese Bauten nach und nach der „Stadtsanierung“ des Severinviertels weichen, obwohl es sich teilweise um denkmalwerte Bausubstanz handelte. Als Ausgleich für den hohen Verlust an denkmalwertem und denkmalgeschütztem Baubestand erklärte sich die Stadt Köln dann bereit, das ehemalige Heeresproviantmagazin von der Bundespost zu erwerben und dieses zum Kultur- und Bürgerhaus umzubauen.23 Nach der Ermittlung des Raumbedarfs und der Ausschreibung eines beschränkten Architekturwettbewerbs fiel im Jahr 1985 die Wahl auf den Entwurf des Kölner Architekturbüros Baucoop, das eine möglichst schonende Umnutzung des Gebäudes und eine Neugestaltung des Hofraumes einschließlich der nord-westlichen Lagerhalle für die Belange des Bürgerhauses vorschlugen. Nach einer gewissen Vorlaufzeit begannen die Arbeiten im Spätherbst des Jahres 1985 und wurden 1987 vollendet. Mit der feierlichen Übergabe des neuen Bürgerzentrums im Juni 1987 an die Bürger der Kölner Südstadt wurde ein neues Kapital in der Geschichte des Heeresproviantmagazins aufgeschlagen, dass sich von einem militärischen Zweckbau zu einem für alle offenen Multifunktionsbau gewandelt hatte, ohne zuviel von seiner ursprünglichen Substanz preiszugeben.


Ansicht der Lagerhalle

Umbau des Heeresproviantmagazins zum Bürgerhaus

Konzeption und Planung des Umbau
Das Bürgerhaus „Stollwerck“ entstand unter dem Zwang, den sich zu Beginn der 80er Jahre auf dem ehemaligen Firmengelände der Schokoladenfabrik Stollwerck etablierenden Künstlerinitiativen eine neue Bleibe für ihre Aktivitäten zu geben, hatte die Stadt Köln doch entgegen ihrer Zusicherungen das Fabrikareal im Zuge der „Stadtsanierung“ immer weiter beräumen lassen. Durch dieses Vorgehen verloren nicht nur die Künstler ihre Atelier- und Galerieräume, sondern es ging auch ein Stück Kölner Wirtschaftsgeschichte verloren.

Um den Fortbestand dieser für die Menschen des Severinsviertels wichtigen sozialen Einrichtung zu sichern, entschloss sich die Stadt Köln für das dem Fabrikareal gegenüberliegende, denkmalgeschützte ehemalige Heeresproviantmagazin ein Umnutzungskonzept erstellen zu lassen. Den Architekturwettbewerb gewann das Kölner Architekturbüro Baucoop, das sich intensiv mit der Thematik auseinander-setzte und in den Augen der Jury ein überzeugendes Konzept präsentieren konnte. Von Seiten der Stadt bestand an die Architekten die Forderung, bei Erhaltung von möglichst viel Originalsubstanz eine Nutzfläche von 5700 m2 zu erzielen. Diese Vorgabe konnte von den Planern mit 6400m2 nutzbarer Fläche weit übertroffen werden.3 Auf diese Weise gelang es, alle auf dem Stollwerckgelände tätigen Künstlerinitiativen im neuen Bürgerhaus unterzubringen und unter einer Leitung zu vereinen. Wichtigstes gestalterisches Merkmal des Entwurfs des Architekturbüros Baucoop ist die innere Erschließung des Gebäudes über eine Mittelachse, die sich in allen Stockwerken wieder findet und gleichzeitig das neue, zentral angeordnete Treppenhaus beherbergt. Dieses erhält sein Licht durch ein Glasdach, das sich hervorragend in die Gebäudestruktur einpasst und nichts von der ursprünglichen Geschlossenheit des Baukörpers preisgibt oder diesen gar zerstört. Um die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten im Bürgerhaus zu erhöhen haben sich die Architekten ein multifunktionales Nutzungskonzept überlegt, dass unterschiedlichste Zielgruppen anspricht und vom Tischtennistraining für Kinder, Computerkursen, Tanz- und Folkloreveranstaltungen bis hin zu Kino, Kabarett, Konzerten und Schauspiel reicht. Dafür entstanden unterschiedlich gestaltete Räume, die in sich abgeschlossene Bereiche bilden, gleichzeitig aber über das offene Treppenhaus und den Einsatz von teilweise verglasten Wänden miteinander verknüpft sind. Für das Erdgeschoß als Haupterschließungsebene war neben dem Eingang und der Pförtnerloge eine Mischnutzung aus Cafeteria, Alten- und Kinderbereich mit einer Anbindung an die Grünanlagen im Westen des Gebäudes vorgesehen. Vom Erdgeschoß aus sollte der Besucher über das zentrale Treppenhaus direkt zum großen Saal in der Osthälfte des ersten Obergeschosses gelangen, der 300 Sitzplätze und 550 Stehplätze zu bieten hatte. Für eine eventuelle gastronomische Bedienung des Saales war ein direkter Zugang von der Cafeteria, die sich über eine interne Wendeltreppe bis ins erste Obergeschoß erstreckt, angedacht worden. Im zweiten Obergeschoß sollten sich der Galeriebereich des Saales und gegenüber die Disko für die jugendlichen Gäste befinden. Im dritten Obergeschoß wollte man die Funktionsräume für den Saal und die Gruppenräume mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten unterbringen, die Stockwerke 4 und 5 nahmen in der Planung Atelier- und Übungsräume auf. In der Südostecke des fünften Geschosses sahen die Architekten eine geräumige Wohnung für den Hausmeister mit direktem Blick auf den Rhein vor. Diese konnte über das unmittelbar östlich vorgelagerte Treppenhaus erreicht werden Die Gesamtkosten für den Umbau wurden vom Büro Baucoop mit ca. 10 Mio. DM veranschlagt, überschritt diese Summe aber letztendlich um knappe 2 Mil. DM bis zur Fertigstellung des Bürgerhauses im Jahr 1987.6 Darstellung des Zustands nach den Umbaumaßnahmen am ehemaligen Heeresproviantmagazin Das Bürgerhaus Stollwerck in Köln präsentiert sich heute als modernes Begegnungszentrum, offen für alle Bürger, ohne seine historische Gebäudestruktur zu verleugnen. Der Außenbau wurde im Zuge der Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen penibel genau in den ur-sprünglichen Zustand zurückversetzt, sieht man einmal vom Erhalt des modernen Treppenhauses im Osten des Gebäudes ab. Man baute die modernen Fensteröffnungen an der Südwestecke wieder zurück, die neuen Eingänge hielten sich im Wesentlichen an die alten Formen. Lediglich der Haupteingang im Westen und im Süden erhielt ein gemäßigt modernes Erscheinungsbild. Dadurch unterstrich der Architekt zum einen die zentrale Bedeutung als Hauptzugang zum Gebäude, zum anderen präsentiert sich das Portal unverkennbar als Baudetail der Neuzeit.

Um für die Bürger mehr Freiraum zu schaffen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich im Grünen zu treffen und den verschiedensten Aktivitäten nachzugehen, gestaltete man den Umgriff des Gebäudes zur Grünanlage mit Ruhemöglichkeiten und einer Spielgelegenheit für Kinder um. Dabei bezog man auch die sich im Nordwesten befindliche Lagerhalle mit ein, die heute einen Kindergarten und einen atriumartigen Innenhof, der für Veranstaltungen genutzt werden kann, beherbergt. Dafür blieben lediglich die Außenwände des westlichen Gebäudeteils ohne Dach und Innenteilung erhalten. Im Inneren des ehemaligen Heeresproviantmagazins richtete man entsprechend der vorgesehenen Nutzungen neue Räumlichkeiten ein. Im Erdgeschoß entstanden in der Südwestecke, wie in der vorgelegten Planung bereits angedacht, eine Cafeteria mit Küche und einer vorgelagerten Gartenterrasse. Daran schließen sich an der Südseite Gruppenräume und ein offener Kinderbereich an, der über direkte Zugänge von Außen verfügt. Anschließend gibt es einen Altenbereich mit Kegelbahn und Sitzgelegenheit, der den gesamten östlichen Bereich des Gebäudes einnimmt. An der Nordwand sind eine Metall-, Holz- und Tonwerkstatt angeordnet, die jeweils einen Außenzugang haben und so sich nicht an den üblichen Öffnungszeiten des Bürgerhauses orientieren müssen. Neben dem Aufzug gibt es eine Druckerei einschließlich eines Lagerraumes. Im Anschluss entstanden der Toilettenbereich und die Pförtnerloge, in der alle Feuermeldesysteme und elektrischen Schaltungen zusammenlaufen. Im nordwestlichen Eckrisalit konnte eines der alten Erschließungs Treppenhäuser erhalten werden, dessen dreiläufige Treppe sich über alle Stockwerke nach oben zieht und noch ein schmiedeeisernes, aus der Erbauungszeit stammendes Geländer aufweist. Über die in der Mittelachse des Gebäudes platzierte Treppe gelangt man in das erste Obergeschoß. Dort befindet sich in der Osthälfte der große Veranstaltungssaal. Über innenliegende Wendeltreppen gelangt der Besucher direkt auf die Emporen des Saales in Höhe des zweiten Obergeschosses. Diese gewann man dadurch, dass in der Mitte einen Großteil der alten Decken entfernt wurden. Westlich an den Saal anschließend befinden sich die Büros des Leiters des Bürgerhauses, die obere Ebene der Cafeteria und ein Raum für Feiern. Im zweiten Obergeschoß finden sich Räume für die Jugendgruppen und ein Fotolabor. In der Nordwestecke sind neben dem Treppenhaus die Sanitärräume angeordnet, daneben die Disco. Das dritte Obergeschoß dient überwiegend der Nutzung mit Funktionsräumen, auch
der Luftraum des Saals und der Disco sind in dieser Ebene. Im vierten Obergeschoß sind die Übungsräume für die Judo – Kurse und die Tanzgruppe angeordnet, dazu noch Übungsräume für Instrumentalunterricht. Im fünften Obergeschoß bestand die Möglichkeit, durch das Öffnen des Daches Atelierräume einzurichten. Im Osten gibt es noch einen Kinosaal und die Hausmeisterwohnung.

Trotz all dieser Umbaumaßnahmen wird der Eindruck auf den Besucher noch immer stark von der alten Nutzung als Lager- und Magazingebäude geprägt. Charakteristisches Gestaltungselement des Innenraumes ist nach wie vor die Reihung der Gusseisensäulen, die jetzt leider aus Brandschutzgründen mit einer feuerfesten Schicht ummantelt wurden und so sicherlich etwas von ihrer einstigen Wirkung einbüßten. Trotzdem kann der Halleneindruck noch ansatzweise nachvollzogen werden. Auch die Decken blieben zum großen Teil in ihrer alten Ausprägung als Holzbalkendecken mit Bohlenbelag bestehen. Der Dachstuhl des Gebäudes konnte nahezu vollständig erhalten werden, sieht man einmal von den Öffnungen für die Oberlichter ab. Im Bereich über dem Treppenhaus erhielt das Gebäude einen Aufbau aus Eisenprofilen und Glas um die Treppenanlage von oben mit Tageslicht zu versorgen. Die großzügig geschnittene Hausmeisterwohnung in der Südostecke des Bürgerhauses besitzt zur Steigerung ihrer Attraktivität ein verglastes Atrium zwischen dem Wohnzimmer und dem Kinderzimmer, dessen Gestaltung dem Betrachter von Außen nicht auffällt.


Grundriss Erdgeschoss


Grundriss Obergeschoss

Bauliche Einbindung in die Stadtlandschaft
Das ehemalige Heeresproviantmagazin der Kölner Garnison lag schon vor seinem Neubau im Jahr 1895 im bis dato noch weitgehend unbebauten Severinsviertel, dessen bauliche Struktur über Jahrhunderte hauptsächlich durch den Immunitätsbezirk des Severinsstifts und diverser anderer Klöster gekennzeichnet war.1 In diesen seit der Säkularisation dem Staat gehörenden Bauten brachte die preußische Militärverwaltung ab 1815 einen Großteil ihrer militärischen Einrichtungen unter, darunter auch die Militärbäckerei und das Heeresproviantmagazin. Die Erfahrungen aus dem Krieg 1870/71 und die Fortschritte auf dem Sektor der Artilleriewaffen führten ab den 1873er Jahren zu einem Um- bzw. Neubau der Kölner Befestigungsanlagen. Damit diese ihrer neuen Aufgabe gerecht werden konnten, musste die Zahl der in Köln stationierten Soldaten erheblich erhöht werden. In diesem Zusammenhang begann man auch die Infrastruktur der Garnisonsstadt zu erneuern, die ja noch zum größten Teil in den alten, den modernen Anforderungen nicht mehr gewachsenen Klosterbauten untergebracht war. In diesem Kontext stand auch die Errichtung des neuen Heeresproviantmagazins unweit der ehemaligen Stiftskirche St. Severin als zentrale Versorgungsstelle für die in Köln stationierten Einheiten.Seine Lage war aus logistischer Sicht hervorragend ausgewählt worden, entstand doch in unmittelbarer Nähe der neue Rheinauhafen und die Hafenbahn. Dadurch konnten große Mengen an Getreide und Nahrungsmitteln kostengünstig angeliefert werden und von dort aus über die Ringbahn und die Militärringstraße verteilt werden. Als Baugrund wählte die Militärverwaltung ein Gelände gegenüber dem neuen Hafenbecken an der Ecke Bayen- / Dreikönigenstraße aus. Die Haupterschließung erfolgte über ein Tor von der relativ schmalen Dreikönigenstraße her und führte über den als Verteilerfläche ausgebildeten Hof zu den einzelnen Bauten. Ob das Gelände auch einen direkten Gleisanschluss von der Hafenbahn aus hatte, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Zumindest verliefen die Gleise direkt am Hafenbecken entlang und man konnte die Waren dort verladen. Durch die Anordnung der Gebäude um den Hofraum entstand ähnlich wie bei den benachbarten Quartieren eine Art Blockrandbebauung. Dadurch passte sich der ganze Komplex mühelos in die Struktur des Viertels ein, ohne störend zu wirken.

Beschreibung des Vorzustandes
Der heutige Zustand des Bürgerhauses Stollwerck kann uns nur ein ungefähres Bild des ursprünglichen Erscheinungsbildes vermitteln, sind doch wesentliche Baulichkeiten abgebrochen und im Inneren der erhaltenen Gebäude vielfältige Veränderungen vorgenommen worden. Die Bezeichnung Heeresproviantmagazin bezog sich nicht nur auf das jetzige Bürgerhaus, sondern auf das gesamte bauliche Ensemble. Dieses bestand in seinem Ursprungszustand aus vier Gebäuden, zwei im Süden und zwei im Norden des Areals. Im Süden, entlang der Dreikönigenstraße standen zwei mehrgeschossige Speicherbauten, die sich in mehr oder weniger veränderter Form bis in die jüngste Vergangenheit erhalten hatten. Einer dieser Bauten ist das jetzige Bürgerhaus Stollwerck, an der Südostecke zur Bayenstraße gelegen. Bei diesem Gebäude handelt es sich um einen sechsgeschossigen Backsteinbau von 13:5 Fensterachsen, an dessen Westseite zwei turmartige Eckrisalite leicht vor die Fassade treten. Spuren im Inneren des Gebäudes – der östliche, gusseiserne „Säulenstrang“ steht mit einem geringem Abstand vor der Ostwand, was aus statischer und konstruktiver Sicht keinen Sinn macht - und der Vergleich mit anderen Proviantmagazinen lassen den Schluss zu, dass ursprünglich auch im Osten zwei Eckrisalite vorhanden waren, die einschließlich der sich unmittelbar daran anschließenden Fensterachse zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt abgebrochen wurden. Dadurch hätte sich ein Achsenverhältnis von 15:5 Fensterachsen ergeben, ähnlich demjenigen, des heute noch bestehenden Lagerhauses im Nordwesten. Dieser Bau hat an seinen Längsseiten 15 Fensterachsen, die beiden Giebelseiten sind im Unterschied zum Hochbau aber nicht durchfenstert. Neben dem schon erwähnten Backstein fand am Außenbau auch Werkstein in begrenztem Umfang Verwendung. Er diente vorwiegend der plastischen Gestaltung der Fenstersohlbänke, der Gesimse und der polygonalen Eckwarten der Risalite. Gliederndes Element des gesamten Baukörpers ist eine nahezu alle Geschosse umfassende Blendgliederung. Innerhalb der Blendfelder, die oben durch drei Rundbögen abgeschlossen werden, sitzen große Segmentbogenfenster. Lediglich die Fenster des obersten Geschosses – gleichzeitig auch der obere Abschluss der Blenden - sind als rundbogig geschlossene Triforien ausgebildet. Die Eckrisalite besitzen eine große, die einzelnen Geschosse zusammenfassende Spitzbogenblende. Darin sind ein Segmentbogenfenster, ein segementbogig überfangenes Biforium und ein Triforium angeordnet. Unterhalb des Scheitels des Spitzbogens sitzt noch ein Rundfenster. Die Gliederung aus Lisenen und Fensterbändern sitzt auf einem stark profilierten Sohlgesims in Form eines gotisierenden Kaffgesimses mit Wasserschlag, gebildet aus einem Klötzchenfries, Wulst und Kehle auf. Dieses Gesimsband zieht sich um das ganze Gebäude und bildet den oberen Abschluss des Sockelgeschosses, welches wiederum bei den Eckrisaliten leicht geböscht ausgebildet ist. Oben schließt das Gebäude eine plastisch ausgebildete Attikazone ab.

Die Ecktürme sind an allen vier Seiten von polygonalen Eckwarten in Werkstein besetzt. Diese sitzen auf stark plastisch ausgebildeten Erkerkonsolen, die von einer Dreiviertelsäule unterstützt werden. Diese Säulen ziehen sich bis auf Bodenniveau des sechsten Geschosses herunter, wo sie wiederum auf kleinen Konsolen ruhen. Zwischen den Eckwarten befindet sich auf jeder der vier Seiten eine Fünfergruppe von Rundbogenfenstern, deren Fensterpfosten aus Werkstein gefertigt sind. Durch das leicht zum Hafen hin abfallende Gelände war es möglich, ohne die gleichmäßige Gestaltung der Wandflächen zu verändern, an der Nordseite des Gebäudes Laderampen anzubringen. Diese werden von einer eisernen Dachkonstruktion mit durchsichtigem Welleternit gegen die Unbilden des Wetters geschützt. Im Sockelgeschoß befinden sich auf der Nordseite die Erschließungsmöglichkeiten in Form mehrerer segmentbogiger, zweiflügeliger Türen. Die Nordfassade wies bis zum Umbau in der zweiten und in der achten Achse von Westen jeweils einen alle Geschosse verbindenden Aufzugsschacht auf, dessen Maschinenhaus sich als eigenständiger Baukörper über der Attikazone abzeichnete. Ob auch in der dreizehnten Achse eine identische Anlage angeordnet war, ist heute nicht mehr zu ermitteln. Im Zuge des Umbaus ist der westliche Aufzugsschacht entfernt worden. Westlich des Proviantmagazins lag bis zur Umnutzung des ganzen Geländes in den 1980er Jahren die heute abgebrochene ehemalige Heeresbäckerei. Hierbei handelte es sich um einen langgestreckten dreistöckigen Backsteinbau, dessen Fassaden im Wechsel von Lisenen und vertikalen Fensterbändern gegliedert wurden. Über einem umlaufenden Traufgesims erhob sich ein flaches Walmdach. An seiner Westseite befand sich ein leicht konisch zulaufender quadratischer Schornstein, der als Beleg für die ursprüngliche Bäckereinutzung gewertet werden kann. Zwischen der Heeresbäckerei und dem Heeresproviantmagazin befand sich, von zwei Mauerpfeilern gerahmt, das zentrale Einfahrtstor zum gesamten Gelände.

In der Nordwestecke des Geländes befindet sich eine eingeschossige, 15 Fensterachsen lange Lagerhalle aus Backstein. Gegliedert wird ihre Fassade durch rechteckige Blendfelder mit hohen, vertikalen Fensteröffnungen, die dem originalen Erscheinungsbild nicht entsprechen. Jeweils in der dritten Achse von Außen und in der Mitte sitzt eine segmentbogige Toröffnung. Die Giebelseiten sind fensterlos, aber auch durch Blendfelder gegliedert. Das flach geneigte Dach wird dort von einer Attika verdeckt, längsseitig sitzt es auf einem profilierten Traufgesims auf. Das restliche Areal umzog eine hohe Mauer. Angaben zum nord-östlichen Bau können nicht gemacht werden, da er zu einem dem Autor unbekannten Zeitpunkt bereits abgebrochen worden war. Die Beschreibung der Innengestaltung der Gebäude wird sich auf das Heeresproviantmagazin beschränken, da dieses der Hauptbestandteil der Untersuchung ist und nur über diesen Bau halbwegs gesicherte Informationen vorliegen. Das ehemalige Heeresproviantmagazin in Köln ist ein massiv in Backstein errichteter sechsgeschossiger Baukörper, der in seinem Inneren bis zur Umnutzung weitgehend durchgehende Geschoßebenen aufwies. Diese wurden aus vier Stützenreihen aus Gusseisen und Holzböden gebildet. Die Balkenlagen der Böden ruhten auf Unterzügen aus gewalzten Doppel–T– Profilen. Auf diese Weise ergaben sich große, durchgängige Lagerböden für die Unterbringung der Lebensmittel. Der hallenartige Eindruck der Räumlichkeiten wurde lediglich durch eine Trennwand in Höhe der siebten Fensterachse von Westen unterbrochen. Die Möglichkeit der Unterteilung dieser großen Räume mit hölzernen Schütten für Getreide oder anderes Schüttgut ist durchaus möglich, wie andere Beispiele zeigen. In den Eckrisaliten befanden sich die Treppenhäuser als durchgehende Erschließungsräume, wovon das nord-westliche bis heute erhalten ist. In der Mitte der Nordseite befindet sich ein abgemauerter Aufzugsschacht, der mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Erbauungszeit stammt.9 Als das Gebäude durch die Post genutzt wurde, sind im ersten Obergeschoß in der Südwestecke neue, größere Fenster eingebaut worden, was auf eine Büronutzung schließen lässt. In welchem Umfang dabei auch dieses Stockwerk im Innenraum durch Unterteilungen verändert wurde, konnte am Bestand nicht mehr geklärt werden. Das Dach des Gebäudes besteht aus einer Bohlenbinderkonstruktion in Form einesHängesprengwerks, unterstützt wiederum von den vier Reihen gusseiserner Stützen. Beleuchtet wird der Innenraum über eine große Zahl eiserner Fenster. Diese aus gewalzten T–Profilen vernieteten Fenster besitzen eine kleinteilige Sprossengliederung und Einfachverglasung. Sie sind alle einheitlich dunkelgrün gefasst.Im Osten des Gebäudes erhebt sich ein siebengeschossiger Treppenanbau mit einer geraden, zweiläufigen Treppe, die alle Stockwerke erschließt. Dieser, seiner äußeren Form nach zu urteilende Baukörper stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus den späten 60er oder frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und ersetzte die beiden östlichen Eckrisaliten.

Bewertung
Das ehemalige Heeresproviantmagazin in Köln war nach einer vorausgehenden Begutachtung und Bewertung der noch erhaltenen originalen Substanz durch den Stadtkonservator im Jahr 1974 nach den Maßgaben des Nordrhein-Westfälischen Denkmalschutzgesetztes im Jahr 1986 in die Denkmalliste eingetragen worden. Zu diesem Zweck wurden nochmals die wichtigsten Charakteristika des Bauwerks aufgelistet, die eine Denkmaleigenschaft begründen: Bau der zweiten Ausbaustufe Kölns zur Garnisonsstadt; erbaut um 1895; hervorstechende architektonische Gestalt in Formen der italienischen Renaissance und mit Elementen mittelalterlichen Burgenbaus. „Als typisches Beispiel für den sowohl Zweckorientierten als auch bedeutungsträchtigen Stil militärischer Großbauten zu Ende des 19.Jh. ist das Gebäude des ehemaligen Proviantamtes bedeutend für die Geschichte der Menschen und die Geschichte der Stadt Köln.“ Es stellt sich nun die Frage, ob die Umnutzung zum Bürgerhaus das ehemalige Heeresproviantmagazin in seinem Charakter als schützenswertes Denkmal beeinflusst hat und wie aus Sicht der Denkmalpflege die Maßnahmen zu bewerten sind. Die Umnutzung des Bürgerhauses Stollwerck in Köln kann im Großen und Ganzen als gelungenes Beispiel im Umgang mit alter Bausubstanz, in diesem Falle mit alten Industrie- und Lagerbauten angesehen werden. Der Außenbau des Gebäudes wurde in hervorragender Weise erhalten, selbst die Eisenfenster mit ihrer Einfachverglasung konnten alle erhalten werden. Wo es aus Wärmeschutzgründen notwendig war, baute man diese zu Doppelfenstern um. Im Innenbereich fällt die Beurteilung schon etwas schwerer, gab es doch teilweise gravierende, nutzungsbedingte Eingriffe in die alte Bausubstanz. Die öffentliche Nutzung bedurfte gewisser Änderungen an der Innenkonstruktion um diese brandschutztechnisch zu ertüchtigen. Dabei bestand einerseits die Möglichkeit, durch den Einbau einer Sprinkleranlage die ursprüngliche Eisenkonstruktion zu erhalten, andererseits konnte man die Stützen mit feuersicherem Material ummanteln, was deren Charakter leider in erheblichem Maße beeinträchtigten würde und sie für den Betrachter nicht mehr als Gusseisenstützen erkennbar wären. Leider hat man sich in diesem Fall für letzteres entschieden und die Stützen und Unterzüge mit einer Schicht aus nicht brennbarem Material überzogen, so dass heute der Eindruck entsteht, es handele sich hierbei um runde Betonstützen und betonierte Unterzüge. Auch wurden durch die Wegnahme größerer Partien der Lagerböden bzw. Decken die alte Konstruktion und Wirkung des Lagerhauses zerstört. Bei den Zwischenwänden bemühte man sich um möglichst große Transparenz, so konnte zumindest teilweise die alte Raumwirkung erhalten werden.

Nichts desto trotz blieben die Eingriffe in die Substanz in einem vertretbaren Rahmen. Man kann hier doch noch von einer gelungenen Sanierung im Sinne der Denkmalpflege sprechen, auch wenn gelegentlich bei machen Details ein zwiespältiger Eindruck entstehen mag.

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