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Villa, Torhaus und Sozialgebäude. Foto Ute Prang 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

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Sozialgebäude mit Turm nach dem Umbau. Foto Ute Prang 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Villa von der Rückseite nach dem Umbau. Foto Ute Prang 2006


 

 

 

 

 

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Leuchtenhalle während des Umbaus 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sozialgebäude vor dem Umbau 2002


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Maschinenbauhalle während des Umbaus 2002

 

buschmann02
Maschinenbauhalle, innen 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Köln

Köln_Leuchtenfabrik Vulkan
Lichtstraße

Links
http://www.vulkan-koeln.de

Texte und Dokumente
Kurztext: Walter Buschmann
Ute Jarosch: Leuchtenfabrik Vulkan-Geschichte und Gegenwart. Seminararbeit an der RWTH Aachen_Lehrgebiet Denkmalpflege. Sommersemester 2004

Kurztext
Das Unternehmen wurde 1898 unter dem Namen „Actien-Gesellschaft für Gas und Electrizität“ gegründet und 1909 in Vulkan AG umbenannt. Auf dem Werksgelände sind merere Bauten aus der Zeit seit 1898 im Stil des Historismus erhalten geblieben: Villa mit Verwaltung, Sozialgebäude, Maschinenbauhalle, Leutenbauhalle. Die Gebäude wurden seit den 1990er Jahren umgebaut durch eine private Entwicklungsgesellschaft unter dem Konzept „Zentrum für Kreative“.


schaubild
Briefkopf um 1910

Ute Jarosch: Leuchtenfabrik Vulkan - Geschichte und Gegenwart

Lage
Die wirtschaftliche Bedeutung Ehrenfelds ist eng verbunden mit der industriellen Entwicklung Kölns. Im Zuge der Industrialisierung haben sich Köln und im Zuge dessen auch Ehrenfeld zu den vielfältigsten, größten und wichtigsten Industriestandorten der Wirtschaft entwickelt. Der prägende Einfluss der Industrialisierung auf Topographie und das Stadtbild ist heute noch an zahlreichen baulichen Zeugnissen ablesbar. Eines dieser Zeugnisse vergegenwärtigt sich in der ehemaligen Leuchtenfabrik Vulkan (früher Actien- Gesellschaft für Gas und Elektrizität). Sie liegt im historischen Kölner Lichtviertel, im Stadtteil Ehrenfeld an der Lichtstraße. Die Straßennamen Heliosstraße und Lichtstraße (früher auch Gasstraße genannt) sind ebenfalls Zeugnisse einer über lOOjährigen Geschichte aus den Anfangen der Industrialisierung von Köln. Hier war eines der innovativen Zentren Kölns, Leuchttürme aus Köln waren weltweit begehrt, die Firma Helios war unter anderem Weltmarktführer. Das neue elektrische Licht der Städte warf Licht in alle bis dahin dunklen Ecken, politisch und sozial erhellte sich gewissermaßen die neue Zeit.

Mit der Leuchtkraft der neuen elektrischen Beleuchtungsmittel wurden auch die Lichtspielhäuser möglich, Filmtheater entstanden, das Kino und damit die Möglichkeit vorproduzierter Unterhaltung großen Gruppen zugänglich zu machen begann. Der Siegeszug einer neuen Industrie nahm seinen Lauf: Die Unterhaltungsindustrie UFA Hollywood hatten bis dahin nie da gewesene wirtschaftliche Zuwachsraten. Der Film wurde zu einem wichtigen Informationsmedium, in der Folge entstanden die Fernsehgesellschaften. Hier liegen die Wurzeln des Informationszeitalters. Alle Aspekte haben mit Licht zu tun und wären ohne diese technische Entwicklung nicht denkbar. All dies bildet die historische Basis, gewissermaßen den soliden Baugrund für den" VULKAN" Köln.

Die Transformation vom Industriestandort zum Highend-Produzenten der Kommunikations-, Informations- und Wissensgesellschaft wird hier in eindrucksvoller Weise an diesem historischen Standort und in der denkmalgeschützten Bausubstanz realisiert.

Die Firma Vulkan zählt zu einem der best erhaltenen Industrieunternehmen und spiegelt ein lebendiges Bild der früheren Ehrenfelder Industriearchitektur wieder.

Geschichte
Es ist heute eine Selbstverständlichkeit geworden mit künstlichem Licht zu leben, obwohl erst vor etwa 200 Jahren, als der Glaszylinder und der Runddocht als Brenner für eine Petroleumlampe erfunden wurde, Räume aufgehellt werden konnten. Durch die Entdeckung des Steinkohlegases im 18. Jahrhundert gelang es, die künstliche Beleuchtung zu verbessern und den Tag zu verlängern. 1886 erfolgte dann der entscheidende Schritt: der "Glasglühstrumpf' wurde erfunden. Nun begann der Siegeszug für das Gaslicht, um Industriebauten, Wohnungen und Straßen zu beleuchten. In dieser Zeit, genauer gesagt im Jahre 1898 wurde die "Actien- Gesellschaft für Gas und Elektricität" gegründet. Diese errichtete im Ehrenfelder Industriegebiet in der Gasstraße (heute Lichtstraße genannt) eine Leuchtenfabrik. Der Komplex bestand aus einem Verwaltungsgebäude, zusammengesetzt aus dem so genannten Torhaus und der Villa, einer Leuchtenbauhalle mit Bürotrakt und einer Außenparkanlage. In dieser Hauptwerkstatt wurden Laternen, Gas- Koch- und Heizapparate sowie Gasmesser produziert.

1909 wurde aus der Actien- Gesellschaft für Gas und Elektricität und der "Rheinischen
Vulkan Chamotte- und Dinaswerke GmbH" die neue, auch heute noch existierende Aktiengesellschaft "Vulkan" gegründet. Diese übernahm die bestehenden Werksbauten und errichtete zusätzliche Bauten (Sozialgebäude mit Turm, Maschinenbauhalle), um am gleichen Standort als Maschinenfabrik, Eisengießerei und Apparatebau- Anstalt komplette Gießeinrichtungen für Eisen, Stahl und andere Metalle, Zerkleinerungsmaschinen für Kohle, Koks und sonstige Materialien sowie Armaturen und Apparate für Gaswerke zu produzieren.  Die "Chamottefabrik und Tongrube" in Ober- und Niederdollendorf lieferte der Ehrenfelder Werkstätten die zur feuerfesten Ausmauerung von Öfen erforderlichen Schamottesteine. Die Vervollkommnung der Glühlampe schließlich verdrängte das Gaslicht immer mehr und so begann ab etwa 1910 die Hightechproduktion der elektrischen Straßenbeleuchtung.

Durch den zweiten Weltkrieg wurden große Teile Kölns zerstört. Das Gelände von Vulkan hat den Krieg jedoch ohne schwere Schäden überstanden und so konnte die Produktion schnell fortgeführt werden. Aufgrund immer neuer technischer Entwicklungen wurde im Laufe der Zeit die Produktion neuer elektrischer Straßenbeleuchtungen, wie z. B. den so genannten "Chinesenhut" vorangetrieben.
So wurden in den 60er und 70er Jahren weitere Produktionshallen gebaut und bestehende umgebaut
Ende der 80er Jahre wurde die Produktion schließlich immer mehr an andere deutsche Standorte und ins Ausland verlagert. Die Zahl der Beschäftigten sank: von 500 auf 40 Mitarbeiter.

Am 26.08.1986 wurde von dem "Vulkanwerk für Industrie- und Außenbeleuchtung GmbH" für das Verwaltungsgebäude und Sozialgebäude sowie Maschinen- und Leuchtbauhalle mit dem Bürohaus der Denkmalschutz beantragt und am 03.09.1986 vollzogen. Neben den oben genannten Gebäuden wurde auch die Außenanlage (Grünfläche neben dem Verwaltungsgebäude) unter Schutz gestellt.

1994 wurde die Produktion in der Gießerei eingestellt und nur noch Leuchtenbau in kleinerem Umfang betrieben. Am 29.08.1994 wurde im Zuge der Sicherung gewerblicher Standorte in Gemengelagen die Gießerei aus ökonomischen Gründen geschlossen und später (07.12.2001) abgerissen. Aufgrund der Produktion wurde das Gelände vor allem im Bereich der ehemaligen Gießerei unter anderem mit Schwermetallen kontaminiert. 1996 wurde deswegen eine Boden- Luft- Sanierung eingeleitet.
Zwei Jahre später meldete die Kunsthochschule für Medien ihr Interesse an dem Komplex "Vulkan" an, tritt aber Anfang 2001 wegen zu hoher Sanierungskosten zurück. Im Frühjahr 2001 begannen schließlich Verhandlungen zwischen der Vulkan AG und der Vulkan-Grundstücksgesellschaft mbH und Co. KG über den Verkauf des Vulkangeländes. Die Produktion der Vulkan AG verlagert sich nach Hannover und die Vulkan Grundstücksgesellschaft erhält den Zuschlag für das Gelände und ist somit neuer Eigentümer.

Im Mai 2001 stellt diese einen Antrag für die Nutzung des Vulkangeländes als Dienstleistungszentrum, der gewährleistet wird. Im November 2001 übernimmt die Vulkan Grundstücksgesellschaft mbH und Co. KG das Gelände und beginnt dessen Planung und Revitalisierung.

Heutige Nutzung
Auf dem 25.000 m² großen Areal mit denkmalgeschützter Bausubstanz entsteht nach der Revitalisierung ein mit professioneller Kommunikationstechnologie ausgestattetes vernetztes Dienstleistungszentrum für expansive Unternehmen. Das ,,Zentrum für Kreative" soll Ansiedlerzentrum für Dienstleister vieler Branchen werden: Fotografen, Mediendesigner, Grafiker, TV- Produktion, Werbeagenturen, IT- Firmen, Eventmanagement, Gastronomie usw. Das Stichwort "Licht" findet in den raumhohen Fenstem einiger neuer Gebäude seine aktuelle Entsprechung, wie auch in dem ebenfalls denkmalgeschützten, zum Gelände gehörenden Park.

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Sozialgebäude und Leuchtenhalle, Foto Ute Prang 2006

Das Gelände
Vom Baubestand der zuerst hier angesiedelten Hauptwerkstatt der "Actien - Gesellschaft für Gas und Electricität" haben sich einige Gebäude weitgehend unversehrt erhalten. Dies ist zum einen der Verwaltungsbau an der Nordwestecke der Fabrik rechter Hand des später daran angebauten Eingangsgebäudes. Diese Gebäude bilden den heutigen Eingangsbereich. Neben dem Eingang schließt sich eine dem Verwaltungsgebäude eine repräsentative Frei- bzw. Grünfläche an, die neben den hier erwähnten Gebäuden ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt wurde. Zum anderen ist der der Toreinfahrt gegenüberliegende Bürotrakt nebst der sich nach Osten daran anschließenden niedrigeren Produktionshalle zu erwähnen. Als sich hier die Firma Vulkan etablierte, entstanden das links vom Eingang gelegene Sozialgebäude mit Turm und anschließend daran parallel zu bereits erwähnten Produktionshalle eine neue Maschinenbauhalle.

Die Architektur
Im Allgemeinen sind alle Industriebauten nicht auf irgendwelche städtebaulichen Zusammenhänge hin geplant. Vielmehr sind es Bauten, die jeweils auf die Firma hin orientiert gestaltet wurden und einen relativ geringen Bezug zu ihrem übrigen Umfeld haben. So ist ihr Standort nicht nach optischen Gesichtspunkten gewählt.

Die Gebäude zeigen in ihrem äußeren Erscheinungsbild den funktionalen Charakter verknüpft mit rein dekorativen Elementen, die der Anlage ihren besonderen Reiz verleihen.
Das gemeinsame Strukturmerkmal aller unter Denkmal gestellten Gebäude des Vulkan-Geländes ist der rotbraune Backstein. Die architektonische Ausgestaltung der Fassade wird von den straßenwärtigen zu den rückwärtigen Gebäuden hin schmuckloser. Auch die Qualität der Fassadengestalt bezüglich ihres Materials und ihrer Gliederung nimmt vom Eingangsbereich zum Firmeninnenbereich bis hin zum rückwärtigen Rand ab. Die für die Industriearchitektur typischen. Backsteinfronten haben je nach Lage ein verschiedenartiges Aussehen. So sind die straßenwärtigen Fronten und die Eingangsseiten, vor allem bei Verwaltungs- und Sozialgebäude, verklinkert, während die übrigen Fronten den herkömmlichen Backstein zeigen. Werkstein ist gezielt an prägnanten Fassadenpartien als Schmuck eingefügt, so vor allem an der Schaufront der Leuchtenbauhalle. Farbliche Vielfalt wird ansonsten in vermehrtem Maße durch verschiedenfarbigen Backstein erzeugt. Die rotbraunen Backsteine sind durch helle (gelbe) Backsteinstreifen horizontal gegliedert. In ähnlicher Weise sind jeweils die Laibungsbögen der Fenster sowie die Dachgesimse abgesetzt. Die Verwendung von verschiedenfarbigem Backstein erzeugt bei allen Gebäuden nicht nur eine Gliederung, sondern ist auch eine Art Dekoration.

Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen:
Bei allen unter Denkmal gestellten Gebäuden (Villa, Leuchtenbauhalle mit Bürotrakt, Sozialgebäude und Maschinenbauhalle) wurden folgende Sanierung- bzw. Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Fassaden wurden durch Sandstrahlsanierung gereinigt, neu verfugt hydrophobiertl. Im Laufe der Zeit wurden die Dächer immer wieder marode und mussten dadurch neu eingedeckt werden. Bei den letzten Sanierungsarbeiten wurden alle Dächer neu eingedeckt, wobei die aus jüngerer Zeit stammenden Dacheindeckungen entfernt und die Dächer so umgebaut wurden, dass der jetzige Zustand in Form und Material dem historischen Vorbild entspricht. Auch mussten die Dachkonstruktionen erneuert und saniert werden. Alle Teile, die erhalten werden konnten wurden auch erhalten. Die durch die ständigen Um- und Ausbauten neuer Hallen verursachten zugemauerten Fenster- und Türöffnungen mussten wieder geöffnet werden. Die alten noch erhaltenen Stahlsprossenfenster wurden ebenfalls nach historischem Vorbild durch neue Alustahl- Isolierglasfenster ersetzt. Die Türen wurden vollständig ausgewechselt Im lnnern wurden die Um- und Einbauten, die in den 60er, 7Der Jahren durchgeführt wurden, entfernt. Die alten Fußböden, die in den Fertigungshallen aus Beton und im Sozialgebäude aus Linoleum bestanden, wurden durch Eichenparkettböden ersetzt. Des Weiteren wurden die Heizungsanlagen, Sanitärbereiche und die Elektroinstallation erneuert. Der denkmalgeschützte Park sowie die Außenanlagen werden in ihrer ursprünglichen Größe und Form wieder hergerichtet. Diese Arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Im Folgenden werden die genaueren Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten bei den einzelnen Gebäuden, sowie die aktuelle Nutzung beschrieben.

Die Villa
Die Villa wurde ehemals als Verwaltungsgebäude und Sitz des Chefsekretariats genutzt. Heute ist sie mit Büros für eine Mediendesignfirma ausgestattet.

Das zweigeschossige Gebäude weist an der Straßenfront und an der hofwärtigen Eingangsseite jeweils eine von einem Treppengiebel bekrönte, nur wenig vorspringende risalitartige Fassadenpartie auf. Dadurch soll der repräsentative Charakter unterstrichen werden. Wie bereits erwähnt erfolgt durch die Verwendung von verschiedenfarbigem Backstein (gelb und rot) eine dekorative Gliederung des Gebäudes. Während bei den vorderen repräsentativen Seiten mit Verblenderziegeln gearbeitet wurde, errichtete man aus finanziellen Gründen die Rückseiten mit den .günstigeren Ringofenziegeln.

Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen:
Das Mauerwerk dieses Verwaltungsgebäudes wurde gereinigt und ausgebessert. Das Dach wurde neu eingedeckt. Der frühere Bestand aus naturroten Dachpfannen wurde durch naturrote, durchgefärbte und nicht beschichteten Dachpfannen ersetzt. Die ehemaligen Stahlfenster wurden durch Isolierglasfenster mit Alustahlrahmen ersetzt. Die doppelflügeligen, mit beweglichem Oberlicht ausgestatteten Fenster sind ebenfalls nach historischem Vorbild mit Profilierungen ohne Regenschutzschiene mit Palisanderlasur gebaut. Die Sprossen sind in Anzahl und Maßen dem Originalfenster nachempfunden.

Das Innere des Verwaltungsgebäudes weist noch originale Bestandteile auf. Dazu gehören der farbige Fliesenboden im Eingangsbereich, das Treppengeländer, welches im unteren Teil schmiedeeisern ist und im ersten Obergeschoss, beginnend mit einem hölzernen .Antrittspfosten im Kandelaberform, als Holzgeländer weiterläuft und außerdem Reste von Stuckverzierungen in verschiedenen Räumlichkeiten des Hauses. Die Treppe sowie die Stuckdecke wurden restauriert. Alle Räume sind mit Parkett verlegt worden und die Innentüren nach historischem Vorbild neu gemacht.

Die Leuchtenbauhalle mit angeschlossenen Bürotrakt
Wie der Name schon verrät wurden hier früher Lampen hergestellt, genauer gesagt befanden sich in der Halle die Lackiererei sowie die Alugussfabrikation. Nun dient sie als Film- und Videostätte, sowie als Ort für Floral-Design, Maßkonfektionäre und Kunstgaleristen. Im anschließenden Bürotrakt wurde im Erdgeschoss Stahlverarbeitung betrieben und in den oberen Stockwerken waren Büros bzw. die Verwaltung untergebracht. Heute bieten die Räume des Bürotraktes Platz für eine Kommunikationsgesellschaft, eine Anwaltskanzlei sowie eine Werbeagentur.

Die eingeschossige Leuchtenbauhalle sowie der daran anschließende dreigeschossige Bürotrakt sind zum einen aus Backstein, zum anderen. aus roten Ringofenziegeln im Dekorationsverband mit gelben Klinkern gebaut. Die Schmalfront des Bürotraktes stellt von der Tordurchfahrt her den Blickfang dar. An dieser Fassade wird das Motiv des mit einem Treppengiebel geschmückten Risalits, wie bei der Villa beschrieben, in einer eigenwilligen Variante, die ein wenig an norddeutsche Backsteinarchitektur des Mittelalters erinnert wiederholt. Dem massigeren Baukörper entsprechend ist der breit angelegte Ziergiebel nur noch zweistufig. Dem Risalit ist im zweiten Obergeschoss erkerartig eine weitere auf Buntsandsteinkonsolen ruhende Scheinarchitektur mit Werksteinkonsolen und zinnenbekröntem Spitzgiebel vorgesetzt. Darüber hinaus sind die Fassaden wie bei der Villa durch die Verwendung von verschiedenfarbigem Backstein auf dekorative Weise gegliedert. Um 1910 wurde im Dach eine Dachgaube hinzugefügt.

Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen:
Bei der Leuchtenbauhalle wurde im hinteren Bereich ein Teil der historischen Substanz abgerissen und eine Stahl- Glas- Konstruktion neu errichtet. Gleichzeitig wurden neue Zugänge von der Südseite her ermöglicht. Eine Partie des Daches dieses Neubaus wurde erhöht. Ein. weiterer Zugang wurde in die Nordseite der denkmalgeschützte Fassade geschaffen. Die Außenfassade wurde gereinigt und das Ziegelsteinmauerwerk ausgebessert. Das Dach wurde nach historischem Vorbild mit Zink neu eingedeckt.

Im Innern der Halle sind die ehemaligen Dachbinder aus Stahl bzw. Holz nach originalem Vorbild erneuert worden. Im Gegensatz zur Maschinenbauhalle wurde das "Innere" der Leuchtenbauhalle erheblich umgestaltet. Zur Abtrennung der heute genutzten Büros und Läden wurden sowohl eine Zwischendecke als auch Zwischenwände eingezogen. Die Außenfassade des an die Leuchtenbauhalle angeschlossenen Bürotraktes wurde wie alle anderen, historischen Bauten gesandstrahlt und damit gereinigt. Die rückwärtige Fassade wurde verputzt. Bereits um 1910 wurde dem Dach eine Dachgaube hinzugefügt. Der Dachstuhl musste überarbeitet und ein Großteil der Sparren erneuert werden, da sie durch jahrelanges Eindringen von Feuchtigkeit abgängig waren. Des Weiteren erneuerte man nach historischem Vorbild die Fensterbänke in Kunststein. Die Fenster wurden durch Alustahlsprossenfenster ersetzt. Den Innenraum gestaltete man der jetzigen Nutzung entsprechend um, d.h. es wurden Zwischenwände eingezogen um den Raum in kleinere Büros einzuteilen.

Das Sozialgebäude mit Turm
Sowohl das Sozialgebäude als auch die Maschinenbauhalle wurden zu einem späteren Zeitpunkt als das Verwaltungsgebäude und die Leuchtenbauhalle gebaut. Aufgrund dessen unterscheiden sie sich vom äußeren Erscheinungsbild von den anderen Gebäuden. Das dreigeschossige Sozialgebäude setzt sich aus einem Hauptbau, einem hofseitigen giebelständigen und vom Hauptbau durch einen weiteren Giebel abgesetzten niedrigeren Anbau sowie einen Turm zusammen. Dieses Gebäude beinhaltete im Erdgeschoss die Waschkaue bzw. die Waschräume, sowie die Spinde der Arbeiter. Im ersten Obergeschoss befand sich die Kantine und im zweiten Obergeschoss Büros. Heute befinden sich hier ausschließlich Büros für Firmen wie z.B. Wolf und Freunde (Gesellschaft für Beratung und Kommunikation), Neblung Sportsnetwork, Firma Martinsfeld (Gesellschaft für neue Medien) oder etwa Anwaltbüros.

Die vierachsigen Längsfassaden des Hauptbaus werden durch je vier Fensterpaare in jedem Geschoss, unterbrochen von Lisenen, strukturiert. Es ist aus Backstein gebaut, zur Hofseite ist es rot und gelb verklinkert, an den anderen Seiten (den nicht repräsentativen) besteht das Gebäude aus rote Ringofenziegeln im Dekorationsverband mit gelben Klinkern. Die turmartig erhöhten Ecklisenen sind mit Satteldächern abgeschlossen. Die Giebel der Stirnseiten sind geschwungen und in der Höhe der Giebelansätze befinden sich jeweils kleine Ziertürmchen ohne Funktion. An den beiden zum Hof hin gerichteten Giebelfronten befinden sich in der Mitte des zweiten Obergeschosses, angepasst an die Rundungen des Giebels" je ein Rundfenster. Eine dem Burgenbau entlehnte, eigenwillige Treppenhauslösung in Form eines dem Sozialgebäude angegliederten Turmes, zeigt das Bemühen der damaligen Firmeneigentümer, ein positives Image der Fabrik durch eine ansprechende Gestaltung herzustellen. Dieser Rundturm mit Kuppeldach in Zinkeindeckung ragt mit einem Fensterumlauf über das übrige Gebäude hinaus. Auch dieses Gebäude wird durch zweifarbige Backsteine optisch dekorativ gegliedert.

Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen:
In 60er bzw. 70er Jahren wurden zwischen dem Sozialgebäude und der Maschinenbauhalle weitere Hallen gebaut. Diese waren teilweise fest mit den historischen Gebäuden verbunden oder verzahnt. Um das Sozialgebäude, sowie die Maschinenbauhalle freizulegen; mussten diese Bauten sehr sorgfältig abgetragen werden, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. So mussten die ehemaligen Fensteröffnungen restauriert werden. Alle noch erhaltenen Stahlsprossenfenster wurden durch Alustahl- Isolierglasfenster nach historischem Vorbild ersetzt Das Mauerwerk wurde auch hier gesandstrahlt. Die Neueindeckung des Daches war aufgrund eines Kriegsschadens notwendig. Diese sollte zunächst mit Tonpfannen durchgeführt werden, was allerdings aus statischen Gründen widerrufen werden musste. Man brachte dann nach historischem Vorbild zum einen eine Zinkabdeckung an, zum anderen verwendete man Teerpappenbahnen.

Im originalen Zustand noch erhalten ist das im Innern des an dem Sozialgebäude angebauten Turmes befindliche Treppenhaus mit Aufzug. Im zweiten Obergeschoss des Hauptbaus wurde die Decke in den derzeitigen Dach- bzw. Speicherraum geöffnet, d.h. die obere Zwischendecke wurde teilweise entfernt. Der Kamin soll zur Abluft für die Küche genutzt werden.

Die Maschinenbauhalle
Die Eventagentur Kar! Broich macht sich diese Halle zu Nutze und führt dort, wo früher Maschinen gefertigt wurden, Ausstellungen, Partys und andere Festlichkeiten durch.
Wie bereits oben erwähnt gehört die Maschinenbauhalle zu den jüngeren Bauten. Die Giebelfronten sind wie bei dem Sozialgebäude im Sinne des Jugendstils flächiger ausgeschmückt und in etwas weicheren, runderen Formen gehalten. Die in hellem Backstein ausgeführten Ecklisenen werden von übergiebelten Eckwarten bekrönt. Wie auch alle anderen Gebäude ist die Maschinenbauhalle in Backstein gebaut. Auch hier bilden die roten Ringofenziegel ein Dekorationsverband mit gelben Klinkern. Durch die verschiedenfarbigen Backsteine wird wie bei allen anderen Gebäuden eine optische Gliederung in den Fassaden erzeugt.

Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen:
Die Außenfassade der Maschinenbauhalle musste, wie das Sozialgebäude, von später angebauten Hallen freigelegt werden. Die vorhandenen Türöffnungen wurden durch Einbau von Glasanlagen geschlossen. Original erhaltene Stahlsprossenfenster wurden wie bei den anderen Gebäuden durch Alustahl- Isolierglasfenster ersetzt. Die Fassade wurde gesandstrahlt. Das Dach wurde durch Verlegung von Teerpappebahnen neu eingedeckt. Auch hier wurde die Eindeckung mit Tonpfannen aus statischen Gründen verworfen.

Im Inneren der hinter dem Sozialgebäude liegenden Maschinenbauhalle ist die Dachkonstruktion aus Holz- und Stahlbinder besonders wertvoll. Um den historischen Dachstuhl zu stabilisieren wurden die maroden Stahlbinder ersetzt bzw. verstärkt.
Des Weiteren existiert noch eine original erhaltene Krananlage, die lediglich repariert wurde. Der ehemals in der Halle vorhandene Betonboden ist durch Eichenparkettboden ersetzt worden.

Fazit
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, gibt es bei der Denkmalpflege bzw. beim Schutz von Denkmälern bestimmte Grundanforderungen Bestimmungen und Voraussetzungen, bevor ein historisches Objekt in die Dankmalliste eingetragen werden kann. Da die ehemalige Leuchtenfabrik am 03.09.1986 in die Denkmalliste eingetragen wurde, könnte man davon ausgehen, dass die Bestimmungen des Denkmalschutzes auch nach der Revitalisierung beachtet, verfolgt und diese eingehalten wurden. Aufgrund der Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen gibt es einige Kritikpunkte. Bei der Neu- oder Umgestaltungen eines denkmalwürdigen Objektes geht es dem Denkmalpfleger in erster Linie darum, historische Substanz zu erhalten, wobei mit historischer Substanz nicht nur das Mauerwerk gemeint ist. Die fast vollständige Erhaltung des Mauerwerks der ehemaligen Leuchtenfabrik ist positiv zu bewerten. Lediglich bei der Leuchtenfabrik wurde der hintere Teil abgerissen. Kritisch ist dagegen einzuwenden, dass das Gemäuer im Zuge der Restaurierung gesandstrahlt wurde, d.h. durch die Reibung der kleinen Sandkörner auf der historischen Substanz kann die Oberfläche beschädigt werden, was eventuelle Nachfolgeschäden hervorruft, die jetzt noch nicht abzusehen sind. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Außenwände hydrophobiert wurden. Die Hydrophobierung sollte zwar dem Schutz des Mauerwerkes dienen, indem es Feuchtigkeit abperlen lässt und trotzdem Feuchtigkeit von innen nach außen diffundieren kann. Entscheidend für die Wirksamkeit sind jedoch saubere und glatte Oberflächen auf Steinen und Mörtelfugen. Brandrisse und andere Mängel der Steine, unregelmäßige Vermauerungen und schadhafte Fugen können die beabsichtige Wirkung einer Hydrophobierung ins Gegenteil verkehren. Das bedeutet, dass Schlagregen trotzdem in das Gemäuer eindringen kann, und zwar in so großen Mengen, dass das Mauerwerk nicht mehr trocknen kann und dauerhaft durchfeuchtet. Des Weiteren kann es zu Abplatzungen an der Außenfassade kommen. Durch die Reinigung der Fassade bekommen die Denkmalbauten eine ganz andere Optik. Die Gebäude wirken wie neu und haben ihr altes Aussehen völlig verloren. Durch die Farbe des Gesteins hat man nicht den Eindruck, dass man vor einem 100 Jahre alten Denkmal steht. Die Disposition der Gebäude im Raum hat für die Denkmalpflege insofern eine Bedeutung, als dass manche historische Bauten als ganze Komplexe in die Liste eingetragen werden. Dies ist bei den Gebäuden der Leuchtenfabrik nicht der Fall. Jedes erhaltenswerte Gebäude ist einzeln unter Denkmalschutz gestellt. Dazu ist auch zu bemerken, dass im Laufe der Zeit zum einen Bauten hinzugefügt und wieder abgerissen wurden und zum anderen der Eingangsbereich nach rechts verlagert worden ist, was auch sehr schön an den Plänen erkennbar wird. Das heißt, dass die Disposition der Gebäude zueinander im Vergleich zur früheren Lage variiert. Dies verfälscht das eigentliche Bild. Um auf die aktuelle Nutzung zu sprechen zu kommen, ist im Voraus anzumerken, dass aufgrund des Umzuges der Vulkanwerke nach Hannover sämtliches Inventar wie z.B. Maschinen aus den Hallen und Fabrikbauten entfernt und mit nach Hannover genommen wurden. Die Erhaltung wichtiger Informationen über technische Abläufe, Arbeitsbedingungen und wirtschaftliche Prozesse, die für die Denkmalpflege einen bedeutenden Aspekt darstellt, fehlen. Aufgrund dessen war eine Nutzung als Museum von vornherein auszuschließen. Dies hätte dem Denkmal einen besonders großen Wert gegeben. Da die Denkmalpflege darauf Wert legt, dass die Innenausstattung erhalten bleibt, gibt es hier weiteren Diskussionsbedarf. Durch die Nutzung der Gebäude als Büros zum einen die Originalböden durch Eichenparkettböden ersetzt und zum anderen wurden Zwischendecken und -wände eingezogen und damit die Raumdisposition des Inneren erheblich verändert. Die Wirkung bzw. die eigentliche Atmosphäre der großen Halle der Leuchtenfabrik fällt somit dahin. Obwohl die Denkmalpflege versucht Rekonstruktion zu vermeiden, wurden hier dennoch die Dachstühle anhand des historischen Vorbildes nachkonstruiert. Zum anderen wurden alle original erhaltenen Fenster sowie alle Dächer gegen neue nach historischem Vorbild angefertigten ersetzt. Bei vielen anderen historischen Bauten wurde versucht wenigstens die Fenster zu erhalten. Dies wurde her nicht gemacht. Man hätte zum Beispiel eine zweite Fensterebene in oder vor die Fensterlaibung setzen können um somit eine Wärmeisolierung zu gewährleisten.

Aufgrund dieser ganzen Kritikpunkte ist es nahe liegend eher von einer Altbausanierung als von einem Denkmal bzw. Denkmalpflege zu sprechen.

Bevor man nun ein letztes Fazit zieht sollte man sich nochmals die Definition des Denkmals vor Augen führen.
Zum anderen gibt es vier Bedeutungsaspekte, die speziell für die Industriedenkmalpflege einen hohen Stellenwert haben: die Geschichte der Technik, die Geschichte der Unternehmen und der wirtschaftlichen Entwicklung, die Geschichte der industriell geprägten Landschafts- und Stadtbilder, die Geschichte der Architektur und die Geschichte der Arbeit. Meines Erachtens lässt sich die Legitimität des Denkmals "Leuchtenfabrik Vulkan" mit der noch erhaltenen Bausubstanz, sowie dessen kunsthistorischer, städtebaulicher, ortsgeschichtlicher und industriegeschichtlicher Bedeutung, sowie wirtschaftlicher und technischer Entwicklung, kurz gesagt als Dokument seiner Zeit begründen.

Literatur
KLEIN- MEYNEN, D. et al.: Kölner Wirtschaftsarchitektur. Von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau. Köln 1996. Wienand Verlag

MEYNEN, H. und H. P. NEUHEUSER (1987): Im Zeichen des Zahnrades. Köln- Ehrenfeld, in denkmal pflegerischer Sicht. In: Rheinische Heimatpflege, Jg. 24, Heft 2, S. 101-116

RHEINlSCH- WESTFÄLISCHES WIRT SCHAFT ARCHIV (Hg.): Vulkan. Gestern, heute, morgen. Köln 1973

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